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    Venture Capitalist  1057  0 Kommentare Muzungu-Gründer Ronald Paul: "Wir versorgen Gründer nicht nur mit Startkapital"

    Was könnte bei einer Gründungsfinanzierung noch wichtiger sein als genügend Geld, um endlich starten zu können? Muzungu Capital-Gründer Ronald Paul, mit spannenden Antworten im exklusiven wallstreet:online Interview!

    Muzungu Capital investiert seit 2017 in Startups. Zum Portfolio des Corporate Venture Capitalist (VC), der vorrangig in der Frühphase investiert, gehören junge Unternehmen aus den Bereichen PropTech, MarTech und FoodTech (Deutsche Teilkauf, Villa Circle, Nano Interactive oder MosaMeat).

    Im wallstreet:online-Interview spricht Muzungu Capital-Gründer Ronald Paul (Foto), ehemaliger CEO der internationalen Performance Marketing Agentur Quisma (GroupM/WPP), über Geschäftsmodelle, Transformationen und Erfolgsquoten.

    wallstreet:online: Was reizt Sie am Investieren von Geld in Unternehmen, insbesondere als Frühphasen-Venture-Capital-Investor?

    Ronald Paul: Die Suche nach dem besten Rezept von Team, Idee, Timing, Markt und Ausführung. Dazu den Kontakt zu innovativen Gründern aufzunehmen, Geschäftskonzepte zu erfassen und durch die Investition an der Wertsteigerung des Unternehmens beteiligt zu sein, falls das Geschäft erfolgreich ist – das macht die Rolle des VCs wahnsinnig abwechslungsreich.

    wallstreet:online: Womit verdienen Sie eigentlich Ihr Geld?

    Ronald Paul: Als VC investieren wir in junge Unternehmen auf Zeit, die sich in einer Wachstumsphase befinden und das Potenzial haben, gute Renditen zu erzielen. Das Ziel der Investition ist ein Exit, also die gewinnbringende Weiterveräußerung der Beteiligung oder der Börsengang des Unternehmens (IPO). Es gibt es jedoch keine Garantie, dass das Unternehmen erfolgreich sein wird. Wir starten unsere initialen Beteiligungen mit Beträgen von € 250.000 bis € 2.500.000 je nach Finanzierungsrunde (Stage).

    Das initiale Screening nach relevanten Startups sowie die anschlie­ßende Due Diligence sind bei uns von unterschiedlichen Auswahlkriterien geprägt. Bevor wir in ein Startup investieren, schauen wir uns die Zahlen und den Reifegrad der Produktentwicklung an. Wichtige Kriterien sind zudem das finanzielle Wachstumspotenzial, Skalierbarkeit, existierende Geschäftspartner bzw. die Markteintrittsstrategie, aber auch das Knowhow in Technologie, Marketing oder fachspezifisches Wissen interessieren uns.

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    wallstreet:online: Wie differenzieren Sie sich als VC von anderen Investoren und was sollten Gründer wissen über Ihre Art zu investieren?

    "Gründer für Gründer"

    Ronald Paul: Wir versorgen Gründer nicht nur mit Startkapital, sondern auch mit Fachwissen und einem Netzwerk. Diese Faktoren können genauso wichtig sein wie Geld – oder sogar wichtiger. Wir verstehen uns als Gründer für Gründer. Ich bin erst zum Investor geworden, nachdem ich selbst gegründet hatte und Quisma damals erfolgreich international aufgebaut und verkauft habe. Wir investieren nur dann, wenn wir überzeugt davon sind, dem Startup einen Mehrwert über die finanzielle Investition hinaus bieten zu können.

    Gemeinsam mit Co-Investoren erhalten die ausgewählten Unternehmen gegen die Zeichnung neuer Gesellschafteranteile eine Kapitalerhöhung, damit können wir sukzessive über die Ausweitung der Beteiligung entscheiden und diese an den Finanzbedarf und die Entwicklung des Startups anpassen.

    wallstreet:online: Was ist der größte Mehrwert, den Sie als VC außer Geld für Startups bereitstellen?

