Quartalszahlen
Danaher: Diese Zahlen überzeugen nicht – oder etwa doch?
Das Medizintechnik-Konglomerat Danaher hat die Erwartungen des Marktes zwar übertreffen können, allerdings fällt der Ausblick für 2024 verhalten aus. Anlegern gefallen die Zahlen nicht, die Aktie wird verkauft.
- Danaher übertrifft Erwartungen, aber Ausblick verhalten
- Nachhaltiger Boom in der Medizintechnik-Branche bleibt aus
- Umsatz- und Gewinnrückgang bei Danaher, schwache Geschäftsentwicklung erwartet
Nachhaltiger Boom ist ausgeblieben
Auf dem Höhepunkt der Corona-Pandemie waren die Aktien von Laborausrüstern wie Danaher stark gefragt – es herrschte ein Run auf Verbrauchsmaterialien und Untersuchungsgeräte. Die Hoffnungen der Branche auf einen anhaltenden Life-Science-Boom haben sich bislang aber nicht erfüllt:
Das vergangene Jahr war für viele Branchenwerte, insbesondere auch den deutschen Konzern Sartorius, von operativen Schwierigkeiten geprägt. Die hohen Lagerbestände vieler Labors wollten einfach nicht schwinden, so kühlte sich die Geschäftsentwicklung in der Branche deutlich ab.
Erholung lässt weiter auf sich warten ...
Diese Abkühlung zeigt sich auch in den am Dienstagmittag veröffentlichten Quartalszahlen. Der Umsatz von Danaher lag im abgelaufenen Quartal zehn Prozent unter dem des Vorjahres, übertraf aber mit 6,41 Milliarden US-Dollar die Prognose der Analysten um stolze 410 Millionen US-Dollar.
Auch beim Gewinn verzeichnete Danaher einen deutlichen Rückgang. Mit 2,09 US-Dollar lag der Ertrag um 27 Prozent niedriger als noch im Vorjahr. Immerhin konnte auch hier die Marktschätzung von 1,90 US-Dollar pro Aktie deutlich übertroffen werden.
Der gegenüber der Umsatzentwicklung überproportional starke Gewinnrückgang geht vor allem auf das Konto einer nachteiligen Margenentwicklung. Die operative Marge sank gegenüber dem Vorjahr um 650 Basispunkte auf 21,8 Prozent. Der Rückgang der Ertragsspanne betraf alle Zweige des Kerngeschäftes und dürfte auf das Konto niedrigerer Verkaufspreise gehen. Das Unternehmen selbst ist in der Präsentation eine Erklärung schuldig geblieben.
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... und dürfte auch in 2024 ausbleiben
Sowohl für das kommende Quartal als auch das Gesamtjahr sieht Danaher eine schwache Geschäftsentwicklung. Statt einer Wiederbelebung der Nachfrage und neuem Wachstum sieht das Unternehmen einen Umsatzrückgang im einstelligen Bereich, wobei die Erlöse zunächst stärker und dann weniger stark sinken sollen – das deutet zumindest auf eine etwas höhere Nachfrage in der zweiten Jahreshälfte hin. Konkrete Zahlen etwa auch im Hinblick auf den Gewinn pro Aktie nannte Danaher nicht.
Was die Reaktion auf die Zahlen angeht, herrscht Uneinigkeit. In der Vorbörse wurde das Papier erst mit einem Abschlag von bis zu drei Prozent gehandelt, die Aktie konnte sich aber Schritt für Schritt erholen und wechselte noch vor der US-Eröffnung ins Plus.
Geht man von einem einstelligen Umsatz- und Gewinnrückgang in 2024 aus und unterstellt für das Gesamtjahr einen Gewinn von 8,50 US-Dollar pro Aktie, dann wäre Danaher auf Basis des Schlusskurses von Montag mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 27,5 bewertet.
Trotz schwacher Zahlen: Aktie historisch günstig
Gegenüber dem Mittel der vergangenen fünf Jahre ist das ein Abschlag von etwa zehn Prozent. Insofern überrascht es nicht, dass sich Anleger trotz des durchwachsenen Zahlenwerkes entschieden haben, noch in der Vorbörse zuzuschlagen und den Rücksetzer zu kaufen.
Die Zahlen von Danaher, das unter seinem Dach gleich eine ganze Reihe von Laborausstattern vereinigt, werden sich heute sicherlich auch die Anleger von Thermo Fisher Scientific, das sein Quartalsergebnis am Mittwochmittag veröffentlichen wird, sowie von Sartorius genauer anschauen – bei News-Events, wie der Veröffentlichung von Quartalszahlen, korrelieren die drei Aktien oft stark.
Fazit: Die Bullen scheinen das Ruder zu übernehmen
Ob Optimisten oder Pessimisten, bei Danaher ist für jeden etwas dabei. Optimisten können darauf verweisen, dass Danaher die Erwartungen der Analysten schlagen konnte und der Umsatzrückgang geringer war als befürchtet. Pessimisten hingegen verweisen auf die schleppende Erholung, die branchenintern ursprünglich bereits für das vergangene Halbjahr erwartet wurde, und den schwachen Geschäftsausblick. Aktuell jedenfalls scheinen die Optimisten das Ruder übernommen zu haben.
Autor: Max Gross, wallstreetONLINE Zentralredaktion
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