Alles richtig und trotzdem falsch - Seite 2
Dieser bürgerschaftliche Zusammenhalt ist bei uns jetzt jedoch zu Ende. Mit der demagogischen Moralisierung der Pandemiepolitik wurde das bestimmende Thema der aktuellen Gegenwart aus der Verhandlung unter Gleichen herausgenommen.
Und damit, so heißt es weiter, werde nicht nur die politische Ausgestaltung, sondern bereits die legitime Diskussion über die Pandemiemaßnahmen zum Privileg der vermeintlich Guten und Solidarischen gemacht.
Quintessenz: Die Leugner des Glaubens derjenigen, die sich selbst im Recht wähnen, werden durch moralische Verdammung aus dem Kreis des legitimen Diskurses herausgestoßen. Jemanden aus dieser Gemeinschaft auszuweisen bedeutet jedoch nichts weniger, als ihm und seinesgleichen die Republik, das geteilte Gemeinwesen, aufzukündigen.
Nicht der erklärten Absicht, aber der Logik der Sache nach, laufe die Moralisierung der Politik daher immer darauf hinaus, die Diktatur des eigenen Willens durchsetzen zu wollen. Denn wer sollte als kontroverser Diskutant übrig bleiben, wenn diejenigen, die abweichende politische Urteile zu denselben Fragen fällen, durch moralische Verdammung aus der Debattenarena verwiesen worden sind?
Bing-Bong, das ist es! Und ich finde es vom Anfang bis zum Ende durchweg überzeugend. Jetzt weiß ich wieder, wozu es so etwas wie Staatsphilosophie gibt.
Dennoch scheint mir die gesamte Argumentation illegitim zu sein. Denn wenn eine Minderheit in der Bevölkerung die Bewegungs- und Entfaltungsfreiheit der deutlichen Mehrheit signifikant beschneidet, ergibt sich kein demokratisches Ergebnis. Es darf daher nicht Bestand haben. Punktum.
Genau an diesem Punkt scheint die ganze Geschichte dann jedoch wieder komplett von vorne zu beginnen ….
Bernd Niquet
berndniquet@t-online.de
Und noch ein P.S.:
Wenn Sie meine Kolumnen regelmäßig lesen und das auch mit derjenigen von vor drei Wochen gemacht haben („Mogelei bei Mindesthaltbarkeitsdaten?“), dann habe ich hier eine interessante Entwicklung zu berichten.
In dieser Kolumne ging es unter anderem um Fleischsalat, der trotz noch lange laufender Haltbarkeit verdorben war. Als ich vor Kurzem wieder in dieser Filiale eines der drei großen Lebensmittelketten in unserem Land war, musste ich feststellen, dass das Sortiment des entsprechenden Salatanbieters, ebenfalls einem der größten in Deutschland, komplett aus dem Angebot verschwunden ist.
Und das gelte sogar bundesweit, sagte mir eine Angestellte. Man wisse jedoch nicht warum. Es habe auf jeden Fall nichts mit dem Geld und den Preisen zu tun. Wenn das kein Hammer ist?! Manchmal rieche ich wirklich Mäusescheiße im Dunkeln.