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     833  0 Kommentare Achtung, sofort die Garderobe ausmisten!

    Der Musiker Roger Waters, ehemals bei Pink Floyd und derzeit auf Solo-Tour, stellt in seinen Konzerten viele unangenehme Fragen.

    Zwei wichtige Fragen, die Roger Waters stellt, sind diese hier: Sind die anderen wirklich böse? Wer entscheidet, was gut und was böse ist? Und dann kommt auch noch eine generelle Antwort: Kontrolliere die Erzählungen!

     

    So etwas ist in dem heutigen Zustand der Demokratie natürlich nicht mehr erwünscht.

     

    Und mit dem langsamem Verschwinden der Demokratie sind plötzlich auch wieder die Denunzianten da. Alles ist vom Prinzip her genauso wie früher.

     

    Denn da werden jetzt Anzeigen gestellt. Als ob die Polizei sich nicht um wichtigere Dinge kümmern müsste.

     

    Und wegen Volksverhetzung? Wo es doch so etwas wie ein Volk heute gar nicht mehr geben soll. Wie kann es denn dann verhetzt werden?

     

    Das Volk ist heute ein Nichts, und die Verhetzung eines Nichts ist folglich keine Verhetzung. Das sagt schon die Logik.

     

    Aber auch die Inhalte tragen wohl kaum. Ich kann Sie aber trotzdem nur warnen!

     

    Im Nachgang der Konzerte von Roger Waters in Berlin wird jetzt wegen Hinweisen aus der Bevölkerung gegen ihn ermittelt.

     

    Hinweise aus der Bevölkerung! Ist dadurch nicht auch Anne Frank zu Tode gekommen?

     

    Und dann regt man sich heute nicht über die Denunzianten auf, sondern darüber, dass Waters neben den Namen von Anne Frank denjenigen einer getöteten palästinensischen Journalistin stellt?

     

    Die Hinweise aus der Bevölkerung wenden sich gegen den schwarzen Ledermantel mit roter Armbinde, den Waters bei den Konzerten getragen hat.

     

    Der Vorwurf lautet: Die Kleider seien geeignet, die Herrschaft des nationalsozialistischen Regimes zu verherrlichen. Zudem könne dadurch der öffentliche Frieden gestört werden.

     

    Jetzt muss also ermittelt werden.

     

    Weiß eigentlich noch jemand, was Kunst und Theater sind?

     

    Aber ich warne Sie, wie gesagt: Schauen Sie sofort Ihre Garderobe durch, und alles, was die Herrschaft des nationalsozialistischen Regimes verherrlichen könnte, müssen Sie sofort wegschmeißen. Denn man kann ja nie wissen.

     

    Und wenn Sie einen Schäferhund haben, müssen Sie ihn sofort exekutieren, schließlich besaß der Führer des nationalsozialistischen Regimes ja auch einen. Hitler soll sich sogar morgens die Zähne geputzt haben, jedenfalls manchmal, deswegen sofort weg mit der Zahnbürste! Denn damit verherrlichen Sie ein Gewaltregime.

     

    Und haben Sie ein Mädchen mit schwarzbraunem Haar zur Tochter, Vorsicht! Deren gutes Leben könnte nämlich als Zeichen der Geringschätzung des Todes von Anne Frank interpretiert werden.

     

    Man kann ja nie wissen. Am besten daher die Haare blond färben. Vorsicht ist immer besser als Nachsicht.

     

    Denn könnte man genau vorhersagen, wie Diktaturen entstehen, würden sie das ja gar nicht tun.

     

     

    Bernd Niquet

     

    berndniquet@t-online.de


    Bernd Niquet
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    DER NEUNTE BAND VON "JENSEITS DES GELDES" IST ERSCHIENEN: Bernd Niquet, Jenseits des Geldes, 9. Teil, Leipzig 2023, 648 Seiten, 23,50 Euro

    Leseprobe: "Jenseits des Geldes".

    Eigentlich war ich vollkommen sicher, dass jetzt die Zeit dieser ganzen Auseinandersetzungen hinter mir lag. Deswegen hatte ich auch extra meine Mietrechtschutzversicherung gekündigt. Dann habe ich aber doch einmal in die Betriebskostenabrechnung hineingeschaut und musste unwillkürlich rechnen. 29.220 Euro im Jahr 2018 für die Reinigung der Treppen und Flure, das sind 93 Euro pro Haus pro Woche. Ich würde das jeweils in zehn Minuten schaffen, doch selbst wenn die ungelernte Hilfskraft zwanzig Minuten braucht, sind das 279 Euro Stundenlohn, den die Leiharbeitsfirma dafür einfährt. Wer dabei nicht an Sizilien denkt, kann eigentlich nicht mehr voll bei Verstand sein.

    Bernd Niquet ist Jahrgang 1956 und wohnt immer noch am letzten grünen Zipfel der Failed Stadt Berlin. Die ersten acht Teile von „Jenseits des Geldes“ sind ebenfalls im Engelsdorfer Verlag erschienen, und zwar in den Jahren 2011, 2012, 2013 sowie 2018, 2019, 2020, 2021 und 2022.

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    Verfasst von Bernd Niquet
    Achtung, sofort die Garderobe ausmisten! Falsche Kleidung kann heute schon Volksverhetzung sein