Was die jüngsten Turbulenzen zu bedeuten haben - Seite 2
Also habe ich mir mal die Mühe gemacht, aus einem einschlägigen Nachrichtenportal die Nachrichten des vergangenen Monats über Evergrande herauszusuchen. Das Ergebnis sehen Sie in folgender Grafik:
Quelle: finanznachrichten.de
Bereits Ende August warnte der Konzern selbst vor einem möglichen Zahlungsausfall bei seinen Anleihen. Das zog aber zunächst weder an den Märkten noch in den Medien größere Kreise (die Zahl der Nachrichten blieb sehr gering). Erst in der Woche, nachdem ich meine Leser informiert habe, stieg die Zahl der Nachrichten zu Evergrandes Problemen deutlich an und erreichte auch die klassischen Finanzmedien. Dennoch blieben die Märkte insgesamt gelassen. (Es gab jedoch einzelne Aktien – auch hierzulande – die deswegen deutlicher nachgaben, z.B. weil sie relativ stark vom chinesischen Immobilienmarkt abhängen.)
Die Charts weisen wieder einmal den Weg
Aber erst am Tag nach dem großen Verfallstag kam es zu Turbulenzen, die dann plötzlich mit Evergrande in Verbindung gebracht wurden. Allerdings fielen die Kurse bereits am Verfallstag: Einen ersten deutlichen Abwärtsimpuls gab es mit Beginn des Kassa-Börsenhandels, danach fielen die Kurse kontinuierlich weiter, wobei sich die Verluste zum Handelsschluss nochmals ausweiteten. Mit Beginn des Futurehandels Montagnacht gingen sie dann nahtlos weiter (siehe folgender Intraday-Chart des S&P500-Mini-Futures).
Aber erst wenige Stunden vor Beginn des Börsenhandels am Montag gab es erste Mutmaßungen in den US-Medien, dass Evergrande etwas mit den Kursverlusten zu tun haben könnte. Dabei hätte man erwarten sollen, dass diese News schon am Wochenende oder wenigstens Montagnacht mit Beginn des asiatischen Börsenhandels zunahmen. Aber wie die erste Grafik oben zeigt, gab es an jenem Wochenende sehr wenige Nachrichten dazu (siehe rote Ellipse). Und an dem Montag, als hier und in den USA die Kurse angeblich wegen Evergrande einbrachen, war in China, Japan und Südkorea ein Feiertag. Es wurde also gar nicht gehandelt und daher gab es auch keine „Vorgaben“ und Nachrichten von den asiatischen Märkten!