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    Interview  1118  0 Kommentare Allterco: „Wir haben unser Potenzial bei Weitem noch nicht ausgeschöpft“

    2016 ist Allterco in Bulgarien an die Börse gegangen. Seitdem hat die Aktie rund 1.400 Prozent zugelegt. Inzwischen ist das Papier am Prime Standard gelistet, so Europa-CEO Wolfgang Kirsch gegenüber unserer Redaktion.

    Kirsch stellt das Unternehmen in unserem Interview ausführlich vor. Er geht auf die Pläne des Anbieters von IoT- und Smart-Home-Lösungen ein und zeigt auf, welche großen Chancen der Markt bietet. Dabei wagt er auch eine Prognose für 2022.

    Allterco ist den Anlegern in Deutschland bisher weitgehend unbekannt, können Sie kurz das Geschäftsmodell umreißen?

    Kirsch: Allterco ist ein IoT- oder Smart-Home-Unternehmen, das unter der Marke Shelly günstige, aber erstklassige Lösungen entwickelt und anbietet, die jedes Haus oder jedes Apartment smart machen. Hierbei gibt es sowohl Plug-and-Play-Lösungen für jedermann als auch professionelle Produkte für den Installations-Profi und DIY-Produkte. Das Schöne dabei ist, dass man als Kunde das smarte Zuhause ganz ohne Veränderung der bestehenden Verkabelung und damit ohne großen baulichen Aufwand und damit kostengünstig umsetzen kann. Dabei gibt es unzählige Anwendungsbeispiele von der Licht- und Heizungssteuerung bis hin zu komplexem Energiemanagement.

    Wie sieht ihr Background aus, wie ist der des weiteren Managements?

    Kirsch: Ich habe viele Jahre als Geschäftsführer das größte Consumer-Electronics-Handelsunternehmen Europas geleitet. Ich kenne mich gut damit aus, belastbare Vertriebs- und Einkaufsstrukturen sowie nötige Prozesse in allen Unternehmensbereichen aufzubauen. Und das ist genau das, was Allterco jetzt braucht.

    Über welche Kanäle werden die Allterco-Produkte vertrieben, gibt es größere nennenswerte Vertriebskooperationen?

    Kirsch: Wir verkaufen unsere Produkte in unserem eigenen Webshop shelly.cloud, über Handelskanäle wie Conrad Electronic, Notebooksbilliger.de und natürlich Amazon. Zuletzt haben wir verstärkt Nachfragen aus dem Baumarktbereich erhalten. Unter anderem findet man unsere Produkte bei Bauhaus. Ein Kanal, von dem wir uns sehr viel versprechen, ist der klassische Elektrogroßhandel, der die vielen Elektroinstallateure bedient. Unsere Shelly-Pro-Produkte benötigen einen professionellen Installateur.

    Wen zählen Sie zu Ihren größten Wettbewerbern in Ihren Zielmärkten?

    Kirsch: Wir haben eine Reihe chinesischer Wettbewerber, von denen wir uns aber eindeutig durch eine bessere Produktqualität, insbesondere im Bereich der Software und der Funktionalität absetzen. Im Hochpreis-Segment sind Marken wie Philips Hue unsere Wettbewerber. Von diesen setzten wir uns durch eine deutlich höhere Flexibilität und deutlich niedrigere Preise ab. Einer unserer großen Vorteile ist die einfache Integration in nahezu alle großen Plattformen wie Amazon Alexa, Google Home Assistant und Apple HomeKit. Zudem ist unser System so offen, dass bei Bedarf jeder Nutzer sein eigenes Steuersystem nutzen kann.

    Dies ist insbesondere für das Management großer Gebäudeeinheiten nützlich. Oft werde ich gefragt, wie wir denn neben den großen Wettbewerbern wie Amazon, Google oder Apple bestehen wollen. Dabei sind gerade diese Giganten nicht unsere Wettbewerber, sondern unsere Beschleuniger. Je mehr Fokus von ihrer Seite auf das Thema Smart Home gelegt wird, desto mehr Nachfrage gibt es für unsere Produkte, denn die sorgen schließlich dafür, dass nach dem Sprachbefehl „Alexa mach das Licht an“ auch tatsächlich etwas passiert.

    Allterco ist bereits seit 2016 an der bulgarischen Börse notiert und seit dem 22. November auch am Prime Standard der Börse Frankfurt gelistet. Was sind die Hintergründe für das Zweitlisting, frisches Kapital haben Sie bei 26 Millionen Euro an liquiden Mitteln per Q3 ja nicht unbedingt nötig?

    Kirsch: Für uns war es wichtig, nicht mehr nur an dem doch etwas beengten Börsenplatz Sofia gehandelt zu werden und in die Champions League aufzusteigen. Das bringt uns die Sichtbarkeit, die wir brauchen und die uns auf Sicht nützen wird. Schließlich haben wir große Pläne für die nächsten Jahre. Speziell in Deutschland erzielen wir einen erheblichen Teil unserer Umsätze mit unseren Shelly-Produkten. Deutschland als Absatzmarkt ist für unsere IoT- und Smart-Home-Lösungen die Basis für die europaweite und letztlich auch die globale Expansion.

    Sie erfüllen zwar alle Transparenzpflichten des Prime Standard, aber die Aktie wird nicht auf Xetra gehandelt. Warum ist das so, wird sich das perspektivisch ändern?

    Kirsch: Das hat eher technische Hintergründe, die mit dem Wertpapier-Clearing zusammenhängen. Für die Anbindung in den Xetra-Handel ist eine sogenannte Central Counterparty nötig, die es aber für Bulgarien aktuell noch nicht gibt.