    Ronald Paul: Wir bieten viel Knowhow, weil wir selbst Gründer waren, besonders im Bereich Technologie und Internationalisierung. Startups haben durch uns einen direkten Zugang zu erfahrenen Experten und unserem globalen Netzwerk, was für junge Unternehmen in der Frühphase unverzichtbar ist, um nicht nur finanziell, sondern auch durch Unterstützung und Beratung voranzukommen. Der enge Kontakt ermöglicht eine realistische Einschätzung des Status quo und des Zukunftspotenzials.

    wallstreet:online: Welche Faktoren sind in Ihrer Entscheidung, in ein Startup zu investieren, von größerer Bedeutung – da­s Team oder die Idee?

    Ronald Paul: Beides ist wichtig, aber das Team hat einen höheren Stellenwert. Es muss über die richtigen Fähigkeiten und Kenntnisse verfügen, sowohl im technischen als auch im wirtschaftlichen Bereich. Obwohl der Großteil der Unternehmenswertentwicklung noch bevorsteht, muss ein Monetarisierungsansatz von Anfang an deutlich erkennbar sein. Für Plattformmodelle ist es wichtig, wie viele Nutzer die Conversation Rate optimieren können, bzw. die Antwort auf die Frage: Wie hoch ist das Marktpotenzial (TAM)?

    wallstreet:online: Wie sieht das ideale Gründerteam aus bzw. gibt es überhaupt das ideale Gründerteam?

    Ronald Paul: Vorweg, es ist komplexer als man denkt und kein Schablonenwerk. Ein Gründerteam ist dann erfolgreich, wenn neben der spürbaren Begeisterung für die Geschäftsidee das Geschäftsmodell auch funktioniert. Klingt einfacher, als es oft in der Praxis umgesetzt wird. Denn je nach Branche und Geschäftsmodell sind unterschiedliche Fähigkeiten erforderlich. MedTech-Experten brauchen Forschungserfahrung und Knowhow im Bereich Legal, Compliance oder Regulation. Ein B2C-Plattformmodell profitiert hingegen von einem Gründerteam, das Marketing- und Produktwissen vorweisen kann, schnell agiert und gut vernetzt ist. Es gibt nicht das "ideale" Gründerteam, sondern es muss zum jeweiligen Geschäftsmodell passen. Eine Portion Wahnsinn, gutes Timing und etwas Glück können aber auch nicht schaden.

    wallstreet:online: Wie entscheiden Sie, ob Sie in ein Startup investieren: Bauchgefühl, Daten, Beides oder was ganz anderes?

    "Mehrwert, den das Produkt für den Kunden bietet"

    Ronald Paul: Um zu beurteilen, ob ein Startup erfolgversprechend ist, analysieren wir den Businessplan kritisch. Im Mittelpunkt einer genauen Risikoüberprüfung steht der Mehrwert, den das Produkt für den Kunden bietet, ebenso die Wettbewerbssituation (Defensibility). Wir tauschen uns mit Kunden und Co-Investoren aus, um das Gründerteam und ihre Überzeugungskraft besser einzuschätzen und zu bewerten. Es kommt speziell auf das Chancen-Risiko-Verhältnis für die präsentierte Vision an. Obwohl auch das Bauchgefühl eine Rolle spielt, wird die endgültige Entscheidung in einem formalen Prozess von einem Investment-Komitee auf der Grundlage von Fakten getroffen.

    wallstreet:online: Wie bewältigen Sie Herausforderungen in Bezug auf Ihre Startup-Investitionen?

