checkAd
Experte: Schockwelle an Finanzmärkten 'unangemessene Panikreaktion'
Foto: Arne Dedert - DPA

Experte Schockwelle an Finanzmärkten 'unangemessene Panikreaktion'

FRANKFURT/BERLIN (dpa-AFX) - Die jüngsten Schockwellen auf den internationalen Finanzmärkten nach der Schieflage des US-Start-Up-Finanzierers SVB sind aus Sicht von Bankenexperten übertrieben. Die Ereignisse in Kalifornien stellten ein "Musterbeispiel für eine unangemessene Panikreaktion der Aktienmärkte" dar, sagte Rainhard Schmidt von der Goethe-Universität in Frankfurt/Main am Samstag der Deutschen Presse-Agentur.

"Der Kurssturz war unangebracht, weil die Silicon Valley Bank ein sehr spezielles Geschäftsmodell verfolgt, das wirklich keine Ähnlichkeiten zu denen fast aller Banken der meisten Länder aufweist", sagte der Ökonomie-Professor. Es bestehe also kein Systemrisiko und kein Grund zu weiterreichenden Befürchtungen. "Die schnelle weitgehende Kurserholung war vollauf gerechtfertigt."

Handeln Sie Ihre Einschätzung zu Commerzbank AG!
Long
Basispreis 9,30€
Hebel 14,75
Ask 0,51
Short
Basispreis 10,57€
Hebel 14,20
Ask 1,11

Den Basisprospekt sowie die Endgültigen Bedingungen und die Basisinformationsblätter erhalten Sie bei Klick auf das Disclaimer Dokument. Beachten Sie auch die weiteren Hinweise zu dieser Werbung.

Ähnlich äußerte sich Finanzmarktexperte Wolfgang Gerke. "Die SVB Bank gefährdet nicht den internationalen Kapitalmarkt. Ihr Klumpenrisiko aus der Start-Up-Finanzierung ist untypisch für den Bankensektor", sagte der Präsident des Bayerischen Finanzzentrums der dpa. "Deutsche Banken sind mit ihren Eigenkapitalpuffern und Geschäftsmodellen stabil aufgestellt. Gefahren in den USA drohen aus den großen Anleiheportfolios kleinerer Banken", betonte der Ökonomie-Professor.

Bei der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) hieß es auf Anfrage: "Wir haben die aktuellen Entwicklungen im Blick und berücksichtigen sie im Rahmen unserer laufenden Aufsicht."

Das auf Start-up-Finanzierung spezialisierte US-Geldhaus Silicon Valley Bank (SVB) ist nach einer gescheiterten Notkapitalerhöhung vorübergehend geschlossen und unter staatliche Kontrolle gestellt worden. Das gab die US-Einlagensicherung FDIC am Freitag bekannt. Bei der 1983 gegründeten SVB war es in den vergangenen Tagen im Zuge von Liquiditätssorgen zu immensen Mittelabzügen gekommen.

Die Aktien von SVB waren am Freitag nach einem Kursrutsch aufgrund der akuten Notlage vom Handel ausgesetzt worden. Auch andere Banken gerieten an der Börse erheblich unter Druck. Die SVB hatte schon am Donnerstag für Unruhe gesorgt, als sie überraschend die Ausgabe von Aktien angekündigt hatte, nachdem ein größerer Verkauf von Vermögenswerten zu einem Verlust führt. Die Aktien verbuchten allein am Donnerstag ein Minus von gut 60 Prozent.

Auch die freiwillige Abwicklung der US-Kryptobank Silvergate Capital hatte Schockwellen durch Teile des Finanzsektors geschickt. Silvergate hatte im Zuge der Pleite der Kryptobörse FTX bereits gewarnt, das Geschäft möglicherweise einstellen zu müssen. Silvergate kündigte aber an, sämtliche Kundeneinlagen zurückzuzahlen.

Die Furcht vor Kreditausfällen im Bankensektor hatte sich wieder verstärkt, die Probleme der US-Banken sorgten auch an den europäischen Börsen für Verunsicherung und ließen etwa die Kurse von Deutscher Bank und Commerzbank zeitweise deutlich absacken.

