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     1063  0 Kommentare Nullzinsen sind mehr als Nullzinsen

    Eigentlich ist das ja ein genialer Schachzug mit den gegenwärtigen Nullzinsen. Und es ist ja auch nichts, was daran schwer zu begreifen wäre, denn null Zinsen sind null Zinsen. Eine Null ist eine Null ist eine Null …. Und selbst Negativzinsen verändern ja bei positiven Inflationsraten an dem Genulle nichts.

     

    Trotzdem. Je länger ich über das vermeintlich so Einfache nachdenke, umso mehr komische Gedanken kommen mir. Und das sogar ganz ohne auf Verschwörungstheorien abzustellen. Es ist hier eher so wie zu der Zeit, als Gott den Menschen schuf. Das war auch keine bewusste Verschwörung gegen Mutter Natur, es war schlicht ein Unfall. Dieser hat jedoch die Null in die Welt gebracht. Heute überall zu besichtigen.

     

    Doch ich will nicht abschweifen. Die Ökonomie ist ja eigentlich die Wissenschaft von den Preisen, von der Preisbildung und der Veränderungen von Preisen. Aus dieser Sicht hat die Nullzinspolitik also gar nichts Besonderes an sich, denn auch die Null ist ja ein Preis.

     

    Als ich vor längerer Zeit jedoch einmal versucht habe, in Bundesanleihen zu investieren, habe ich gemerkt, dass es auf diesem Markt gar nicht auf Preise ankommt, sondern ausschließlich auf Mengen. Und die Mengen dort sind null, das heißt, es gibt überhaupt keine Anleihen der Bundesrepublik Deutschland zu kaufen. Jedenfalls keine mit Zinsen, egal ob positive oder negative.

     

    Das heißt, hier richtet sich die Möglichkeit, in den Markt einzusteigen, nicht nach dem, was man als Preis bietet, sondern es gibt gar kein Angebot und damit auch keinen Markt. Anders ausgedrückt bedeutet das, im Grunde genommen existiert hier ein Anlageverbot.

     

    Die Bundesbürger dürfen nicht in Bundesanleihen investieren.

     

    Das hat natürlich niemand verkündet und das wäre ja auch dumm, wo doch unser Bundesfinanzminister noch jeden Menge Billionen an Coronageld brauchen wird und diese sich über Anleihen beschaffen muss. Doch das sind dann natürlich Nulleranleihen, also Nullzinsanleihen, und sie stellen einen Spezialfall dar, der das, was ich hier sagen will, nur auf die Spitze treibt.

     

    Wenn es also nicht möglich ist, Bundesanleihen zu kaufen, welchen Status haben sie dann? Sind sie ein besonders sicheres Anlagegut wie beispielsweise Gold? Nein, das ist unmöglich, denn Gold kann jeder kaufen und bei Gold gibt es täglich Umsätze und Marktpreise.

     

    Was können Bundesanleihen aber dann sein, wenn man sie für Geld nicht kaufen kann? Es bleibt eigentlich nur eine Möglichkeit, und die ist, dass Bundesanleihen selbst Geld sind.

     

    Bundesanleihen sind dann also gleichsam ein sicheres Zweitgeld, zwar ein Schwundgeld, bei dem man immer etwas Verlust macht, wenn man es hält, dass jedoch niemals einen Wertkollaps erleiden kann, wie es das bei Gold schon oft gegeben hat. Und wie es bei den heutigen Währungen wie Euro und Dollar in der Zukunft durchaus zu vermuten ist.

     

    Eine zweite Währung neben der offiziellen also, gleichsam so etwas wie ein dem normalen Papiergold überlegenes Papiergold, hinter dem die wirklichen Goldesel stehen, nämlich die Steuerzahler.

     

    Denn dieser Goldesel wird immer leisten. Egal, was passiert, den Steuerbürger wird man stets auspressen können, um zurückzuzahlen, was nicht mehr zu prolongieren ist. Dieser Goldesel legt Eier. Was beim richtigen Gold nicht der Fall ist. Jedenfalls hat das noch nie jemand beobachtet. Das ist der Unterschied.

     

     

    berndniquet@t-online.de

     

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    Bernd Niquet
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    DER NEUNTE BAND VON "JENSEITS DES GELDES" IST ERSCHIENEN: Bernd Niquet, Jenseits des Geldes, 9. Teil, Leipzig 2023, 648 Seiten, 23,50 Euro

    Leseprobe: "Jenseits des Geldes".

    Eigentlich war ich vollkommen sicher, dass jetzt die Zeit dieser ganzen Auseinandersetzungen hinter mir lag. Deswegen hatte ich auch extra meine Mietrechtschutzversicherung gekündigt. Dann habe ich aber doch einmal in die Betriebskostenabrechnung hineingeschaut und musste unwillkürlich rechnen. 29.220 Euro im Jahr 2018 für die Reinigung der Treppen und Flure, das sind 93 Euro pro Haus pro Woche. Ich würde das jeweils in zehn Minuten schaffen, doch selbst wenn die ungelernte Hilfskraft zwanzig Minuten braucht, sind das 279 Euro Stundenlohn, den die Leiharbeitsfirma dafür einfährt. Wer dabei nicht an Sizilien denkt, kann eigentlich nicht mehr voll bei Verstand sein.

    Bernd Niquet ist Jahrgang 1956 und wohnt immer noch am letzten grünen Zipfel der Failed Stadt Berlin. Die ersten acht Teile von „Jenseits des Geldes“ sind ebenfalls im Engelsdorfer Verlag erschienen, und zwar in den Jahren 2011, 2012, 2013 sowie 2018, 2019, 2020, 2021 und 2022.

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    Verfasst von Bernd Niquet
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