Rückenwind für den volatilen Börsenmonat Juli
Starkes Halbjahr: Die deutschen Aktienbörsen haben in der vergangenen Woche
überwiegend zugelegt. Nach einem verhaltenen Wochenstart setzte sich zunehmend gute Stimmung an den Märkten durch. Damit nutzten die Anleger die Kursrückgänge der Vorwoche für Käufe und trotzten
den sich eintrübenden Konjunkturaussichten, die beispielsweise der Ifo-Geschäftsklimaindex am Montag signalisiert hatte. Dieser war deutlicher gesunken als prognostiziert. Einen kurzzeitigen
Dämpfer brachten gestiegen Inflationsdaten für Deutschland, Zahlen zur Teuerung in der Eurozone und vor allem in den USA ließen allerdings wieder die optimistischeren Marktteilnehmer Überhand
gewinnen. Zudem wollten etliche Anleger wohl zu Ende des überwiegend starken ersten Halbjahres investiert sein, ein merkliches Plus am vergangenen Freitag war die Folge.Wir stellen den
Marktkommentar von Robert Ertl, Börse München, vor.
Dax: Deutliches Plus im ersten Halbjahr
Der Deutsche Aktienindex (Dax) gewann im Wochenvergleich 2,0 Prozent auf 16.147,90 Punkte,
dies bedeutete ein Plus von knapp 16 Prozent im ersten Halbjahr. Der MDax stieg um 3,1
Prozent auf 27.610,50 Zähler. Der TecDax legte um 1,6 Prozent auf 3.203,22 Punkte zu.
Der m:access All-Share sank dagegen um 0,7 Prozent auf 1.558,81 Zähler.
Die Titel von Siemens Energy erholten sich etwas von ihrem Kurssturz der Vorwoche und
führten mit einem Plus von 10,6 Prozent die Dax-Wochengewinner-List mit Abstand an. Allerdings hatte hier in der Vorwoche ein Minus von 36,3 Prozent gestanden, nachdem der Energietechnikkonzern
seine Ergebnisprognose für das Geschäftsjahr 2022/23 zurückgezogen hatte. Zu den Wochengewinnern zählten zudem Automobiltitel. So legten BMW um 3,2 Prozent zu, Mercedes Benz um 2,4 Prozent und Porsche sogar um 4,6 Prozent.
Marktteilnehmer machten unter anderem eine optimistische Gewinnprognose von Renault für
das Interesse am Automobilsektor verantwortlich. Im MDax setzten die zuletzt stark unter Druck geratenen Titel von Kion ihre kräftige Erholung fort und kletterten auf Wochensicht um 11,9 Prozent. Einige Analysten hatten ihre
Einschätzungen für den Staplerhersteller angehoben.
Zählen zu den Wochensiegern im Dax, allerdings konnten sie die Verluste der vergangenen Woche noch nicht wieder hereinfahren: Siemens Energy.
Anleihen: Keine einheitliche Tendenz
Die Kurse an den deutschen Anleihemärkten haben in der vergangenen Woche keine einheitliche Tendenz gezeigt, letztlich aber etwas nachgegeben. Konjunktur- und Inflationsdaten waren recht
unterschiedlich ausgefallen, die Erwartungen an die weitere Geldpolitik und das Sicherheitsbedürfnis der Anleger schwankten entsprechend. Die Rendite der richtungsweisenden zehnjährigen
Bundesanleihe erhöhte sich im Wochenvergleich von 2,35 auf 2,38 Prozent. Zu Ende des Jahres 2022 hatte sie bei 2,56 Prozent gelegen. Die Umlaufrendite zog von 2,45 auf 2,53 Prozent an, was ein
kleines Plus gegenüber den 2,50 Prozent von Ende des Vorjahres bedeutete.
Lesen Sie auch
USA: Positive Impulse
Die US-Aktienbörsen haben in der vergangenen Woche Kursgewinne verzeichnet. Für positive Impulse sorgten wieder einmal Hoffnungen auf ein Ende der Zinserhöhungen, die am vergangenen Freitag durch
niedrigere Inflationszahlen als erwartet befeuert wurden. Der Dow-Jones-Index verbesserte
sich im Wochenvergleich um 2,0 Prozent auf 34.407,60 Punkte. Im ersten Halbjahr stieg der Index damit um 3,8 Prozent. Der breiter gefasste S&P-500-Index gewann in der vergangenen Handelswoche 2,3 Prozent auf 4.450,38 Zähler. Der von
Technologiewerten dominierte Nasdaq-100-Index rückte um 1,9 Prozent vor auf 15.179,21 Punkte. Für die ersten sechs Monate wies der Index einen Sprung um 38,9 Prozent und damit den größten Gewinn
in einem ersten Halbjahr in seiner Geschichte aus. Hintergrund ist, dass Technologiewerte von den wachsenden Hoffnungen auf ein Ende der Zinsanhebungen besonders profitieren.
Ausblick: Anhaltend straffe Geldpolitik erwartet
Mit einer guten Entwicklung im Rücken starten die deutschen Aktienbörsen in der aktuellen Woche ins zweite Halbjahr und in den statistisch recht volatilen Juli. Nichts ändern dürfte sich fürs
Erste am dominierenden Thema für die Märkte, dieses dürfte die Geldpolitik bleiben. In der vergangenen Woche kamen dabei von Seiten der Europäischen Zentralbank (EZB) Signale auf weitere
Zinsanhebungen, die von den Märkten ohnehin erwartet werden. Allerdings gab es auch von Seiten der US-Notenbank Fed Hinweise, dass die geldpolitische Straffung nach der Zinspause im Juni
fortgesetzt werden könnte, was die erheblichen Nasdaq-Gewinne etwas konterkariert. Insofern dürften die Anleger weiter genau auf alle Faktoren achten, die möglicherweise Einfluss auf das weitere
Vorgehen der Notenbanken haben könnten.
In den kommenden Tagen werden hier unter anderem die Preisdaten in der Eurozone vorgelegt, im Fokus stehen allerdings vor allem die US-Arbeitsmarktzahlen. Sollten diese wie von etlichen Analysten
erwartet stark ausfallen, so dürfte dies die Sorge vor erneut steigenden Zinsen erhöhen. Denn ein enger Arbeitsmarkt könnte die ohnehin zu hohe Inflation weiter anheizen, so die Befürchtung.
Daneben gibt die Fed mit der Veröffentlichung des Protokolls ihrer vergangenen Ratssitzung Einblicke in den Stand der internen Diskussion.
Einkaufsmanagerindizes von dies- wie jenseits des Atlantiks könnten wiederum die Einschätzungen zur konjunkturellen Entwicklung in die eine oder andere Richtung bewegen, auch die Zahl der
Werkaufträge könnte hier die Stimmung beeinflussen. Am Dienstag müssen die hiesigen Märkte ohne Impulse aus den USA auskommen, dort bleiben die Börsen wegen des Unabhängigkeitstages geschlossen.
Am Montag wird in den USA zudem bereits verkürzt gehandelt.
Ausgewählte wichtige Termine der Woche
Diskutieren Sie über die enthaltenen Werte
Aktuelle Themen
Weitere Artikel des Autors
12 im Artikel enthaltene WerteIm Artikel enthaltene Werte