Aus Sicht des Harvard-Professors und früheren US-Finanzminister Larry Summers sind große Sorgen vor Ansteckungsgefahren übertrieben. Im Sender Bloomberg TV sprach er von "Überreaktion". Solange die Krise bei SVB vernünftig bewältigt und Kundengelder ausgezahlt würden, sei von keinen systemischen Risiken für den Bankensektor auszugehen.

Technologiefirmen leiden besonders unter den aktuell hohen Zinsen, weil sich dadurch ihre Refinanzierung erschwert. Zudem besteht die Gefahr, dass Kredite nicht mehr bedient werden können. Ein hohes Zinsniveau drückt zudem auf die Bewertung der Unternehmen, da in einem solchen Umfeld die für die Zukunft in Aussicht gestellten Gewinne aus heutiger Sicht weniger wert sind. Kunden der Silicon Valley Bank aus der Tech-Branche hatten nun zuletzt Einlagen abgezogen, weil sie selber Liquidität benötigten.

Die hohen Kursverluste vieler Bankenaktien im Sog von SVB hatte die Stimmung für die Branche insgesamt stark eingetrübt. Am Donnerstag war es zum größten Ausverkauf im Bankensektor seit fast drei Jahren gekommen, wie der Einbruch des KBW Bank Index um 7,7 Prozent zeigte. Am Freitag büßte das wichtige Branchenbarometer 3,9 Prozent ein.

Silvergate und SVB "sind in der Tat Opfer desselben Phänomens, da die Straffung der US-Geldpolitik den Schaum aus den Teilen der Wirtschaft mit den meisten Überschüssen abschöpft - und es ist schwer, mehr Überschüsse zu finden als in Krypto- und Tech-Startups", sagte Analyst Adam Crisafulli von Vital Knowledge am Freitag.

"Noch scheint die Silicon Valley Bank ein Einzelfall zu sein", betonte auch Fondsmanager Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners. "Aber wie groß die Ansteckungsgefahren unter Banken sind, das haben frühere Krisen gezeigt. Deshalb reagieren Anlegerinnen und Anleger so sensibel auf die Nachrichten aus Kalifornien." Auch ein anderer Händler sprach eher von einem Stimmungsdämpfer. Ein direkter Fingerzeig für den Sektor seien die Probleme der SVB dagegen nicht.

Joachim Klement von der Investmentbank Liberum Capital sprach von wachsenden Ängsten vor einer Kreditklemme. Allerdings geht auch er nicht davon aus, dass die Situation der SVB eine unmittelbare Bedrohung für das europäische Bankensystem darstellt. Das US-Institut habe ein sehr spezielles Geschäftsmodell und sei auf Wagniskapital sowie die Finanzierung junger Wachstumsunternehmen spezialisiert. Das sei innerhalb der Bankenszene ziemlich einmalig. Notleidende Kredite dürften im laufenden Jahr zwar zunehmen, aber die Reserven der Banken in Europa und den USA seien ausreichend, um Probleme aufzufangen./sl/DP/he

Die Commerzbank Aktie wird aktuell mit einem Minus von -3,44 % und einem Kurs von 11,10EUR gehandelt.




Diskussion: Commerzbank ---> Ziel 40 € !!!!!!

Diskussion: Day-Trading Commerzbank
Wertpapier



0 Kommentare
Nachrichtenagentur: dpa-AFX
 |  853   |   |   

Schreibe Deinen Kommentar

Disclaimer

Experte Schockwelle an Finanzmärkten 'unangemessene Panikreaktion' Die jüngsten Schockwellen auf den internationalen Finanzmärkten nach der Schieflage des US-Start-Up-Finanzierers SVB sind aus Sicht von Bankenexperten übertrieben. Die Ereignisse in Kalifornien stellten ein "Musterbeispiel für eine unangemessene …

Nachrichten des Autors

3892 Leser
3804 Leser
1668 Leser
952 Leser
924 Leser
792 Leser
792 Leser
780 Leser
744 Leser
696 Leser
4708 Leser
3892 Leser
3804 Leser
2288 Leser
2260 Leser
2036 Leser
2004 Leser
1748 Leser
1668 Leser
1492 Leser
4708 Leser
4512 Leser
3892 Leser
3804 Leser
3640 Leser
3236 Leser
3080 Leser
2616 Leser
2432 Leser
2288 Leser
30472 Leser
25737 Leser
19271 Leser
13405 Leser
11685 Leser
11476 Leser
8979 Leser
7322 Leser
7158 Leser
7021 Leser