So nicht!
Sicheres Wissen ist immer negatives Wissen
Selten kann man genau sagen, wie sich die Märkte in der nächsten Zeit entwickeln werden. Die Gründe, die zu einem Kursdebakel führen oder einen Aufschwung initiieren, lassen sich gemeinhin im Voraus niemals klar identifizieren. Positive Erkenntnisse sind an den Märkten also selten zu finden.
Was man hingegen mit großer Sicherheit machen kann, ist, falsche Argumentationen auszuscheiden. Ein positives Wissen über die Märkte ist also schwer zu erlangen – ein negatives hingegen vergleichsweise einfach.
Ein Autor der Goldapologeten schreibt beispielsweise in der vergangenen Woche, wie lange und ausführlich er sich mit dem Thema der internationalen Finanzen befasst habe und kommt anschließend zu folgendem Krisenszenario:
„Wenn die anderen Länder nicht die aus ihren Exporten von den USA erhaltenen Dollars "repatriieren" d.h. wieder in den USA - also vorwiegend in Aktien, Treasuries und anderen Anleihen investieren, dann fehlt den USA die Liquidität, um ihre Verbindlichkeiten zu begleichen.“
Diese Sichtweise ist jedoch vollkommen irrig. Niemand kann sagen, wie viele Dollars in den USA zirkulieren und wie viele offshore gehalten werden. Und es ist auch nicht wichtig. Im Geld gibt es keine Mengenrationierung. Die USA werden niemals an einem Mangel an Liquidität scheitern.
Alle Orientierung an Mengeneffekten führt ausnahmslos in die Irre. Schließlich leben wir in einer kapitalistischen Geldwirtschaft und nicht im Sozialismus. Der Sozialismus wird durch Mengenrationierungen gesteuert, eine Geldwirtschaft hingegen durch Preissignale.
Zunehmende Defizite der USA bewirken einen Angebotsüberschuss des Dollars, der dessen Preis senkt. Dadurch entschulden sich die USA, und die Gläubiger erleiden Vermögenseinbußen. Diesen Bewertungseffekten aufgrund von Preisveränderungen kann zwar der Einzelne entgehen, die Gesamtheit der Dollarhalter jedoch nicht. Sie muss es in jedem Fall ertragen. Und damit noch nicht genug: Umso entschiedener sie versucht, dieser Situation zu entfliehen, umso gravierender wird sie für sie.
Doch das sind alles Preiseffekte, die in veränderten Vermögensbewertungen resultieren. Mit Mengen hat das alles nichts zu tun. Wenn die USA Schwierigkeiten bekommen, dann nicht aufgrund fehlender Mengen ihrer Währung, sondern aufgrund gefallener Preise und Werte eben dieser.