Starkes US-Wachstum zieht Aktienmärkte nach oben - Seite 2
Der Ausblick für die kommenden 6 Monate bleibt getrübt
Diese kurzfristig orientierten Anleger werden daher womöglich auch kritisch zur Kenntnis genommen haben, dass der ifo-Geschäftsklimaindex im Oktober zum vierten Mal in Folge gesunken ist, wie das ifo-Institut gestern zu seiner Umfrage unter 9.000 Führungskräften mitteilte. Wobei angesichts der Einkaufsmanagerdaten, die bereits in der vergangenen Woche veröffentlicht wurden, dies keine große Überraschung mehr war. Doch die Führungskräfte beurteilten nicht nur ihre aktuelle Lage (siehe blaue Linie im folgenden Chart), sondern auch die Geschäftsaussichten für die kommenden sechs Monate skeptischer als zuletzt (grüne Linie).
So wird die deutsche Wirtschaft laut den aktuellen mehrheitlichen Erwartungen im vierten Quartal 2021 wohl nur noch geringfügig wachsen. Viele sehen bereits eine Phase der Stagflation. Und vor diesem Hintergrund könnte ich mir durchaus auch noch einmal einen niedrigeren DAX-Stand vorstellen.
Starkes US-Wachstum zieht Aktienmärkte nach oben
Doch als Leitbörsen der Welt gelten die US-Börsen. Und wenn es dort aufwärts geht, zieht dies regelmäßig auch den DAX mit nach oben. Dabei gibt es gute Gründe, warum die Aktienindizes in den USA derzeit steigen. Denn neben der starken Berichtssaison (siehe auch „Steigende Gewinnerwartungen, steigende Aktienkurse“) hat sich laut den jüngsten Einkaufsmanagerindizes (PMI) von IHS Markit das Wachstum der US-Wirtschaft trotz Lieferengpässen sogar bereits wieder beschleunigt. Der Composite-PMI legte nach zuvor 4 Monatsrückgängen in Folge von zuletzt „nur noch“ 55,0 Punkten im September auf 57,3 Zähler im Oktober recht deutlich zu.
Angesichts dieser (auch relativen) Stärke der US-Wirtschaft verwundert es nicht allzu sehr, dass die US-Aktienindizes im August Hochs und nach relativ moderaten Korrekturen im September Tiefs markiert und somit nur relativ kurz zurückgesetzt haben.
Unterschiedliche fundamentale Entwicklungen sind eingepreist
Es ist also die Frage, ob die Wachstumsabschwächung insbesondere der deutschen und europäischen Wirtschaft mit den Kursverlusten der jüngsten Vergangenheit bereits vollständig verarbeitet wurde und die Börse seitdem bereits die Zukunft spielt, oder ob der DAX der Wirtschaft zu weit vorausgelaufen ist, weil ihn die US-Börsen mit nach oben gezogen haben. Ist letzteres der Fall, könnte es noch einmal zu Rücksetzern kommen, mit denen erst dann die fundamentalen Entwicklungen ausreichend eingepreist werden.