Was ist Madchester-Kapitalismus?
Wenn die Märkte tanzen ....
Viele Leser haben mich gefragt, wie ich jetzt auf den alten Hut vom Manchester-Kapitalismus komme, wenn es um die Beschreibung der aktuellen Gegenwart geht. Diese haben allerdings nicht richtig gelesen. Der Manchester-Kapitalismus war eine Bewegung zur Schaffung wirtschaftlicher Werte und gegen den Feudalismus und dessen Besitzstands-Verteidigung gerichtet. Ich spreche jedoch von Madchester-Kapitalismus. Und das ist eine vulgäre Nachfolgeform des Manchester-Liberalismus, in der es nicht mehr um Produktion und um wirtschaftliche Werte, sondern ausschließlich um die Umverteilung des Bestehenden geht. Von den Taschen der dummen Aufrechten in die der coolen Smarten.
Der Begriff „Madchester“ stammt aus der Jugendszene Manchesters, als im „Summer of Love“ des Jahres 1990 die britische Independent-Musik tanzbar wurde und man riesige „Raves“ feierte. Hauptakteure waren die „Happy Mondays“, deren geistiges Erbe durchaus auch als Leitfigur der gegenwärtigen Herrschaft der Finanzmärkte gelten kann: 24 Hour Party People. Heute tanzt nicht mehr der Kongress, heute tanzen die Märkte – und zwar 24 Stunden rund um die Welt. Und dies geschieht ganz genau wie der Sänger der Happy Mondays, Shaun Ryder, es ausdrückt: „Yippie, yippie, yeah – I have to crucify some brother today.“
Das läuft fast mit einer naturwissenschaftlichen Logik ab: „Klack, klack“ machen die Synapsen, das Reiz-Reaktions-Schema wird in Gang gesetzt – und dann geht es ab wie bei den Karnickeln: Zack, zack, hopp auf – und ab zur nächsten Gelegenheit. Da braucht man nicht einmal Pillen und Alkohol dafür. Auch hier hat niemand besser ausgedrückt als Shaun Ryder, was da abgeht: „Do it! Experience it! Fuck it!“
Ob uns das allen jedoch weiter hilft, da habe ich große Zweifel. Bei Jugendlichen ist die Ex-und-hopp-Mentalität sicher okay, da kann man die Bierpulle ruhig aussaufen und hinterher auch einmal einfach wegschmeißen. Doch als Regentschaftsprinzip der Welt taugt dieses Prinzip sicher eher wenig. Was war das hingegen für eine stabile Welt in den Siebzigern. Da hatten wir den Wolverhampton-Kapitalismus. Da sang die ganze Welt „Mama, we´re all crazy now“ – und trotzdem ist nichts passiert. Aber damals waren die Märkte halt noch an der Leine.
berndniquet@t-online.de
Viele Leser haben mich gefragt, wie ich jetzt auf den alten Hut vom Manchester-Kapitalismus komme, wenn es um die Beschreibung der aktuellen Gegenwart geht. Diese haben allerdings nicht richtig gelesen. Der Manchester-Kapitalismus war eine Bewegung zur Schaffung wirtschaftlicher Werte und gegen den Feudalismus und dessen Besitzstands-Verteidigung gerichtet. Ich spreche jedoch von Madchester-Kapitalismus. Und das ist eine vulgäre Nachfolgeform des Manchester-Liberalismus, in der es nicht mehr um Produktion und um wirtschaftliche Werte, sondern ausschließlich um die Umverteilung des Bestehenden geht. Von den Taschen der dummen Aufrechten in die der coolen Smarten.
Der Begriff „Madchester“ stammt aus der Jugendszene Manchesters, als im „Summer of Love“ des Jahres 1990 die britische Independent-Musik tanzbar wurde und man riesige „Raves“ feierte. Hauptakteure waren die „Happy Mondays“, deren geistiges Erbe durchaus auch als Leitfigur der gegenwärtigen Herrschaft der Finanzmärkte gelten kann: 24 Hour Party People. Heute tanzt nicht mehr der Kongress, heute tanzen die Märkte – und zwar 24 Stunden rund um die Welt. Und dies geschieht ganz genau wie der Sänger der Happy Mondays, Shaun Ryder, es ausdrückt: „Yippie, yippie, yeah – I have to crucify some brother today.“
Das läuft fast mit einer naturwissenschaftlichen Logik ab: „Klack, klack“ machen die Synapsen, das Reiz-Reaktions-Schema wird in Gang gesetzt – und dann geht es ab wie bei den Karnickeln: Zack, zack, hopp auf – und ab zur nächsten Gelegenheit. Da braucht man nicht einmal Pillen und Alkohol dafür. Auch hier hat niemand besser ausgedrückt als Shaun Ryder, was da abgeht: „Do it! Experience it! Fuck it!“
Ob uns das allen jedoch weiter hilft, da habe ich große Zweifel. Bei Jugendlichen ist die Ex-und-hopp-Mentalität sicher okay, da kann man die Bierpulle ruhig aussaufen und hinterher auch einmal einfach wegschmeißen. Doch als Regentschaftsprinzip der Welt taugt dieses Prinzip sicher eher wenig. Was war das hingegen für eine stabile Welt in den Siebzigern. Da hatten wir den Wolverhampton-Kapitalismus. Da sang die ganze Welt „Mama, we´re all crazy now“ – und trotzdem ist nichts passiert. Aber damals waren die Märkte halt noch an der Leine.
berndniquet@t-online.de