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     4166  0 Kommentare Pawlowsche Börsenzyklen

    Ich kann ihnen an dieser Stelle ein ganz exklusives und bisher sehr gut gehütetes Geheimnis anvertrauen: Am 23. Januar 2006 wird es in Deutschland ganz heftig zu schneien beginnen! Sollten Sie also die Möglichkeit haben, Wetten auf das Wetter abschließen zu können, dann tun Sie es!

    Woher ich das weiß? Ganz einfach – als ich letztes Jahr zur Kapitalanleger-Tagung nach Zürich fliegen wollte, hat es am Morgen des Vortages heftig zu schneien begonnen. Dieses Jahr war es genauso, woraus folgt .... Aber nein, das ist natürlich völliger Blödsinn – oder?

    Doch mit ähnlichen Dingen ist beispielsweise Bill McLaren auf der diesjährigen Tagung ganz im Ernst angetreten. McLaren beruft sich auf William D. Gann, der behauptet, entdeckt zu haben, dass an den Aktienmärkten unter anderem 60jährige und 30jährige Zyklen existieren. Dann legt er Dow Jones und S&P 500 von 1945/46 sowie aus den siebziger Jahren aufeinander, packt die heutige Entwicklung darauf – und voilà!: In diesem Jahr werden die Kurse heftig steigen! Zuerst wird es bis zur Mitte im Paralleltrend hoch und runter gehen – doch anschließend geht dann die Post ab nach oben. Schließlich sind Jahre mit einer 5 am Ende sowieso gute Aktienjahre.

    Warum das so sein soll, darüber spricht er nicht. Ich fühle mich von so etwas immer veralbert und muss dabei stets an zwei Dinge denken: Theorien ohne plausible Kausalität nennt man „instrumentalistisch“. Der Vorwurf des Instrumentalismus ist auch immer gegen Friedmans Geldmengentheorie vorgebracht worden, die nicht weniger unsinnig ist als Ganns Zyklen. Und zweitens muss ich daran denken, dass die Kognitionsforschung herausgefunden hat, dass Hunde in ihrer Wahrnehmung die Menschen stets „verhundeln“. Das heißt, die Hunde nehmen die Menschen letztlich stets als etwas ihnen Entsprechendes, also als große Hunde wahr.

    Quintessenz: Man nimmt immer das (und nur das) wahr, was der eigenen Gehirnstruktur entspricht. Und die dümmsten Hunderln fallen immer wieder auf die gleichen Dinge herein, ganz egal, ob es sich um Monetarismus, Börsengesetzmäßigkeiten oder sonstige Pawlowsche Reaktionsmuster handelt.

    berndniquet@t-online.de



    Bernd Niquet
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    DER NEUNTE BAND VON "JENSEITS DES GELDES" IST ERSCHIENEN: Bernd Niquet, Jenseits des Geldes, 9. Teil, Leipzig 2023, 648 Seiten, 23,50 Euro

    Leseprobe: "Jenseits des Geldes".

    Eigentlich war ich vollkommen sicher, dass jetzt die Zeit dieser ganzen Auseinandersetzungen hinter mir lag. Deswegen hatte ich auch extra meine Mietrechtschutzversicherung gekündigt. Dann habe ich aber doch einmal in die Betriebskostenabrechnung hineingeschaut und musste unwillkürlich rechnen. 29.220 Euro im Jahr 2018 für die Reinigung der Treppen und Flure, das sind 93 Euro pro Haus pro Woche. Ich würde das jeweils in zehn Minuten schaffen, doch selbst wenn die ungelernte Hilfskraft zwanzig Minuten braucht, sind das 279 Euro Stundenlohn, den die Leiharbeitsfirma dafür einfährt. Wer dabei nicht an Sizilien denkt, kann eigentlich nicht mehr voll bei Verstand sein.

    Bernd Niquet ist Jahrgang 1956 und wohnt immer noch am letzten grünen Zipfel der Failed Stadt Berlin. Die ersten acht Teile von „Jenseits des Geldes“ sind ebenfalls im Engelsdorfer Verlag erschienen, und zwar in den Jahren 2011, 2012, 2013 sowie 2018, 2019, 2020, 2021 und 2022.

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    Verfasst von Bernd Niquet
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