    Ronald Paul: Die Entwicklung unserer Beteiligungen beobachten wir aus der Investorenperspektive sehr aufmerksam. Wir handeln schnell und umsichtig, wenn es Anzeichen für Probleme gibt, und bieten Unterstützung an. Es folgt zunächst eine Analyse, warum ein Businessplan nicht erfüllt wird, und wir überprüfen, ob es sich um eine vorübergehende Verzögerung oder um ein tieferliegendes Problem handelt. In Fällen, in denen erkennbar ist, dass das Startup monetäre Hilfe benötigt, um wieder auf Kurs zu kommen, sind wir bereit, Zwischenfinanzierungslösungen anzubieten. Gerade wenn es mal eng wird, müssen die Gründer wissen, dass sie einen Partner haben, auf den sie sich verlassen können.

    wallstreet:online: Wie wichtig und bindend ist ein Businessplan?

    Ronald Paul: Kurz gesagt: Ein Businessplan ist wie eine Art Navigationsgerät für Startups. Natürlich ist nicht alles in Stein gemeißelt und es kann Abweichungen vom ursprünglichen Plan geben. Aber durch den Businessplan haben die Gründer eine klare Vorstellung davon, wohin sie wollen und wie sie dorthin kommen können. Wenn sie auf dem Weg abkürzen oder sogar den falschen Weg gehen, können sie immer wieder auf den Plan zurückblicken und sicherstellen, dass sie wieder auf Kurs bleiben. Und wenn sie den Plan sogar übertreffen – umso besser! Da kann sich keiner beschweren.

    "Bitte nicht übermäßig lang präsentieren"

    wallstreet:online: Wie spricht man als Gründer:in am besten einen Investor an?

    Ronald Paul: Startend mit einem Intro, gefolgt von einem exzellent ausgearbeiteten Elevator Pitch, der alle fünf Fragen beantwortet: Was macht man, warum macht man es, wie macht man es, wo will man hin und wie kommt man dorthin? Dies dann mit einer Vision verknüpfen – und bitte nicht übermäßig lang präsentieren.

    wallstreet:online: Was inspiriert Sie bei der Auswahl der Startups, in die Sie investieren?

    Ronald Paul: Investoren müssen sich bewusst sein, dass es die einzig wahre und stets erfolgreiche Investementstrategie niemals geben wird. Wer immer auf den gerade aktuellen Trend setzt, wird niemals überdurchschnittliche Renditen erzielen. Wenn man aber Expertise, Vision und die richtigen Teams zusammenbringt, gelingt es auch, Categoryleader frühzeitig zu identifizieren und am Erfolg zu partizipieren.

    wallstreet:online: Gibt es offensichtliche Do‘s oder Don‘ts?

    Ronald Paul: In Pitches muss das Problem, die Lösung, der USP sofort erkennbar sein. Die Decks sollten spezifisch sein, was genau löst das Kundenproblem und warum ist es besser als das Wettbewerbsprodukt und wie wird damit Geld verdient.

    wallstreet:online: Wie bewerten Sie den Wert eines Startups, besonders in den frühen Phasen, wenn es oft noch keine Finanzhistorie oder Marktdaten gibt?

    Ronald Paul: In der frühen Phase einer Startup-Bewertung stehen das Potenzial des Geschäftsmodells, der Gründer und die Idee im Mittelpunkt. Dazu gehören Faktoren wie Marktgröße, Wettbewerbssituation, Kundenfeedback und Traktion. Wir nutzen auch Finanzmodelle und Prognosen, um zukünftige Cashflows zu schätzen. Und diese Schätzungen sind nicht immer exakt, dementsprechend müssen wir uns auch auf unser Bauchgefühl und unsere Erfahrung verlassen, um die richtigen Entscheidungen zu treffen.

    wallstreet:online: Inwieweit spielen Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung bei Ihren Investitionsentscheidungen eine Rolle?

