Vorschau
Das sind die Top 10 der diese Woche wichtigsten US-Quartalszahlen – Teil 2
Diese zehn in der aktuellen Woche anstehenden US-Quartalszahlen müssen Anleger kennen: Herausforderungen, Erwartungen und die aktuell eingepreisten Kursreaktionen – alles auf einen Blick!
Hinweis der Redaktion: Fünf der sieben sogenannten Magnificent Seven stellen in dieser Woche ihre Vierteljahresberichte vor, über 300 Unternehmen melden sich an der Wall Street insgesamt zu Wort – die US-Quartalssaison erreicht ihren Höhepunkt!
Für diese Woche werden daher nicht fünf, sondern gleich zehn besonders vielbeachtete Termine vorgestellt, aufgeteilt auf zwei Teile. Teil 2 mit den Tagen Mittwoch bis Freitag gibt es hier zu lesen, Teil 1 mit den Tagen Montag und Dienstag finden Sie unter diesem Link.
Wie schon in der vergangenen Woche wird es außerdem wieder eine Late-Night-Edition der wO Börsenlounge geben. Unsere Experten Markus Weingran und Stefan Klotter werden am Donnerstag die Quartalszahlen von Amazon, Apple und Meta Platforms live besprechen. Zu unserem YouTube-Kanal geht es hier entlang.
Mittwoch, 31. Januar: Boeing
Die Stimmung könnte vor den am Mittwoch anstehenden Zahlen kaum schlechter sein. Wieder einmal ist Boeing einer medialen Dauerberichterstattung ausgesetzt, die Pannenserie will einfach nicht abreißen, nachdem sich auf einem Flug Anfang Januar ein Kabinenteil gelöst hatte.
Unter Druck steht man inzwischen von allen Seiten, denn die anhaltenden Pannen sorgen nicht nur bei Airlines und Passagieren für Ärger, auch die Luftfahrtaufsichtsbehörde FAA musste einmal mehr eingreifen und aus Sicherheitsgründen Startverbote verhängen. Auch bei Zulieferern wie Spirit AeroSystems oder PPG Industries ist der Frust groß – die haben kein Interesse daran, in den Nachrichten deshalb zu landen, weil Boeing ihre Teile schlecht verarbeitet hat.
Mit dem Zahlenwerk verbunden ist daher vor allem eines: Die Hoffnung auf einen Befreiungsschlag. Größer als die Chance auf einen solchen ist wohl aber die Wahrscheinlichkeit, dass die anhaltenden Qualitäts(sicherungs)probleme im kommenden Geschäftsjahr für eine Belastung des Betriebsergebnisses sorgen werden. Miese Zahlen und das gleich doppelt?
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Erwartet jedenfalls sind ein Umsatz von 21,1 Milliarden US-Dollar sowie ein Fehlbetrag von -0,75 US-Dollar pro Aktie. Kaum überraschen dürfte, dass diese Erwartungen in den vergangenen Wochen geschlagene 22 mal nach unten korrigiert wurden.
Angesichts der völligen Ungewissheit darüber, wie sich das jüngste Qualitätsdesaster auf die Geschäfte des Flugzeugbauer auswirken wird, zeigt man sich am Optionsmarkt bislang recht gelassen. Eingepreist ist eine Kursbewegung von 4,6 Prozent, wobei sich Bullen und Bären einen fairen Kampf liefern, die Put-Quote liegt bei 49, die Call-Quote dementsprechend bei 51 Prozent.
Mittwoch, 31. Januar: Qualcomm
Von der im letzten Jahr gestarteten Halbleiter-Rallye war bei Qualcomm lange nichts zu sehen. Das Papier dümpelte aufgrund der anhaltenden Absatzschwäche auf dem Markt für Smartphones und mobile Endgeräte lange im Bereich zwischen 100 und 115 US-Dollar vor sich her.
Seit Ende Oktober hat der Markt aber begonnen, der Aktie Beine zu machen, denn neben dem noch immer wichtigen Smartphone-Geschäft hat Qualcomm zuletzt vor allem mit seiner Automotive-Sparte hohes Wachstum erzielen können. Ähnlich wie bei Broadcom scheint man außerdem damit zu rechnen, dass das Unternehmen künftig eine größere Rolle bei Netzwerk- beziehungsweise Breitbandlösungen für Künstliche Intelligenz eine Rolle spielen könnte.
Entsprechend dieser Hoffnungen wurden die Prognosen der Analysten zuletzt deutlich nach oben korrigiert. Erwartet wird ein Umsatz von 9,5 Milliarden US-Dollar (womit man gegenüber den in 2022 erzielten Bestwerten von etwa elf Milliarden US-Dollar noch ein gutes Stück entfernt wäre) sowie ein Gewinn von 2,37 US-Dollar. Mehr als auf neue Ertragsrekorde stellt sich der Markt also auf eine Erholung gegenüber 2022 ein.
