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    Marktkommentar  126  0 Kommentare Hugh Gimber (J.P. Morgan): Die Herausforderungen in China meistern

    Wie sich die drei Herausforderungen in China meistern lassen

    20.09.2021

    Die chinesischen Aktien- und Anleihenmärkte haben die Anleger im Jahr 2021 gleich vormehrere Herausforderungen gestellt: erstens die laufenden regulatorischen Änderungen, insbesondere in Bezug auf den Internetsektor, zweitens die nachlassende wirtschaftliche Dynamik und drittens die wachsende Besorgnis über das Ausfallrisiko von Immobilienentwicklern verbunden mit der Gefahr eines Ansteckungseffekts für das Finanzsystem.

    Was die Regulierung angeht, so haben Anleger inzwischen ein etwas besseres Verständnisfür die Absicht der chinesischen Regierung, wettbewerbswidriges Verhalten zu mildern,  die Arbeitnehmerrechte und den Datenschutz zu verbessern sowie das Ziel, die Geburtenraten zusteigern. Weitere politische Ankündigungen und regulatorische Prüfungen könnten noch füreinige Zeit auf der Tagesordnung stehen, was zu einer Neubewertung der mittelfristigen Gewinnaussichten führen könnte. Dennoch sind Anleger nun besser in der Lage, die wenigergefährdeten Sektoren und solche Branchen zu identifizieren, die auch künftig von der Politik Unterstützung erhalten könnten.

    Die jüngsten Wirtschaftsdaten spiegeln weiterhin die schwächere Binnendynamik in Chinawider. Der Export ist trotz der anhaltenden Störungen in der weltweiten Versandlogistikimmer noch ein Lichtblick. Die globale Nachfrage nach Konsumgütern ist nach wie vor robust. Die Einzelhandelsumsätze stiegen im August allerdings nur um 2,5 % gegenüber dem Vorjahr,was lokale Ausbrüche der Delta-Variante und die Einschränkung der Mobilität in diesemZeitraum widerspiegelt. Eine vorsichtigeres Geschäftsklima und strengere Auflagen für denImmobilienmarkt versetzten den Investitionen in China ebenfalls einen Dämpfer. Zusätzlichzu diesem Trend bremst die langsamere Emission von Staatsanleihen in Lokalwährung die Anlageinvestitionen des öffentlichen Sektors.

    Die strengeren Auflagen für den Immobilienmarkt haben die Immobilienentwickler aufgrundreduzierter Aktivität und unveränderter Preisdynamik bereits unter Druck gesetzt. Es gibtwachsende Bedenken, dass Bauträgern mit hoher Verschuldung Liquiditätsengpässe drohen,was auch Ausfälle ihrer Zinssahlungen bedeuten könnte. Dies könnte wiederum zu Stress aufdem chinesischen Markt für hochverzinsliche Unternehmensanleihen führen, auf demImmobilienentwickler eine dominierende Stellung einnehmen. Auch besteht die Befürchtung,  dass diese Entwicklung auf den Bankensektor übergreifen könnte.

    Staatliche Hilfspakete wären äußerst nützlich, um dies zu verhindern. Bislang haben die Behörden den Immobilienentwicklern jedoch noch keine finanzielle Unterstützung gewährt. Eine Möglichkeit wäre, die Kunden dieser Bauträger zu priorisieren um sicherzustellen, dass die Immobilie an die Hauskäufer geliefert wird, statt die Verluste für die Investoren zu mindern. Dafür könnten in Schieflage geratene Bauträger ihre Entwicklungsprojekte an liquidere Projektentwickler verkaufen. Allerdings müssten die Behörden dazu ein angemessenes Liquiditätsniveau für den Sektor aufrechterhalten, damit die Bauträger mit robusteren Bilanzen nicht zusammen mit  den schwächeren Akteuren benachteiligt werden.

    Insgesamt könnte der finanzielle Stress der Bauträger kurzfristig den Abwärtsdruck auf die Wirtschaft verstärken. Neben der Abschwächung der wirtschaftlichen Dynamik erwarten wir, dass sowohl die Fiskal- als auch die Geldpolitik in den kommenden Monaten größere Unterstützung bieten werden. Weniger als 50 % der gesamten (zentralen und lokalen) Emissionsquote für Staatsanleihen für 2021 wurden bis August 2021 ausgeschöpft, was bedeutet, dass es erheblichen Spielraum für eine Beschleunigung der Staatsausgaben gibt, um die Wirtschaft anzukurbeln. Die Bedenken hinsichtlich des Zahlungsausfalls der Immobilienentwickler würden auch eine genauere Überwachung der Marktliquidität und gegebenenfalls eine Finanzspritze durch die Zentralbank erfordern. Die People’s Bank of China hat am 17. September über 7- und 14-tägige Reverse-Repo-Vereinbarungen netto 90 Mrd. RMB zugeführt, das ist der höchste Stand seit Februar. Bei Bedarf könnten weitere geldpolitische Lockerungen folgen. 

    Die kurzfristige Verringerung der Liquidität auf dem Kreditmarkt könnte bei einigen Immobilienkonzernen mit hoher Verschuldung zu Problemen führen und weitere Bedenken hinsichtlich eines Ansteckungsrisikos für das gesamte Finanzsystem in China aufkommen lassen. Wir glauben jedoch, dass sich die politischen Entscheidungsträger dieses Ansteckungsrisikos für den Immobilienmarkt und die Bilanzen der Banken bewusst sind. Sie haben zudem Instrumente und mehrere politische Optionen, um den Markt zu beruhigen, wie etwa Liquiditätsspritzen in das breitereFinanzsystem. Der Bankensektor sollte für den Fall, dass die notleidenden Aktiva steigen, über ausreichende Reserven verfügen, auch wenn einzelne Banken möglicherweise ihre Rückstellungen erhöhen müssen. Dennoch bedeutet dies dass das systemische Risiko gering bleibt.

    Bei chinesischen Anleihen ist zu erwarten, dass sich Anleger im Immobiliensektor vorsichtig verhalten, bis mehr Klarheit darüber besteht, wie sich Projektentwickler an das neue politische Umfeld anpassen. In anderen Teilen des Anleihenmarktes bieten sich jedoch Chancen, wenn die People’s Bank of China die geldpolitischen Zügel lockert und dem Finanzsystem mehr Liquidität verschafft. Darüber hinaus könnte die aktuelle Volatilität mögliche langfristige Bewertungschancen für chinesische Hochzinsanleihen schaffen.

    Bei Aktien könnten die Veränderungen des regulatorischen Umfelds noch einige Zeit in Anspruch nehmen. Die Anleger werden ihre Erwartung des Gewinnwachstums für die betroffenen Sektoren und Unternehmen weiter anpassen. Eine geldpolitische Lockerung könnte der Anlegerstimmung Auftrieb verleihen. Darüber hinaus gibt es, wie oben erwähnt, Sektoren, die weniger von den regulatorischen Änderungen betroffen sind oder größere politische Unterstützung genießen. Dazu gehören Halbleiter, Software, erneuerbare Energien und Elektrofahrzeuge.


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