    Ronald Paul: Für uns ist Nachhaltigkeit ein permanentes Zusammenspiel der drei Faktoren soziale Verantwortung, Ressourceneffizienz und faire wirtschaftliche Entwicklung. Wir sind überzeugt, dass Unternehmen, die eine positive Auswirkung auf die Gesellschaft und die Umwelt haben, auf lange Sicht erfolgreicher sein werden. Deshalb prüfen wir die Nachhaltigkeitspraktiken und -ziele jedes Unternehmens sorgfältig und bevorzugen solche, die eine klare Vision und Umsetzungsstrategie haben. Wir unterstützen unsere Portfolio-Unternehmen bei der Verbesserung ihrer Nachhaltigkeitspraktiken und bei der Erreichung ihrer Ziele aktiv.

    "Insolvenz eines Startups bedeutet nicht zwingend dessen Auflösung"

    wallstreet:online: Wann treffen Sie die schwierige Entscheidung, eine Beteiligung an einem Startup aufzugeben?

    Ronald Paul: Ohne Frage, das Risiko eines Misserfolgs in der Frühphase eines Unternehmens ist immer gegeben. Eine Insolvenz eines Startups bedeutet aber nicht zwingend dessen Auflösung. Als Investoren haben wir alternative Optionen, das Unternehmen auf eine solide Basis zu stellen. Die Entscheidung, ob wir fortfahren, konsolidieren oder aussteigen, hängt von vielen Faktoren ab, wie Marktlage, Finanzierungsmöglichkeiten, Managementqualität und Wettbewerbsfähigkeit des Geschäftsmodells.

    wallstreet:online: Irgendwelche Missed-Opportunities (bei welchen, jetzt erfolgreichen Firmen seid Ihr leider nicht eingestiegen?)

    Ronald Paul: Sicherlich gibt es Unternehmen, bei denen es beiderseitig vielleicht gut gepasst hätte, in die wir aber aus unterschiedlichen Gründen nicht eingestiegen sind. Aber das gehört zum Venture-Capital-Geschäft dazu. Sagen wir es mal so: Es gibt mehr Unternehmen, bei denen wir froh sind, nicht investiert zu haben, als solche, bei denen wir bedauern, nicht dabei gewesen zu sein.

    "Game Changer Künstliche Intelligenz (KI)"

    wallstreet:online: Wie sehen Sie die zukünftige Entwicklung des Venture Capital-Marktes und welche Trends erwarten Sie in den kommenden Jahren?

    Ronald Paul: Der größte Game Changer ist derzeit Künstliche Intelligenz (KI). KI-inspirierte Systeme beschleunigen Prozesse in vielen Branchen und machen gerade im Data-Driven-Marketing die Kundenansprache deutlich effizienter, und das ganz unabhängig von den breit diskutierten Anwendungen mit Chat GPT. Genau wie das iPhone Generationen von Verbrauchern beeinflusst hat, kann KI eine neue Ära der Wirtschaft und Gesellschaft einleiten. Hier dürfen Gründer in Europa und besonders Deutschland gern mutiger werden!

    Das gesamte FoodTech-Segment, von der Produktion oder dem Anbau von Lebensmitteln bis hin zu unserem Teller, über Transport, Nachverfolgung, Lagerung, Verkauf und Konsum, gewinnt immer mehr an Bedeutung. Die Beispiele sind schier endlos, so wird in landwirtschaftlichen Betrieben nach Lösungen gesucht, Wasser einzusparen oder Nahrungsmittel, die keine ökologischen Nachteile für die Umwelt verursachen. Alles sauber, skalierbar und ohne Tierleid.

    Potenzial sehen wir auch in der Telemedizin (MedTech). Sie ist die effektive Lösung für die Herausforderungen der Gesundheitsversorgung – insbesondere in ländlichen, unterversorgten Gebieten.

    Last but not least, bildet die Energiewirtschaft mit den erneuerbaren Energien ein Wachstumsmarkt. Neue und verbesserte Technologien in den Bereichen Solar, Wind und Wasserstoff bieten auf Jahre hinaus gute Wachstumschancen für Unternehmen. Speziell die Technologien, die eine effizientere Nutzung ermöglichen.

    wallstreet:online: Vielen Dank für das Gespräch, Herr Paul.





    Verfasst von IR-News
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