Quartalszahlen
Nach DFB-Coup: Nike übertrifft Erwartungen – enttäuscht aber beim Ausblick ...
Die Zahlen des US-Sportbekleidungsherstellers Nike sind eines der letzten Highlights der laufenden US-Quartalssaison. Diese sind besser als erwartet, insgesamt aber gemischt ausgefallen.
- Nike-Zahlen besser als erwartet, aber gemischt
- DFB wechselt zu Nike, Gewinn über Erwartungen
- Lagerbestände sinken, Umsatzverteilung ungünstig
Ein Coup ist dem US-amerikanischen Sportbekleidungshersteller am Donnerstag bereits gelungen: Der Deutsche Fußball-Bund wird nach über 70 Jahren Partnerschaft seinen Ausrüstervertrag mit Adidas kündigen und die Fußballnationalmannschaft ab 2027 in den Trikots von Nike auflaufen lassen.
Zwei Gegner auf einmal: Erwartungen des Marktes und Zahlen der Konkurrenz
Aber hat das in einer Wachstumskrise steckende Unternehmen – die Erlöse treten bereits seit eineinhalb Jahren auf der Stelle – auch mit seinen Quartalszahlen zu überzeugen können?
Immerhin ist man am Donnerstagabend gegen den aufstrebenden Konkurrenten Lululemon angetreten. Damit galt es für Nike, nicht nur die Erwartungen des Marktes zu übertreffen, sondern auch im Direktvergleich zufriedenstellend abzuschneiden. Diese Aufgabe hat Nike nur teilweise lösen können. Für das erste Halbjahr enttäuschte vor allem eine Umsatzwarnung. Die Details im Einzelnen:
Umsatz und Gewinn über den Schätzungen
Die Erlöse kletterten gegenüber dem Vorjahresquartal minimal um 0,3 Prozent auf 12,43 Milliarden US-Dollar. Damit landete der von Nike gemeldete Umsatz 130 Millionen US-Dollar über den Schätzungen der Analysten. Eine positive Überraschung ist dem Unternehmen vor allem beim Gewinn gelungen, hier meldete das Unternehmen 0,98 US-Dollar pro Anteilsschein. Erwartet wurden vorab lediglich 0,75 US-Dollar.
Der über den Erwartungen liegende Gewinn ist vor allem einer Margensteigerung zu verdanken. Die Bruttomarge kletterte um 1,5 Prozentpunkte auf 44,8 Prozent. Nike wies in seiner Pressemitteilung allerdings darauf hin, dass diese ohne im vergangenen Quartal vorgenommene Restrukturierungsmaßnahmen um weitere 0,5 Prozentpunkte geklettert wäre.
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Fortschritte beim Abbau unverkaufter Ware
Mit besonders hoher Aufmerksamkeit werden bei Nike aktuell die Lagerbestände verfolgt. Zeitweise war das Inventar von Nike auf einen Warenwert von über neun Milliarden US-Dollar angeschwollen, hier aber gelangen inzwischen deutliche Verbesserungen. Der Wert unverkaufter Ware sank in den abgelaufenen drei Monaten um 13 Prozent auf 7,7 Milliarden US-Dollar.
Dieser positive Trend wird aber teilweise dadurch konterkariert, dass sich bei der Umsatzverteilung eine für Nike ungünstige Dynamik entwickelt hat: Während die Direktverläufe um drei Prozent gesunken sind, sind die Einzelhandelsumsätze um drei Prozent gestiegen. In aller Regel sind Unternehmen aber darum bemüht, ihren Direktvertrieb zu steigern, da sich hier höhere Verkaufsmargen erzielen lassen.
Kursreaktion zunächst verhalten, dann volatil
Der Mix aus positiven und negativen Entwicklungen ließ Anleger in der US-Nachbörse zunächst ratlos zurück. Nachdem die Aktie im regulären Handel 0,6 Prozent dazugewinnen konnte, handelt sie im erweiterten Handel volatil. Zwei Anstiegsversuche, einer davon mit zwischenzeitlichen Gewinnen von sieben Prozent, wurden verkauft. Den erweiterten Handel beschloss die Aktie schließlich mit einem Verlust von knapp sechs Prozent.
Ursache für die Abgaben am späten Abend dürfte eine Umsatzwarnung gewesen sein. Vor allem das China-Geschäft zeigt trotz hoher Rabatte Schwächen. Eine konkrete Umsatzprognose blieb Nike dem Markt daher schuldig, wenngleich man bekräftigte, wachsen zu wollen. Analysten erhofften sich für das kommende Geschäftsjahr eine Wachstumsprognose von 5,6 Prozent.
Nike steht auf der Kippe, neue Jahrestiefs voraus?
Damit gilt es aus Käufersicht vor dem Wochenende vor allem darum, die Verluste einzugrenzen und nach Möglichkeit die 100-Dollar-Marke zurückzuerobern. Die ist aktuell die letzte Unterstützung vor einem möglichen Test der bisherigen 52-Wochen-Tiefs bei rund 89 US-Dollar.
Immerhin: Mit einem Minus von sechs Prozent schlug Nike sich immer noch besser als Konkurrent Lululemon. Der blieb beim Ausblick auf das kommende Quartal hinter den Erwartungen zurück und wird dafür sogar mit zweistelligen Kursverlusten abgestraft.
Fazit: Aktie schlicht zu teuer für fehlendes Wachstum
Sportbekleidungshersteller Nike präsentierte am Donnerstag ein wechselhaftes Zahlenwerk. Umsatz und Gewinn fielen zwar besser aus als erwartet, die Rückkehr auf den Wachstumspfad scheint allerdings noch nicht zu gelingen – auch weil die Lagerbestände hoch geblieben sind und sich bei der Umsatzverteilung ein ungünstiger Trend ergeben hat.
Ohne die Aussicht auf Wachstum ist die Aktie mit einem für 2024 geschätzten Kurs-Gewinn-Verhältnis von 27,9 schlicht zu teuer bewertet. Auch das erklärt, warum die Aktie schon seit geraumer Zeit hinter dem Gesamtmarkt zurückbleibt und die Kursreaktion enttäuscht.
Autor: Max Gross, wallstreetONLINE Redaktion
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