Krim- und Coronakrise getrotzt
Geheimtipp aus der Kornkammer Europas: Gegessen wird immer und stetig satte Dividende on top
Das Agrarunternehmen IMC produziert Getreide in der „Kornkammer Europas“ und besticht durch ein anscheinend krisensicheres Geschäftsmodell. David Waschnig, Autor des Blogs Deep Value, stellt den Geheimtipp aus der Ukraine im Smart Investor vor.
Die Ukraine ist nicht nur das zweitgrößte Land Europas, sondern auch einer der größten und kostengünstigsten Getreideproduzenten der Welt. So belegt man bei der Maisproduktion den sechsten, in der Weizenproduktion den siebten und im Anbau von Sonnenblumen sogar den ersten Platz. Dieser üppigen Menge an Agrargütern steht eine Bevölkerung von lediglich 42 Millionen Menschen gegenüber, sodass mehr als die Hälfte der Produktion für den Export deklariert werden kann.
Die im März 2014 ausgebrochene Krimkrise hatte überraschenderweise keine negative Auswirkung auf den Getreideexport – tatsächlich war das Gegenteil der Fall: Statt den Export von Agrargütern zu drosseln, beschleunigte man ihn sogar. Dies lag nicht zuletzt an der schwachen Hrywnja, der einheimischen Währung, die gegenüber dem US-Dollar massiv an Wert verlor und dadurch ukrainisches Getreide am Weltmarkt noch wettbewerbsfähiger machte. Während zudem die Kosten in der entwerteten Hrywnja anfallen, werden die Erträge in US-Dollar erwirtschaftet. Als direkte Folge konnten ukrainische Agrarkonzerne ihre Gewinne dank höherer Profitmargen signifikant steigern.
Beste Voraussetzungen also für das ukrainische Agrarunternehmen IMC, das mit seinen 123.000 Hektar Ackerland zu den größten des Landes gehört. Von dem angebauten Mais, Weizen und Sonnenblumen sind rund 80 Prozent für den Export bestimmt. Da sich die Anbauflächen ausschließlich im sicheren Norden der Ukraine befinden, ist das Unternehmen vom Konflikt mit Russland nicht direkt betroffen – dieser wird vornehmlich im Südosten des Landes ausgetragen.
Saß IMC vor der Krimkrise noch auf einem Schuldenberg von 164 Millionen US-Dollar (USD), ist sie heute nahezu schuldenfrei und darüber hinaus hochrentabel. Im abgelaufenen Geschäftsjahr erwirtschaftete IMC bei einem Gesamtumsatz von 170 Millionen USD einen Free Cashflow von 35 Millionen USD. Zudem zahlt die Gesellschaft bereits seit mehreren Jahren eine attraktive Dividende: So wurden 2017 rund 11,3 Millionen USD, 2018 weitere 14,93 Millionen USD und 2019 dann 5,93 Millionen USD ausgeschüttet. Im Jahr 2019 fiel die Dividende niedriger aus, da die Hrywnja gegenüber dem US-Dollar an Wert gewann. Seit dem Ausbruch von COVID-19 hat die heimische Währung wieder an Wert verloren.
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Um diese Zahlen in Relation zu setzten: Die aktuelle Marktkapitalisierung beläuft sich auf etwas mehr als 90 Millionen USD. Das heißt, das Unternehmen hat in den vergangenen drei Jahren mehr als ein Drittel der aktuellen Marktkapitalisierung an die Aktionäre ausgeschüttet.
Krisensicheres Investment
Ganz gleich, wo die Corona-Reise hingeht: gegessen wird immer! Der Bedarf an Grundnahrungsmitteln wie Getreide, Weizen und Reis darf als gesichert angenommen werden. Paradoxerweise dürfte das Aufziehen einer weltweiten Wirtschaftskrise den Kurs von IMC sogar befeuern. Seit dem Ausbruch von COVID-19 haben die Währungen von Schwellenländern gegenüber dem USD signifikant an Wert verloren. Die ukrainische Hrywnja ist hier keine Ausnahme: Seit März 2020 hat sie gegenüber dem USD um zehn Prozent an Wert eingebüßt – weitere Tendenz fallend, mit den bereits beschriebenen positiven Effekten auf Marge und Gewinn für ukrainische Exporteure.
Fazit
IMC ist aktuell nicht nur günstig bewertet, sondern auch noch eine gute Portfoliobeimischung. Da die Aktie nicht mit dem Gesamtmarkt korreliert, kann man zusätzlich diversifizieren. Und auch aus Dividendensicht ist IMC attraktiv – die aktuelle Dividendenrendite beläuft sich auf circa sieben Prozent. Bitte beachten: Die Aktie weist an den deutschen Handelsplätzen große Spreads auf (bis zu 20 Prozent) – darum sollte streng limitiert werden. Alternativ kann man kostengünstiger an der Heimatbörse in Warschau ordern.
Ein Gastbeitrag von David Waschnig (Foto),
Autor des Blogs www.deep-value.com
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