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    Hoffnung für Patienten  13097  2 Kommentare Medizinisches Cannabis hat noch mit Vorurteilen zu kämpfen, aber dennoch: "Deutschland ist hier ein Vorreiter"

    Vielen Ärzten fehlt derzeit einfach noch die Erfahrung im Umgang mit dem Wirkstoff, erklärt Cannabis-Fachmann Dr. Julian Wichmann. Er will den Zugang zu medizinischem Cannabis mit Hilfe der Digitalisierung erleichtern.

    wallstreet:online: Medizinische Behandlungen mit Cannabis-Wirkstoffen sind in Deutschland derzeit noch die Ausnahme. Woran liegt das und warum ist Cannabis so ein Reizthema?

    Dr. Julian Wichmann: Die Zulassung von medizinischem Cannabis als Medikament erfolgte im Jahr 2017 und ist damit noch relativ jung. Neue Behandlungsmethoden benötigen immer ein bisschen Zeit, um sich durchzusetzen und im Praxisalltag anzukommen. Derzeit lehnen die Krankenkassen viele Anträge auf Kostenerstattung ab. Laut Bundestag Drucksache 19/27010 sind es rund 40 Prozent. Das sehe ich aber nicht als das primäres Hindernis bei der Patientenversorgung, denn es gibt die Möglichkeit, die Patienten in diesem Falle als Selbstzahler zu versorgen. Zudem übernehmen private Krankenkassen die Kosten üblicherweise. Dass die Behandlung mit Cannabis bisher noch selten ist, liegt eher daran, dass vielen Ärzten noch die Erfahrung im Umgang mit medizinischem Cannabis fehlt. Es gibt über 30 verschiedene Cannabis-Präparate in den Apotheken, hier benötigt man praktische Erfahrung in der Verschreibung. Potenziell gibt es aber viele mögliche Indikationen und somit Patienten für diese Behandlung, wie zum Beispiel Schmerzpatienten, ADHS oder Depressionen und Schlafstörungen. Der Gesetzgeber hat die Verschreibung bewusst nicht auf bestimmte Indikationen beschränkt, sodass generell viele unterschiedliche chronische Krankheiten zur Behandlung mit medizinischem Cannabis in Frage kommen.

    wallstreet:online: Wie steht es inzwischen um die Akzeptanz von medizinischem Cannabis unter Fachleuten und Medizinern?

    Dr. Julian Wichmann: Durch die Zulassung zum Medikament per Gesetz existiert ein breiter Konsens, dass die Behandlung mit medizinischem Cannabis sinnvoll sein kann. Schließlich gingen dem Gesetz viele Beratungen und auch Expertenanhörungen voraus. Es gibt nicht nur zahlreiche Studien über Behandlungserfolge, sondern wir sehen diese auch ganz konkret täglich in der Behandlungspraxis. Viele Mediziner fordern allerdings, die Evidenzbasis durch Studien noch weiter zu vertiefen und zu verbreitern. Da die Anwendung von medizinischem Cannabis noch jung ist, ist die weitere Erforschung von Anwendungsgebieten und Behandlungserfolgen sinnvoll. Aufgrund der Vielfalt der Cannabis-Präparate ist die Studienplanung allerdings sehr komplex.

    wallstreet:online: Sie möchten mit Algea Care einen patientenfreundlichen Weg für die Cannabis-Behandlung anbieten. Wie genau funktioniert das?

    Dr. Julian Wichmann: Der Antrag auf Kostenübernahme bei der Krankenkasse ist aufwändig und häufig nicht erfolgreich. Zudem müssen Patienten an der staatlichen Begleitstudie teilnehmen. Diese bürokratischen Hürden entfallen im Rahmen der Versorgung als Privatpatient oder Selbstzahler. Bei vielen Patienten ist der Leidensdruck immens hoch und daher auch die Bereitschaft vorhanden, die Kosten der Behandlung selbst zu tragen. Da die Behandlung mit medizinischem Cannabis eine chronische Erkrankung voraussetzt, haben wir es mit Patienten zu tun, deren Alltag oft sehr schwierig ist. Damit diese Patienten nicht für jede Verschreibung oder jede medizinische Frage eigens eine Praxis aufsuchen müssen, bieten wir die Möglichkeit der vollständig telemedizinischen Weiterbetreuung. So ersparen wir Patienten den häufigen Gang in die Praxis und etwaige Wartezeiten dort. Insgesamt setzen wir klar auf eine möglichst digitale Versorgung der Patienten, so ist unsere Patientenbetreuung zum Beispiel sieben Tage die Woche erreichbar. Unsere hohe Spezialisierung auf eine Therapieform geht mit einer hohen Kompetenz in diesem Spezialgebiet einher.

