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    Pressemeldung  203  0 Kommentare MMD: Marktbericht - Juni - 2022

    Einblicke in die Entwicklung der Anlagemärkte und ausgewählter VV-Fonds - Juni 2022.

    10.06.2022 - Während sich die Corona-Lage weltweit „beruhigt“, die Bevölkerung und die Politiker sich mit dem Virus arrangieren und das Leben langsam wieder „normal“ wird, hält China an der „Null-Covid-Strategie“ fest und könnte damit zum größten Risiko für die Weltwirtschaft werden. Die chinesische Wirtschaft erholte sich rasch vom ersten Corona-bedingten Konjunktureinbruch – auch dank der stark gestiegenen Nachfrage „aus dem lockdowngeplagten Rest der Welt“. Diese habe praktisch „alles aufgekauft, was China produziert hat, insbesondere Hightechprodukte für das Homeoffice“, betonte Jörg Wuttke, Präsident der europäischen Handelskammer in China. 2021 wuchs Chinas Wirtschaft nicht zuletzt dadurch um 8,1%, und damit so stark wie seit zehn Jahren nicht mehr.

    Damit trug die Volksrepublik rund ein Viertel zum globalen Wirtschaftswachstum bei. Doch nun drehen sich die Vorzeichen: Während der Rest der Welt sich von der Pandemie erholt, „rutscht China in die Krise“, so Wuttke.

    Die jüngsten Lockdowns in der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt schaden dem Wachstum in China, lassen Lieferketten reißen und gefährden damit das globale Wachstum. Das Risiko sei „vielleicht noch größer als der Krieg in der Ukraine“, warnt Alicia Garcia Herrero, Chefökonomin für Asien-Pazifik bei der französischen Investmentbank Natixis. Lu Ting, China-Chefvolkswirt derjapanischen Bank Nomura, sieht seit März ein „steigendes Rezessionsrisiko“ in China und befürchtet, dass die globalen Märkte die Auswirkungen der Lockdowns in China „nach wie vor unterschätzen“ – wie wohl überhaupt auch die Rolle Chinas im geopolitischen Gefüge der Weltpolitik gerne unterschätzt wird. Doch die Auswirkungen werden sukzessive deutlicher: Der Internationale Währungsfonds (IWF) senkte die Wachstumsprognose für die Weltwirtschaft auf 3,6%.

    Im 1. Quartal ist Chinas Wirtschaft mit 4,8% zumindest nach den aktuellen Daten des chinesischen Statistikbüro NBS im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zwar stärker gewachsen als erwartet, aber ein Vergleich der Monatsdaten zeigt, dass sich das Wachstum nach einem schwungvollen Jahresauftakt im März deutlich abgeschwächt hat und das obwohl die großen Lockdowns erst im März begonnen haben. Auch in der chinesischen Staatsführung wächst die Sorge um die wirtschaftliche Stabilität. Das ohnehin ambitionierte Wachstumsziel von 5,5% halten die meisten ausländischen Ökonomen nur noch mit hohen staatlichen Konjunkturhilfen für erreichbar.

    Nicht nur Shanghai, das im vergangenen Jahr 3,8% zum chinesischen BIP beitrug und über dessen Containerhafen zuletzt fast 20% des chinesischen Seefrachtverkehrs abgewickelt wurde, war seit März weitgehend abgeriegelt (und fängt jetzt ganz langsam an zu lockern). Einer Analyse der Beratungsgesellschaft Gavekal Dragonomics zufolge haben von den 100 wirtschaftsstärksten Städten Chinas, die insgesamt für mehr als 70% der Wirtschaftsleistung sorgen, 87 Städte Corona-Beschränkungen in irgendeiner Form eingeführt. Die Seuchenschutzmaßnahmen korrelieren nicht mehr mit den tatsächlichen Fallzahlen. „Die Wirtschaft ist bereits erheblich beeinträchtigt“, stellt Gavekal-Analystin Ernan Cui fest.

    Hinzu kommt, dass Städte, die bereits einen Lockdown hinter sich haben, keineswegs vor neuen Abriegelungen sicher sind. Diese On-off-Lockdowns machen die Lage für die Unternehmen in China völlig unberechenbar. Selbst Fabriken, in denen eigentlich noch produziert werden könnte, müssen die Bänder stoppen, weil Vorprodukte fehlen. Besonders groß sind die Probleme im innerchinesischen Fernverkehr. Es mangelt an Lastwagen, um Produkte zu den Fabriken oder Häfen zu transportieren, entweder weil deren Fahrer selbst in der Heimquarantäne festsitzen oder von den lokalen Behörden keinen Passierschein erhalten. Viele überregionale Transportwege sind blockiert.

    Aktuell ist aber weder Hochsaison für Produktion noch für Logistik. Diese beginnt im Juli, wenn Chinas Fabriken auf Hochtouren laufen, um Konsumgüter für das Weihnachtsgeschäft zu produzieren. Diese müssten anschließend verschifft werden. Von den aktuellen Lockdowns betroffen seien insbesondere die Sektoren Automobil, Halbleiter und Elektronik, heißt es in einer aktuellen Analyse von Natixis.

    China ist der mit Abstand größte Produzent von Konsumgütern wie Elektrotechnik und Elektronik, allen voran Smartphones, aber auch Klimaanlagen, Kühlschränke, Staubsauger, sowie Maschinen aller Art, Bekleidung und Möbel. Einschränkungen beim Export dieser Produkte schmälern zwar die Auswahl für Verbraucher oder führen zu höheren Preisen, haben allerdings „weniger Einfluss auf die Wirtschaftsleistung anderer Volkswirtschaften“, erklärt Philipp Wackerbeck, (PWC). Anders sieht es damit bei den Vorprodukten aus, die für die Produktion in anderen Ländern notwendig sind. Neben Halbleitern zählen Kunststoff und Kunststoffprodukte dazu, Erzeugnisse aus Eisen und Stahl wie Brückenteile oder Schrauben, aber auch Chemikalien und pharmazeutische Produkte. Betroffen sind Länder wie Japan, Südkorea und Deutschland.

    Chinas Handelspartner spüren schon jetzt auch die sinkende Nachfrage. Im März importierte die Volksrepublik zwar nur etwas weniger als im Vormonat. Die Importe aus Deutschland und der EU sanken mit rund 10% deutlich. So verzeichnen deutsche und japanische Autokonzerne eine sinkende Nachfrage aus China. Zudem sind der deutsche Maschinenbau, die chemische und pharmazeutische Industrie, die Baubranche und der Handel betroffen. Australien, Brasilien und Chile, die China mit Eisen oder Kupfer versorgen, werden den Nachfragerückgang ebenfalls merken. Dieser treffe „die Schwellenländer stärker als die Industrieländer“, warnt Allianz-Ökonom Subran.

    Die Unsicherheit über die weitere Entwicklung in China hatte im März bereits zu starken Kapitalabflüssen geführt. Die Klagen von in China tätigen Unternehmen wachsen. Einer Blitzumfrage der deutschen Außenhandelskammer in China zufolge hat mehr als die Hälfte der Firmen ihre Investitionen in China auf Eis gelegt. Auch in der chinesischen Bevölkerung wachsen der Unmut und die Zweifel an der Staatsführung. Ungewöhnlich offen wird die Politik kritisiert. Insbesondere in den urbanen Eliten spielen offenbar immer mehr mit dem Gedanken auszuwandern.

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