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    „Kreative Trickserei“  7169  0 Kommentare Rocket Internet-Delisting: Hedgefonds macht Kasse, Kleinanleger stehen im Regen

    Fast anderthalb Jahre zieht sich das Delisting der Berliner Start-Up-Schmiede Rocket Internet hin. Jetzt will das Unternehmen einen hartnäckigen Hedgefonds loswerden, muss dafür aber tief in die Tasche greifen.

    Schon im September 2020 hatte die Hauptversammlung von Rocket Internet beschlossen, das Unternehmen von der Börse zu nehmen. Den Aktionären wurde damals nur der gesetzliche Mindestpreis von 18,57 Euro geboten. „Aufgrund der Beteiligungen und der Barbestände war damals schon klar, dass der Wert des Unternehmens bei mindestens 30 Euro liegen müsste“, meint Michael Kunert von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK).

    Das Angebot sorgte für großen Unmut bei den Aktionären des einstigen MDAX-Konzerns, die beim Börsengang 2014 noch über 42 Euro pro Anteilsschein gezahlt hatten. Kleinanleger und auch Indexfonds verkauften ihre Aktien, die mittlerweile nur noch an der Börse Hamburg gehandelt werden. „Die Geschädigten sind am Ende aber nicht die Fondsgesellschaften, sondern die Anleger“, so Kunert. „Es ist leider auch ein Zeichen, wie katastrophal unzureichend der Aktionärsschutz in Deutschland ist.“

    Der US-Milliardär Paul Singer und sein Hedgefonds Elliott machten den Plänen von Rocket jedoch einen Strich durch die Rechnung. Die Amerikaner sicherten sich rund 20 Prozent der Anteile und weigerten sich das Rückkauf-Angebot der Berliner anzunehmen. „Da ist Oliver Samwer auf dem falschen Fuß erwischt worden“, sagt Michael Kunert.

    Dieses Manöver scheint sich jetzt auszuzahlen für den Hedgefonds, denn Rocket Internet will sein Angebot kräftig nachbessern. Wie das Unternehmen am Montag mitteilte, sollen über 27 Millionen Aktien (26,6 Prozent des Grundkapitals) aufgekauft und eingezogen werden. Für diese Anteile will Rocket 35 Euro pro Aktie zahlen – fast der doppelte Betrag, mit dem viele Aktionäre Ende 2020 abgespeist wurden. Experten zufolge könnte Singer mit dem Deal bis zu 200 Millionen Euro verdient haben.

    Wie der Aktionärsschützer im Gespräch mit wallstreet:online erklärt, würden Kleinanleger nun schon wieder benachteiligt. Grund sei die Regelung der Andienungsrechte. Für vier Rocket-Aktien im Depot dürfen Aktionäre jeweils eine Aktie zum Kurs von 35 Euro an Rocket Internet zurückzugeben. Die Beteiligungsgesellschaft von Rocket-Chef Samwer hingegen will ihre Andienungsrechte an den Elliott-Hedgefonds verschenken. Somit wird Hedgefonds-Manager Singer sämtliche Anteile los, während Kleinanleger ihre restlichen Anteile an der Börse (aktueller Kurs: rund 32 Euro) verkaufen oder selbst weitere Andienungsrechte zukaufen müssten. „Eine kreative Trickserei zum Schaden der Aktionäre“, sagt Kunert dazu.

    Autor: Julian Schick, wallstreet:online Zentralredaktion



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    Verfasst vonJulian Schick
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