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    wallstreet:online: In der Branche sind viele junge Unternehmen und Start-ups aktiv. Welche Cannabis-Therapien und Entwicklungen halten sie derzeit für besonders vielversprechend?

    Dr. Julian Wichmann: Viele Unternehmen sind im Markt der freiverkäuflichen Cannabinoide aktiv. Cannabidiol (CBD) gilt als nicht psychoaktiv und kann daher zum Teil als freiverkäufliches Produkt angeboten werden. Da geht es um Öle, Kaugummis oder ähnliches. Zum Teil ist die Rechtslage hier unübersichtlich, welche Produkte legal und welche illegal sind oder welche Rechtsvorschriften anwendbar sind. Oft wird eine Zulassung als Lebensmittel gefordert (Novel Food). Im Bereich der ärztlichen Cannabis-Therapie ist der Rechtsrahmen jedoch klar abgesteckt. Außerdem unterliegt das medizinische Cannabis strengen Qualitätskontrollen, der Anbau erfolgt unter staatlicher Regie und die Abgabe über Apotheken. Vergleichbare Kriterien gelten auch für pharmazeutisches CBD in Kapselform, die unsere Ärzte für medizinische Behandlungen einsetzen. Freiverkäufliche Produkte standen in Puncto Qualität oder Produktversprechen immer wieder in der Kritik und eignen sich daher in vielerlei Hinsicht nicht für eine kontrollierte, medizinische Behandlung.

    wallstreet:online: Weltweit sehen sich viele Befürworter durch Legalisierungs-Initiativen ermutigt und bestärkt. Sehen Sie auch beim medizinischen Cannabis eine Art Aufbruchstimmung?

    Dr. Julian Wichmann: Die Zulassung zum Medikament im Jahr 2017 war ein Meilenstein und Deutschland mit seinem modernen und aufgeschlossenen Gesundheitswesen ist hier ein Vorreiter. Die Anerkennung der Cannabisheilpflanze als wirksame Heilpflanze beziehungsweise Therapiemöglichkeit sehe ich als einen großen Schritt in die richtige Richtung. Man kann durchaus von Aufbruchstimmung sprechen. Vier Jahre später stecken wir aber bei der Versorgung von Patienten mit Cannabis weiterhin in den Kinderschuhen und werden noch immer mit überholten Vorurteilen konfrontiert.

    wallstreet:online: Herzlichen Dank für das Gespräch, Herr Dr. Wichmann.

    Die Fragen stellte: Julian Schick, wallstreet:online Zentralredaktion

     

    Dr. med. Julian Wichmann ist Geschäftsführer und Gründer von Algea Care. Er ist zertifizierter Facharzt für Radiologie und Experte für digitale Gesundheit. Verbindet die Liebe zum Detail mit der Vision, die Behandlung mit medizinischem Cannabis durch ständige technische Innovation komplett neu zu erfinden.

     

    Weitere Informationen zum Investieren in Cannabis finden Sie auf wallstreet:online.





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    Verfasst vonJulian Schick
    Hoffnung für Patienten Medizinisches Cannabis hat noch mit Vorurteilen zu kämpfen, aber dennoch: "Deutschland ist hier ein Vorreiter" Vielen Ärzten fehlt derzeit einfach noch die Erfahrung im Umgang mit dem Wirkstoff, erklärt Dr. Julian Wichmann. Er will den Zugang zu medizinischem Cannabis mit Hilfe der Digitalisierung deutlich vereinfachen.

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