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     1770  0 Kommentare Die Inflation ist bei den Menschen angekommen um wohl auch zu bleiben...

    Die Geldpolitik und der subtile Griff an das Privateigentum

    Bis vor der Corona-Krise war die Inflation für einen Großteil der Bevölkerung gefühlsmäßig eher abstrakter Natur.
    In unzähligen Zeitungsartikeln bezeichneten die Protagonisten der Europäischen Zentralbank und staatsnahe Ökonomen die Inflationsraten vor der Corona-Krise als zu niedrig. Die in Konsumgüterpreisen gemessene Zielrate von 2 Prozent wurde über Jahre offiziell nicht erreicht. Nebenbei bemerkt ist es ohnehin fragwürdig, wie es den Zentralbankern aufgrund mangelnder Informationslage (anders als bei einem Marktzins, der sich aus Geldangebot und Geldnachfrage bilden würde) ohne die Anmaßung von Wissen gelingen soll, den Zinssatz so treffend zu wählen, dass die gewählte Zielmarke auch nur annäherungsweise erreicht werden kann. 
    Die irreführende mediale Kommunikation täuscht zudem über den Kern des Übels einer Kaufkraftentwertung hinweg. Inflation ist umverteilender und enteignender Natur. Bei einer jährlichen Inflation von 2 Prozent liegt die Kaufkraft von 100 Euro im Folgejahr bei nur noch 98 Euro. Die schleichende Enteignung trifft die Inhaber von Geldvermögen und im Gegenzug steigen im Zuge der Geldmengenerweiterungen die Preise für die relativ knapp gebliebenen Vermögensgüter. Die Bundesbürger halten ungefähr 7.500 Milliarden Euro Geldvermögen und sind von den enteignenden Entwicklungen überproportional betroffen.
    Spürbare Inflation gab es auch vor der aktuellen Krise im schon thematisierten Bereich der Vermögensgüterpreise (Immobilien, Ackerland, Aktien, Edelmetalle usw.). So stieg beispielsweise der Häuserpreisindex (Quelle: tradingeconomics.com) in Deutschland von 2005 bis Dezember 2021 um ungefähr 110 Prozent. Der durchschnittliche Nettolohn eines unverheirateten und kinderlosen Angestellten ist laut Statista im identischen Zeitraum um etwas über 50 Prozent gestiegen. Bringt man von diesem Anstieg die nicht unerheblichen Steigerungen für elektrische Energie, Konsumgüter und so weiter in Abzug, dann wird es den Durchschnittsnettolohnempfängern immer schwieriger, Wohneigentum zu erwerben. Anders gesagt: Der Wirkungsgrad der Arbeitseinkommen wurde sukzessive herabgesetzt. Es wird für die Menschen immer schwieriger, auf Basis ihres Arbeitseinkommens Wohneigentum zu erwerben um so finanzielle Unabhängigkeit zu erwirken. Dieser Vorgang ist ohne Übertreibung als Angriff auf das Privatprivateigentum einzustufen. Diese Entwicklung sorgt ganz eindeutig für zusätzliche soziale Ungerechtigkeit, der Aufschrei der sozial orientierten Politiker ist mit Blick auf die Geldpolitik nicht wahrzunehmen. Und zwar beziehen sich diese Aussagen auf die durchschnittlich arbeitende und leistungsbereite Mitte der Bevölkerung.
    Die Europäische Zentralbank hat seit der Lancierung des Eurosystems die Bilanz um den Faktor Zwölf (von 692 Milliarden Euro auf nun fast 8.500 Milliarden Euro) erweitert und Geld neu geschaffen. Das nicht mehr knapp gehaltene Geld wurde nachfragewirksam und führte zu einer Verknappung des vergleichsweise niedrigen Angebotes im Bereich der Vermögensgüter und so stiegen die Preise.

    Knappheiten im Bereich der Vorprodukte und Rohstoffe als Folge der politisch diktierten Lockdowns

    Die durch die Lockdown-Politik bedingte Unterbrechung der filigran abgestimmten globalen Lieferketten hat zu einer noch nie da gewesenen Knappheit im Bereich der Vorprodukte geführt. Die Umfrage des Münchner ifo-Instituts und die grafische Darstellung seit der Wiedervereinigung Deutschlands sprechen eine klare Sprache und die Folgen sind dramatisch für das produzierende Gewerbe, für Handwerker und letzten Endes auch für die privaten Haushalte.
    Vorprodukte und Ersatzteile werden, wenn überhaupt verfügbar, mittlerweile zu Tagespreisen abgerechnet. Lediglich die Stundenverrechnungssätze der Arbeitskräfte sind verlässlich kalkulierbar. Diese Aussage hört man nicht nur von Handwerkern und Bauunternehmern, sondern mittlerweile beispielsweise auch von Werkstätten für Baumaschinen.

