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    „Fußnote“  147  0 Kommentare Die Suche nach dem richtigen Zins


    Ein Blick auf den KMU-Anleihemarkt von Markus Knoss, BankM AG:

    Wo liegt der faire Kupon und was sind die Alternativen? Das ist aktuell die große Preisfrage am Markt für KMU-Anleihen. Herrscht an der Oberfläche noch verdächtige Ruhe, ist der Anpassungsprozess unterschwellig in vollem Gange.

    „Emittenten und Investoren müssen der neuen Komplexität Rechnung tragen.“ Was ich in meiner letzten Kolumne so einfach in den Raum gestellt habe, erfordert in der Praxis einen längeren Anpassungsprozess. Im Mittelpunkt steht dabei die Preisfindung. Während Investoren seit geraumer Zeit auf höhere Kupons pochen, sind Emittenten vielfach noch nicht bereit, diese auch zu bezahlen. Im Ergebnis fällt das Transaktionsgeschehen im bisherigen Jahresverlauf doch sehr überschaubar aus. Statt Anschlussfinanzierungen dominieren Restrukturierungsmaßnahmen und gelegentliche kleinere Eigenemissionen. Einzige Ausnahme sind Green-Bonds, die angesichts der Dringlichkeit zu mehr Energieeffizienz sowie einer möglichst unabhängigen und dezentralen Energieversorgung eine Sonderstellung einnehmen. Aber auch hier bleibt abzuwarten, ob die Investoren Kupons zwischen 4% und 7% weiterhin akzeptieren. Die laufenden Emissionen von Actaqua, Eusolag oder reconcept dürften nähere Hinweise liefern.

    Denn aktuell sind wir historische Zeugen eines in dieser Rasanz nie dagewesenen Zinsanstiegs. Kommend von +1,50% Ende 2021, notiert die zehnjährige US Treasury Anleihe derzeit bei rund +3,0%. Doch die Entwicklung beschränkt sich längst nicht mehr auf den Dollar-Raum. In Deutschland ist der Trend ähnlich, wenn auch auf deutlich niedrigerem Niveau: Lag die zehnjährige Bundesanleihe noch Ende 2021 bei -0,20% Rendite, so notiert sie am 6. Mai bei +1,14%. Dies markiert den höchsten Renditestand seit 2014. Noch extremer sieht es in anderen Ländern des Euroraums aus. Die zehnjährigen Frankreich OATs liegen aktuell bei +1,65% (Ende 2021 knapp +0,20%) und die zehnjährige Italienische Staatsanleihe liegt bereits wieder bei +3,0% (Ende 2021 +1,15%).

    Spreads weiten sich aus

    Was für außenstehende Betrachter des Finanzmarktes harmlos erscheinen mag, ist für die Anleiheprofis eine Zinswende in bislang historischem Ausmaß. Die positive Seite der Medaille ist, dass mit der lang erwarteten und zwischenzeitlich kaum noch für möglich gehaltenen „Zeitenwende“ am Zinsmarkt eine Entlastung und Stabilisierung der Banken- und (Renten-)Versicherungsbilanzen einhergeht. Die negative Seite ist die Refinanzierungsseite der privaten Haushalte und der Unternehmen. Diese müssen sich auf deutlich teurere Kredite einstellen, was eine Margenverschlechterung bedeutet und weiteren Inflationsdruck auslösen kann. Institutionelle Investoren hingegen, haben erstmals seit vielen Jahren wieder die Möglichkeit ohne „EZB-Druck“ in staatsgarantierte Anleihen mit einer positiven Zinsmarge zu investieren. Banken und Versicherungen im Euroraum müssen dies nicht einmal mit haftendem Eigenkapital unterlegen (SolVa 0), somit sollte deutlich mehr Kapital in Staatsanleihen allokiert werden.

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