Drohende Stagflation – darum bleiben die Aktienmärkte stabil
An den Finanzmärkten ist nun immer mehr von einer möglichen Stagflation die Rede, also von einer Phase hoher Inflation bei gleichzeitig stagnierender Konjunkturentwicklung.
An den Finanzmärkten ist nun immer mehr von einer möglichen Stagflation die Rede, also von einer Phase hoher Inflation bei gleichzeitig stagnierender Konjunkturentwicklung. Passend dazu wurden gestern entsprechende Wirtschaftsdaten veröffentlicht:
Starker Preisanstieg bei sich eintrübenden Konjunkturaussichten
So sind die Verkaufspreise im deutschen Großhandel im September 2021 um 13,2 % gegenüber dem Vorjahresmonat gestiegen.
Wie das Statistische Bundesamt dazu gestern früh mitteilte, hatte es letztmalig im Juni 1974 einen höheren Anstieg gegeben, als die Großhandelspreise im Zuge der ersten Ölkrise um 13,3 % gestiegen waren.
Dann kam vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) die Meldung, dass der Index der ZEW-Konjunkturerwartungen für Deutschland in der aktuellen Umfrage vom Oktober 2021 um 4,2 Zähler auf einen neuen Wert von 22,3 Punkten zurückgegangen ist, was nun bereits der fünfte Rückgang in Folge ist.
Und erst am Freitag hatte ich berichtet, dass die Materialknappheit laut IHS Markit inzwischen nicht mehr allein ein Problem der Hersteller ist. Stattdessen besteht die Gefahr eines Übergreifens auf andere Wirtschaftsbereiche. Gestern ging aus einer Umfrage des Ifo-Instituts hervor, dass die Lieferprobleme bereits nicht mehr nur die Industrie plagen, sondern auch den deutschen Einzelhandel. 74 % der Händler klagten im September über entsprechende Probleme. Als Konsequenz nehmen jetzt auch viele Einzelhändler Preiserhöhungen ins Visier.
Ein globales Problem
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Wir sehen also einen deutlichen Anstieg der Preise bei sich eintrübenden Konjunkturaussichten. In der Tat nimmt also die Gefahr einer Stagflation zu. Und dabei sind die gestern genannten Daten nur weitere Beispiele aus Deutschland (siehe auch Börse-Intern vom vergangenen Freitag). Die folgende Grafik der Bank Berenberg zeigt aber, dass global die Inflationsdaten durch höhere Werte überraschen, während die Konjunkturdaten geringer ausfallen als allgemein erwartet.
(Quelle: Bank Berenberg)
Doch warum kam es dann jüngst nicht zu weiter fallenden Kursen an den Aktienmärkten?
Probleme am chinesischen Immobilienmarkt ziehen weitere Kreise
Zumal aus China auch zu hören ist, dass die Probleme auf dem Immobilienmarkt inzwischen größere Kreise ziehen. Nachdem mit China Evergrande der zweitgrößte Wohnungsbaukonzern des Landes in Zahlungsverzug geraten ist, haben nun weitere Firmen Fristen für Zinszahlungen verstreichen lassen. Der Immobilienentwickler Modern Land teilte vorgestern mit, er wolle Investoren um die Verschiebung einer Rückzahlung für ausstehende Anleiheschulden bitten. Sinic Holdings erklärte, wegen fehlender finanzieller Ressourcen in der kommenden Woche voraussichtlich nicht in der Lage zu sein, 250 Millionen Dollar an Anleihegläubiger zu bezahlen. Und der Immobilienkonzern Fantasia schränkte den Handel seiner Anleihen an der Börse in Shanghai nach einer Bonitätsherabstufung ein.
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