Bei Qualcomm ist nach dem Quartalsreport für gewöhnlich einiges los, mit einer Ausnahme handelte die Aktie die vergangenen sechs Male mit einer Bewegung von 4,5 Prozent oder mehr. Für Mittwoch sind 6,1 Prozent eingepreist, wobei die Optimisten mit einer Call-Quote von 58 Prozent eindeutig im Vorteil sind. Die Mehrheit der gehandelten Optionskontrakte liegt im Bereich von 150 bis 160 US-Dollar.
Donnerstag, 01. Februar: Amazon
Die Quartalszahlen der Kreditkartenanbieter American Express und Visa lassen bereits ebenso wie die im Dezember starken Einzelhandelsumsätze vermuten, dass auch Amazon im Schlussquartal ein gutes Geschäft gemacht haben dürfte. Entgegen allen Unkenrufe zeigen sich die US-Verbraucher bislang ausgabenfreudig – die gesunkenen Inflationsraten dürften hierbei einen großen Anteil gehabt haben.
Neben möglichst hohen Erlösen aus dem Online-Handelsgeschäft dürften Anleger auf bessere Margen als in den Vorquartalen hoffen. Nachdem Amazon insbesondere auf dem Höhepunkt der Corona-Pandemie Hunderttausende neue Mitarbeitenden eingestellt hatte, gerieten die Margen stark unter Druck. Profitabel wirtschaftete eine Zeitlang nur noch das unter AWS firmierende Cloud-Geschäft. Nach Einsparungsmaßnahmen soll nun aber auch das Einzelhandelsgeschäft wieder profitabel wirtschaften, was mit Blick auf die Bewertung der Aktie ein dringendes Erfordernis ist.
Mit Erlösen in Höhe von 166,3 Milliarden US-Dollar wird nicht weniger als das beste Quartal der Unternehmensgeschichte erwartet, der Gewinn pro Aktie soll sich geschätzt auf 0,79 US-Dollar belaufen. Das wäre das drittbeste Ergebnis der jüngeren Unternehmensgeschichte und würde die Egalisierung des Ergebnisses aus dem ersten Quartal 2021 bedeuten.
Noch optimistischer als bei Qualcomm sind Anleger bei Amazon, hier beträgt die Call-Quote stolze 64 Prozent, besonders beliebt sind die beiden Call-Optionen mit den Strikes 165 und 167,50 US-Dollar. Unter dem Strich wird mit einer Kursbewegung von 7,0 Prozent gerechnet, was zur Earnings-Historie der Aktie passt. Folgt nun, nachdem die beiden vergangenen Kursreaktionen positiv waren, der dritte Streich?
Donnerstag, 01. Februar: Apple
Die Weltikone steht unter ungewohntem Erfolgsdruck, denn das Wachstum schwächelt. Angesichts niedrigerer iPhone-Verkaufszahlen, dem Ausbleiben neuer, durchschlagender Innovationen und dem fehlenden Aufspringen auf den KI-Zug hat es das Unternehmen in den vergangenen zwei Jahren weitestgehend verpasst, sich bei den Erlösen zu steigern. Auch den Gewinn pro Aktie hat man überwiegend nur mithilfe von Buybacks, die die ausstehende Zahl an Anteilsscheinen reduziert haben, "steigern" können.
Viel länger wird man Apple eine anhaltende Wachstumsschwäche kaum verzeihen können, denn entgegen den Schwierigkeiten ist der Kurs der Aktie trotzdem gestiegen – ohne echtes Wachstum wird die Multiple Expansion aber kaum länger aufrechtzuerhalten sein. Die Aktie droht hinter die Konkurrenz zurückzufallen.
Beim Umsatz werden 118,3 Milliarden US-Dollar erwartet, das entspricht in etwa dem Vorjahresniveau, läge aber um fast sechs Milliarden US-Dollar unter dem im Schlussquartal 2021 erzielten Ergebnis. Ähnlich verhält es sich beim Gewinn. Hier liegt die Schätzung bei 2,10 US-Dollar pro Aktie, was zwar eine Steigerung gegenüber Q4/2022 (1,88 US-Dollar), aber eine Stagnation gegenüber 2021 (2,10 US-Dollar) bedeuten würde.
Dass Apple einen wechselhaften Start in das Jahr erwischte, schlägt sich am Optionsmarkt bislang nicht nieder. Das Put-Call-Verhältnis liegt bei niedrigen 0,75 – damit sind 57 Prozent aller am Freitag fälligen Optionskontrakte auf der Long-Seite gehandelt. Das insgesamt größte Interesse herrschte bislang an Optionen mit einem Strike von 190 US-Dollar, hier allerdings sind die Bären leicht im Vorteil. Eingepreist ist eine Kursreaktion von 3,8 Prozent, was zu wenig sein könnte, denn das Mittel lag zuletzt bei 3,9 Prozent.