    Datenquelle: ifo-Institut    Grafik: Buch GeldZeitenwende

    Um die Corona-Maßnahmen zu refinanzieren, müssen sich die Staaten neu verschulden und das wiederum führt zu einer massiven Ausweitung der Geldmengen. Die Staatsanleihen werden aber nicht wie üblich in einer funktionierenden oder noch real existierenden Marktwirtschaft am Kapitalmarkt platziert. Die Forderungen gegen die Euro-Staaten finden sich auf der Aktivseite der Zentralbank-Bilanz wieder. Die EZB-Bilanz wurde im Zuge dieser sogenannten monetären Staatsfinanzierung allein seit Ende 2019 um ungefähr 80 Prozent ausgeweitet und neues Geld „per Knopfdruck“ produziert. Der dadurch entstandene Geldmengenüberhang trifft durch das Zusammenbrechen der Lieferketten auf ein abnehmendes Güterangebot. Diese Kombination ist eine verlässliche Rezeptur für steigende Preise, und zwar auf breiter Front. Eine verlässliche Wirtschaftsrechnung, um Preise zu kalkulieren und zu vergleichen, ist nicht mehr möglich. Der österreichische Nationalökonom Ludwig von Mises begründete die Undurchführbarkeit des Sozialismus zentral mit der Unmöglichkeit, eine Wirtschaftsrechnung zu gewährleisten. Die EZB-Politik als Geldsozialismus zu bezeichnen, bekommt angesichts der dargelegten Zusammenhänge eine sinnhafte Bedeutung. 

    Die Vier-Phasen der Inflation und der Status quo

    Inflationäre Entwicklungen lassen sich in vier Phasen unterteilen:

    1. Spekulationsblasen im Bereich der Vermögensgüter
    2. Die Frühwarnphase
    3. Hortung im Bereich der Haushaltswaren, PKW usw.
    4. Inflation in den Konsumgüterpreisen

    Der Übergang von Phase zwei bis zur letzten Phase, der Inflation im Bereich der Konsumgüterpreise, ist in Teilen bereits geschehen. Der vom Statistischen Bundesamt veröffentlichte Verbraucherpreisindex lag per November 2021 im Vergleich zum Vorjahr bei 5,2 Prozent und folglich deutlich über der bereits benannten Zielsetzung von jährlich 2 Prozent. Am 19. November 2021 teilte das Statistische Bundesamt in einer Pressemitteilung mit, dass die Erzeugerpreise für gewerbliche Produkte um 18,4 Prozent und für Vorleistungsgüter um 18,1 Prozent zum Vorjahr gestiegen seien. Teil dieser Mitteilung waren übrigens auch Energiepreissteigerungen in Höhe von 48,2 Prozent. 


    Datenquelle: Vortrag von Dr. Markus Krall        Grafik: Buch GeldZeitenwende

    Das Online-Portal mobile.de hat auf Basis der breiten Datenlage im Bereich der Gebrauchtwagen per November 2021 eine Steigerung von 20,9 Prozent ermittelt. Die anhaltende Rohstoff-Knappheit von Aluminium und Magnesium sowie die anhaltende Chip-Krise bremsen die Neuwagen-Produktion dramatisch aus. Die Folge ist eine anziehende Nachfrage im Markt für Gebrauchtwagen.
    Die Importpreise stiegen laut Statistischen Bundesamt im Oktober 2021 im Vergleich zum Oktober 2020 um 21,7 Prozent. 

    Zurück zur Geldpolitik:

    Die Geldmenge in der Eurozone, bezogen auf das Geldmengenaggregat M3, stieg seit Jahresbeginn 2020 gemäß offizieller Zahlen um etwa 18 Prozent. Der Zusammenhang zwischen Geldmengenausweitungen und Preissteigerungen in nahezu allen Märkten sollte somit also hinlänglich bewiesen sein. Die Kommunikationspolitik der Zentralbank mit Verweis auf vorrübergehende Entwicklungen soll die Bürger beruhigen. Die faktischen Tatsachen und die empirische Datenlage stehen diesen Aussagen jedoch diametral entgegen.

    Eine von Dr. Markus Krall initiierte Umfrage unter Kaufleuten und gezielte Befragungen von Unternehmern runden die dargelegte Situationsbeschreibung „realwirtschaftlich“ ab. Dr. Krall sprach in dem Zusammenhang von einer „Anekdotenevidenz“. Dennoch lässt sich auf Basis dieser Daten aus der Wirtschaft ein klares Fazit ziehen.

    Bereits im Sommer und Herbst 2020 gab es erste Warnsignale aus der Bauwirtschaft. Diverse Materialien, wie zum Beispiel Fliesen, Dämmung und vor allem Holz wurden knapp. Dachdecker, Zimmereibetriebe und andere Gewerke waren gezwungen, trotz voller Auftragsbücher Kurzarbeit anzumelden. Private Bauprojekte wurden aufgrund unsicherer Versorgungslage und explodierender Preise verschoben oder gar gänzlich abgesagt. Die Kalkulierbarkeit der Projekte ist schlichtweg nicht mehr gegeben.
    Gemeldet werden Preissteigerungen von bis zu 500 Prozent für Harze und Lösungsmittel, 70 Prozent bis 170 Prozent für Rigips, Türrahmen, Zement und Steine, 100 Prozent für Betonstahl, 65 Prozent für Stahlgitter, 100 Prozent für Silikonspritzguss, 100 Prozent für Kabel und Leitungen, Holznormteile und diverse Chemikalien, 200 Prozent für Parkett. Die Lieferzeiten sind auf bis zu einem Jahr (OSB Platten und Naturstein) gestiegen, viele Produkte sind gar nicht lieferbar. Berichtet wird von einem Hersteller von Fertighäusern, der seinen Kunden 20.000 Euro für die Stornierung des Kaufvertrages anbietet, weil er nicht mehr kostendeckend liefern kann.