    Sie gehen im laufenden Jahr von Umsätzen in Höhe von 27,8 Millionen Euro aus. Nachdem das Geschäftsjahr so gut wie vorbei ist, die für Technologie-Produkte wichtige Black Friday Week um ist: Liegen Sie mit Ihrer Entwicklung im Rahmen der Planung?

    Kirsch: Black Friday war für uns ein großer Erfolg. Aber den Grundstein für ein erfolgreiches Jahr haben wir natürlich schon früher mit tollen Produkten gelegt. Das ganze Jahr war durchgängig gut für uns und wir gehen stark davon aus, unsere kommunizierten Ziele auch zu erfüllen.

    Für das kommende Jahr 2022 hat Allterco einen Umsatz von 41,8 Millionen Euro in Aussicht gestellt, woraus speist sich das Wachstum von immerhin rund 50 Prozent?

    Kirsch: Ich habe ja schon erwähnt, dass wir belastbare Vertriebsstrukturen brauchen. Was das Team bisher geleistet hat, ist großartig. Es gibt allerdings noch viel Luft nach oben. In der DACH-Region sind wir gut, haben aber das Potenzial bei Weitem noch nicht ausgeschöpft. In vielen anderen europäischen Ländern wie Spanien, Frankreich und Großbritannien sind wir noch ganz am Anfang. Es gibt aus meiner Sicht keinen Grund, die Erfolgsstory dort nicht weiterzuschreiben.

    Wir bedienen einen Markt, der schnell wächst. 2021 lag der Umsatz mit Smart-Home-Anwendungen in unserem Kernmarkt Europa laut Marktstudien bei etwa 25 Milliarden Euro. In den nächsten fünf Jahren wird eine Verdopplung erwartet. Auch unser Vertriebsteam in den USA beginnt langsam zu wirken. Auch dort stehen wir noch am Anfang, erwarten aber im nächsten Jahr einen deutlichen Schritt nach vorne.

    Im Bereich der Consumer-Elektronik gibt es viel Billig-Konkurrenz aus Asien, wie können Sie hier mithalten, ohne die Margen zu gefährden?

    Kirsch: Unsere Produkte sind qualitativ deutlich besser als die unserer chinesischen Mitbewerber. Insbesondere setzen wir uns allerdings durch die bereits beschriebene Software ab, die eine sehr gute Bedienungsfreundlichkeit bietet und sich durch eine unglaubliche Flexibilität auszeichnet. Auch unsere Steuerungs-App wird im Laufe des nächsten Jahres komplett neu gelauncht und auf ein ganz neues Niveau gehoben.

    Letztendlich sollte man aber nicht vergessen, dass uns ein ganz wesentlicher Trend in die Karten spielt. Zunehmend, und nicht nur in den USA, gibt es eine hohe Skepsis gegenüber chinesischen Anbietern und deren Cloud-Lösungen. Unsere Cloud steht in Deutschland und erfüllt schon deshalb die allerhöchsten Datensicherheitsanforderungen. Außerdem gefällt es vielen unserer Kunden ausgesprochen gut, dass man die Shelly-Produkte auch ohne jeden Cloud Speicher verwenden kann.

    Die aktuellen Probleme in den Lieferketten, gerade bei Technologieprodukten, können Ihnen bei Ihren Planungen keinen Strich durch die Rechnung machen?

    Kirsch: Wir haben zum Glück vorgesorgt und uns großzügig mit Ware eingedeckt. Das hilft, kleinere Schwankungen auszugleichen. Zum Glück haben wir die nötigen finanziellen Mittel dazu. Bei vielen Produkten haben wir inzwischen durch technische Änderungen und Softwarelösungen erreicht, zumindest etwas unabhängiger von der Chipindustrie zu werden.

    Was können Investoren im kommenden Jahr erwarten, wird es neue Produkte geben und haben Sie Ambitionen, anorganisch zu wachsen?

    Kirsch: Es wird nächstes Jahr eine ganze Reihe neuer Produkte geben. Bei vielen ist das eine technische Weiterentwicklung der bewährten Geräte. Wir haben aber auch einiges an Neuheiten in der Pipeline. So haben wir gerade ein smartes Heizkörperthermostat in gewohnter Shelly-Qualität auf den Markt gebracht. Damit erschließen wir uns ein absolutes Massensegment und können sicher auch eine Menge neuer Kunden in die Shelly-Familie bringen, die dann im nächsten Schritt bei der weiteren Automatisierung ihrer Häuser und Wohnungen auf Shelly zurückgreifen werden.

    Analysten sprechen eine Kaufempfehlung für die Aktien von Allterco aus. Stimmen Sie dem zu?

    Kirsch: Ich bin kein Anlageberater, daher gebe ich dazu keine Empfehlung. Was ich aber mit Stolz sagen kann: Allterco hat ein dynamisches Team, tolle Produkte, die sich substanziell gegenüber den Konkurrenzprodukten abgrenzen und ist im IoT- und Smart-Home-Bereich in einem Markt aktiv, der über Jahre wachsen wird. Der Markt wird darauf seine Antwort geben. Wir wachsen beim Gewinn deutlich im mittleren zweistelligen Prozentbereich und sind günstiger als die Peergroup. Was Sie daraus schlussfolgern, überlasse ich Ihnen beziehungsweise dem Markt.

    Dieses Interview ist eine Kooperation von wallstreet:online mit der Redaktion von www.4investors.de.

     




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