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     1660  2 Kommentare Alles richtig und trotzdem falsch - Seite 2

     

    Dieser bürgerschaftliche Zusammenhalt ist bei uns jetzt jedoch zu Ende. Mit der demagogischen Moralisierung der Pandemiepolitik wurde das bestimmende Thema der aktuellen Gegenwart aus der Verhandlung unter Gleichen herausgenommen.

     

    Und damit, so heißt es weiter, werde nicht nur die politische Ausgestaltung, sondern bereits die legitime Diskussion über die Pandemiemaßnahmen zum Privileg der vermeintlich Guten und Solidarischen gemacht.

     

    Quintessenz: Die Leugner des Glaubens derjenigen, die sich selbst im Recht wähnen, werden durch moralische Verdammung aus dem Kreis des legitimen Diskurses herausgestoßen. Jemanden aus dieser Gemeinschaft auszuweisen bedeutet jedoch nichts weniger, als ihm und seinesgleichen die Republik, das geteilte Gemeinwesen, aufzukündigen.

     

    Nicht der erklärten Absicht, aber der Logik der Sache nach, laufe die Moralisierung der Politik daher immer darauf hinaus, die Diktatur des eigenen Willens durchsetzen zu wollen. Denn wer sollte als kontroverser Diskutant übrig bleiben, wenn diejenigen, die abweichende politische Urteile zu denselben Fragen fällen, durch moralische Verdammung aus der Debattenarena verwiesen worden sind?

     

    Bing-Bong, das ist es! Und ich finde es vom Anfang bis zum Ende durchweg überzeugend. Jetzt weiß ich wieder, wozu es so etwas wie Staatsphilosophie gibt.

     

    Dennoch scheint mir die gesamte Argumentation illegitim zu sein. Denn wenn eine Minderheit in der Bevölkerung die Bewegungs- und Entfaltungsfreiheit der deutlichen Mehrheit signifikant beschneidet, ergibt sich kein demokratisches Ergebnis. Es darf daher nicht Bestand haben. Punktum.

     

    Genau an diesem Punkt scheint die ganze Geschichte dann jedoch wieder komplett von vorne zu beginnen ….

     

     

    Bernd Niquet

     

    berndniquet@t-online.de

     

     

    Und noch ein P.S.:

    Wenn Sie meine Kolumnen regelmäßig lesen und das auch mit derjenigen von vor drei Wochen gemacht haben („Mogelei bei Mindesthaltbarkeitsdaten?“), dann habe ich hier eine interessante Entwicklung zu berichten.

    In dieser Kolumne ging es unter anderem um Fleischsalat, der trotz noch lange laufender Haltbarkeit verdorben war. Als ich vor Kurzem wieder in dieser Filiale eines der drei großen Lebensmittelketten in unserem Land war, musste ich feststellen, dass das Sortiment des entsprechenden Salatanbieters, ebenfalls einem der größten in Deutschland, komplett aus dem Angebot verschwunden ist.

    Und das gelte sogar bundesweit, sagte mir eine Angestellte. Man wisse jedoch nicht warum. Es habe auf jeden Fall nichts mit dem Geld und den Preisen zu tun. Wenn das kein Hammer ist?! Manchmal rieche ich wirklich Mäusescheiße im Dunkeln.

     

     

     

     

     

     

     

     


    Bernd Niquet
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    DER NEUNTE BAND VON "JENSEITS DES GELDES" IST ERSCHIENEN: Bernd Niquet, Jenseits des Geldes, 9. Teil, Leipzig 2023, 648 Seiten, 23,50 Euro

    Leseprobe: "Jenseits des Geldes".

    Eigentlich war ich vollkommen sicher, dass jetzt die Zeit dieser ganzen Auseinandersetzungen hinter mir lag. Deswegen hatte ich auch extra meine Mietrechtschutzversicherung gekündigt. Dann habe ich aber doch einmal in die Betriebskostenabrechnung hineingeschaut und musste unwillkürlich rechnen. 29.220 Euro im Jahr 2018 für die Reinigung der Treppen und Flure, das sind 93 Euro pro Haus pro Woche. Ich würde das jeweils in zehn Minuten schaffen, doch selbst wenn die ungelernte Hilfskraft zwanzig Minuten braucht, sind das 279 Euro Stundenlohn, den die Leiharbeitsfirma dafür einfährt. Wer dabei nicht an Sizilien denkt, kann eigentlich nicht mehr voll bei Verstand sein.

    Bernd Niquet ist Jahrgang 1956 und wohnt immer noch am letzten grünen Zipfel der Failed Stadt Berlin. Die ersten acht Teile von „Jenseits des Geldes“ sind ebenfalls im Engelsdorfer Verlag erschienen, und zwar in den Jahren 2011, 2012, 2013 sowie 2018, 2019, 2020, 2021 und 2022.

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    Verfasst von Bernd Niquet
    Alles richtig und trotzdem falsch - Seite 2 Der Staat, der Philosoph und Corona