    Große Effekte wurden aus Branchen berichtet, die extrem abhängig von den globalen Lieferketten sind, nämlich in der Elektroindustrie. Preiserhöhungen zwischen 12 Prozent (Mikrochips) bis 1.000 Prozent (Mikrocontroller) wurden von den Marktteilnehmern angegeben. Im Mittel ließ sich eine satte Steigerung von 200 Prozent feststellen. Schwerpunkte bei Endprodukten sind Grafikkarten (100 Prozent), Laptops mit Spezialanwendungen (50 Prozent) und Folientastaturen (50 Prozent). Auch die avisierten Lieferzeiten der Hersteller sind für diese Nachfrager stark angestiegen, gemeldet wird eine Bandbreite von 8 Wochen (EC-Lesegeräte) bis 68 Wochen für Mikrocontroller und ein Jahr für Messgeräte in der Spezialchemie. 

    Bei KFZ- und Fahrzeugbau betragen die Preissteigerungen von einzelnen Zulieferprodukten laut Umfrage zwischen 50 Prozent (Kunststoffe) und 100 Prozent (Reifen bestimmter Fabrikate und Größen). Problematischer scheinen jedoch nicht die Preissteigerungen zu sein, die dort noch nicht auf breiter Front eingetroffen sind, sondern die Lieferengpässe und -ausfälle. Lieferzeiten von 6 Monaten und Rationierung von Halbleitern hat schon zu erheblichen Produktionsausfällen geführt, was die Preise für Neu- und Gebrauchtwagen treibt. Bei Neuwagen wird dies mit Verzögerung sichtbar, weil die Preissteigerung zu Beginn nicht nominal erfolgt, sondern nur im Wegfall der Rabatte besteht.
     
    Bei Lebensmitteln, also dem Bereich, der in der offiziellen Inflationsstatistik besonderes Gewicht hat, ist das Bild noch sehr heterogen und die Datenmenge ist vergleichsweise zu anderen Produktkategorien klein. Einzelne Ausreißer sind jedoch auch hier schon unverkennbar: Tee und Kaffee schlagen so zum Beispiel bereits im Einkauf mit plus 20 Prozent zu Buche. 

    Bei den Lebensmitteln konzentrieren sich die Preiserhöhungen großenteils noch auf die Importware. Jedoch gilt zu beachten, dass Verpackungsmaterialien für einen großen Teil des Verkaufspreises verantwortlich zeichnen. Kunststoffe, Holz- und auch Folienpreise stellen beispielsweise die materielle Basis für jene Verpackungen dar. Sämtliche dieser Roh-, Hilfsstoffe und Vorprodukte sind teurer geworden. Laut Branchenkennern sind die Preise für die Verpackungen zwischen 30 Prozent bis 200 Prozent gestiegenen. Das wirkt sich nun auch auf die Preisgestaltung der Supermärkte und somit preissteigernd für den Endverbraucher aus.

    Über die Finanzwirtschaft arbeitet sich die Entwertung des Geldes schrittweise in die Realwirtschaft. Die EZB hält derweil am „Inflationsziel über 2 Prozent“ fest, kündigt an, die Zinsen auf Jahre negativ zu halten und druckt Geld als würde dieser Prozess keine Auswirkungen für die Menschen haben. 

    Die aktuelle Lage um das Virus und die Finanzmittel, die notwendig sind, um die Auswirkungen der politischen Maßnahmen zu bezahlen, werden mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit die Staatschulden weiterhin sehr dynamisch steigen lassen. Mit jedem Euro neuer Staatsverschuldung steigt die Geldmenge und die Kaufkraft der Einkommen und Geldwerte auf den Konten der Menschen wird sukzessive bzw. mittlerweile sehr dynamisch herabgesetzt. Die Bürger sollten sich nicht nur durch Umschichtung in Sachwerte, sondern vor allem mental auf diese herausfordernde Situation vorbereiten. Die Menschen dürfen in diesem Zusammenhang auch nicht vergessen, dass der Haupttilgungsanteil von Staatschulden immer die Inflation oder eine Währungsreform war. Insofern waren die Inhaber von Geldwerten historisch gesehen immer die Verlierer.
    Das Buch „Geldzeitenwende – vom Enteignungsgeld zurück zum gedeckten Geld“ ist im Lichtschlag Buchverlag erschienen.
    https://lichtschlag-buchverlag.de

    Autor: Benjamin Mudlack – Atlas Initiative für Recht und Freiheit e.V.


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