Donnerstag, 01. Februar: Meta Platforms
Das vergangene Jahr war das von CEO Mark Zuckerberg ausgerufene "Jahr der Effizienz". Kostensenkungen bei der Entwicklung des Metaverse, ein radikaler Personalabbau sowie ein stärkerer Fokus auf das Kerngeschäft sollten den Social-Media-Riesen zurück auf die Erfolgsspur bringen. Der Kursverlauf der Aktie beweist, dass das aus der Perspektive des Marktes gelungen ist.
Nun allerdings wird man am Markt wieder Wachstum sehen wollen, hier hat die Konkurrenz um Alphabet, Snap, TikTok und einigen weiteren, kleineren Online-Werbeplattformen aber nicht geschlafen. Gut möglich daher, dass Wachstum künftig nur um den Preis niedrigerer Margen zu haben ist. Das könnte die operativen Erfolge aus dem vergangenen Jahr konterkarieren und auf das Gemüt der zuletzt erfolgsverwöhnten Anleger schlagen.
Eine bilanziell kaum gewichtige Rolle wird dem Geschäft mit VR/AR-Brillen zukommen, dafür verkauft Meta Platforms noch schlicht zu wenige seiner Quest-Brillen. Die Entwicklung hier könnte aber zu einem Fingerzeig dafür werden, was sich der Markt künftig von Apples Vision Pro oder auch Microsofts Hololens erwarten darf – die größte Breite deckt jedenfalls bislag Meta Platforms ab, was zu einem Firstmover-Effekt führen könnte.
Erwartet sind für den Social-Media-Anbieter Erlöse in Höhe von 39,1 Milliarden US-Dollar sowie ein Gewinn von 4,95 US-Dollar pro Aktie – beides würde einen neuen Unternehmensrekord und ein kräftiges Wachstum gegenüber dem Vorjahr bedeuten. Möglicherweise ist der Markt nach 51 Revisionen seiner Erwartungen zur Oberseite aber auch etwas zu optimistisch geworden.
Unter den diese Woche ihre Quartalsberichte veröffentlichenden Magnificent-Seven-Werten ist Meta Platforms derjenige mit der größten eingepreisten Kursbewegung: Hier sind am Optionsmarkt 7,2 Prozent kalkuliert. Festlegen scheint sich aktuell noch niemand zu wollen – Puts und Calls halten sich mit 49 und 51 Prozent knapp die Waage, wobei es bei 400 US-Dollar einen Peak von Call-Kontrakten gibt. Die beiden letzten Reaktionen waren -3,7 und +4,4 Prozent, davor allerdings ging es mit +13,9, +23,3 und -24,6 Prozent teils haarsträubend zur Sache. Für Spannung ist gesorgt!
Weitere nennenswerte US-Quartalsberichte:
Wert | Datum | Zeit | EPS* (erw.) | erw. Kursbewegung | Börsenwert |
---|---|---|---|---|---|
Mastercard | Mi., 31.01. | Vorbörse | 3,08 USD | +/- 3,0 % | 417,5 Mrd. USD |
Thermo Fisher | Mi., 31.01. | Vorbörse | 5,65 USD | +/- 3,7 % | 218,6 Mrd. USD |
ADP | Mi., 31.01. | Vorbörse | 2,10 USD | +/- 4,2 % | 98,1 Mrd. USD |
Phillips 66 | Mi., 31.01. | Vorbörse | 2,38 USD | +/- 3,3 % | 62,7 Mrd. USD |
Merck | Do., 01.02. | Vorbörse | -0,11 USD | +/- 2,3 % | 308,3 Mrd. USD |
Honeywell | Do., 01.02. | Vorbörse | 2,59 USD | +/- 3,0 % | 135,7 Mrd. USD |
Illinois Tool Works | Do., 01.02. | Vorbörse | 2,41 USD | +/- 4,1 % | 80,0 Mrd. USD |
Altria | Do., 01.02. | Vorbörse | 1,18 USD | +/- 3,0 % | 71,6 Mrd. USD |
Ferrari | Do., 01.02. | Vorbörse | 1,62 USD | +/- 3,6 % | 63,0 Mrd. USD |
Exxon | Fr., 02.02. | Vorbörse | 2,21 USD | +/- 2,4 % | 420,0 Mrd. USD |
Abbvie | Fr., 02.02. | Vorbörse | 2,82 USD | +/- 3,1 % | 290,9 Mrd. USD |
Chevron | Fr., 02.02. | Vorbörse | 3,22 USD | +/- 2,5 % | 282,5 Mrd. USD |
Regeneron | Fr., 02.02. | Vorbörse | 10,76 USD | +/- 3,3 % | 105,3 Mrd. USD |
* Earnings per Share / Gewinn pro Aktie
Stand: Dienstag, 30. Januar, 22:00 Uhr (MEZ)
Autor: Max Gross, wallstreetONLINE Zentralredaktion
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