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    Smart Investor Weekly 18/2008  1179  0 Kommentare Die Fusion - zweier Börsenweisheiten

    „Sell in May and go away”
    Dies ist wohl die bekannteste Phrase in der Börsenzunft, welche jeder Jung-Börsianer sozusagen mit der n-tv-Telebörsen-„Muttermilch“ eingeflößt bekommt. Und ganz so falsch ist dieses Börsen-Bonmot auch nicht. Erstens ist in einer langjährigen Durchschnittsbetrachtung der Mai von allen zwölf Monaten nach dem September der zweitschlechteste. Darauf wird immer gerne hingewiesen. Allerdings besagt das Bonmot vom Prinzip her etwas anderes: Wenn man den Ratschlag gibt, innerhalb des Mais zu verkaufen, dann ist doch die dahinterliegende Idee, dass die nachfolgenden Monate tendenziell schlechter werden könnten. Und in der Tat: statistisch gesehen sind die Sommer- und Herbst Monate nicht so ergiebig wie die Winter und Frühjahrs-Monate. Insofern hat „Sell in May and go away“ durchaus eine statistische Untermauerung.

    „Diesmal ist alles anders“
    Ein weiterer Spruch, den jeder Börsianer mindestens schon einmal gehört hat, lautet: „Diesmal ist alles anders“. Wer den Tech-Hype der Jahre 1999 und 2000 noch miterlebt hat, hörte diesen Spruch damals recht häufig. Damit wollten die Bullen unterstreichen, dass z.B. herkömmliche Bewertungskennzahlen wie das KGV in der damaligen Zeit keine Bedeutung mehr hatten, wir erinnern uns: dreistellige KGVs waren am Neuen Markt keine Seltenheit. Wie tiefgründig und nachhaltig die Aussage „Diesmal ist alles anders“ dann aber war, konnten viele Börsianer in den nachfolgenden Jahren am eigenen Portemonnaie schmerzhaft spüren.



    Kunststück am Wochenende
    Die Wochenzeitung „Euro am Sonntag“ schaffte am vergangenen Wochenende auf ihrem Titelbild das Kunststück, beide oben beschriebenen Börsen-Floskeln in eine einzige zu packen. Und dabei ist unseren Kollegen von der nur etwa 5 Kilometer Luftlinie entfernten EuramS-Redaktion diese Headline eingefallen: „Dieser Mai wird anders“ (Abb. 1) Wow, darauf muss man erst einmal kommen! Wie Sie als Smart Investor-Leser wissen, nehmen wir uns solche Titelbilder bzw. Überschriften sehr gerne unter sentimenttechnischen Gesichtspunkten vor. Was wir aus dem EuramS-Cover ablesen können, ist, dass sich die Presse nun wieder traut, auch etwas aggressiver über die Börse zu schreiben, und die katastrophale Lage im Finanzsystem zu verdrängen. Es geht uns dabei gar nicht darum, dass die Journalistenkollegen mit ihrer Aussage vermutlich falsch oder nicht ganz richtig liegen werden. Vielmehr zeigt uns diese Headline, dass die Zuversicht zurückkehrt und man nun auch wieder etwas frecher wird. In den letzten Wochen ist den Journalisten das Lachen ja mehr oder weniger vergangen, dies scheint sich nun zu wandeln. Dass auch „Der Aktionär“ mit seiner heute erschienenen Ausgabe (Abb. 2) in die gleiche Kerbe schlägt, unterstreicht unsere Einschätzung von der allgemeinen Stimmungslage nur umso mehr.
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    Verfasst von 2Ralf Flierl
    Smart Investor Weekly 18/2008 Die Fusion - zweier Börsenweisheiten „Sell in May and go away” Dies ist wohl die bekannteste Phrase in der Börsenzunft, welche jeder Jung-Börsianer sozusagen mit der n-tv-Telebörsen-„Muttermilch“ eingeflößt bekommt. Und ganz so falsch ist dieses Börsen-Bonmot auch nicht. …