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    Smart Investor Weekly 35/2008  1661  0 Kommentare Alles blickt nach Amerika – ein Fehler!

    Die USA beherrschen die Schlagzeilen…
    Mit guten Nachrichten wird man in diesen Tagen als Anleger wahrlich nicht verwöhnt. Abgesehen von den vorgelegten Bilanzen, die im Großen und Ganzen die Erwartungen des Marktes erfüllen konnten und eines deutlich rückläufigen Ölpreises, knirscht es immer noch gewaltig im Subprime-Gebälk. Dabei stehen gerade amerikanische Institute weiterhin im Fokus der Berichterstattung. Die Spekulationen um einen Liquiditätsengpass bei der Investmentbank Lehman Brothers, denen nicht wenige das gleiche Schicksal wie vor wenigen Monaten Bear Stearns prophezeien – also einen Zwangsverkauf, um das Schlimmste zu verhindern – erhielten zuletzt neue Nahrung. Und die Lage bei den halbstaatlichen Hypothekenfinanzierern Fannie Mae und Freddie Mac, die bis Ende September einen Refinanzierungsbedarf von mehr als 200 Mrd. USD zu decken haben, steht weiterhin auf Messers Schneide. Eine Verstaatlichung wird als eine der möglichen Rettungsoptionen damit immer wahrscheinlicher. Schließlich kann die US-Regierung nicht tatenlos zusehen, wie beide Institute und mit ihnen womöglich das Finanzsystem kollabiert. Dafür steht zuviel auf dem Spiel.

    …dabei sieht es hierzulande kaum besser aus!
    Nun ist es sicherlich richtig, sehr kritisch die Entwicklung in den USA zu verfolgen und sich Gedanken über die längerfristige Stabilität des Finanzsystems zu machen. Schließlich dürften die Akteure auch aus dieser Krise nicht wirklich etwas gelernt haben. Dieser Illusion geben sich auch Experten wie der amerikanische Wirtschaftsnobelpreisträger Joseph Stiglitz keineswegs hin. Und obwohl sie dafür plädieren, dass der Staat in letzter Konsequenz eingreift, sind sie sich bewusst, dass eine solch finale Rettung im Grunde die falschen Signale aussendet. Die Banker können sich sicher sein, dass jemand anderes – sprich der Steuerzahler – für sie die Kohlen aus dem Feuer holt. Nun sieht die Lage in Europa aber nicht wirklich besser aus – im Gegenteil. Schon mehrfach haben wir auf die dünne Eigenkapitaldecke der hiesigen Banken hingewiesen, die weit unter denen ihrer amerikanischen, vermeintlich so krisengeschüttelten Pendants liegt. Europäische Banken operieren zumindest im Durchschnitt mit einem höheren Hebel auf ihr Eigenkapital und damit zumindest tendenziell auch mit einem höheren Risiko. Das Beispiel Deutsche Bank, wo sich hochrangige Manager selbst auf dem deutlich reduzierten Kursniveau noch von umfangreichen Aktienpaketen trennten, muss in jedem Fall Anlass zur Sorge geben. Sollten die u.a. von der Regulierungsbehörde BaFin diskutierte Verschärfung der Liquiditätsstandards tatsächlich durchgesetzt werden, kommen auf die Banken zweifellos nochmals schwierige Zeiten zu. Konkret können wir uns vorstellen, dass es bereits in den nächsten Wochen zu einem reinigenden Gewitter kommt.
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    Verfasst von 2Ralf Flierl
    Smart Investor Weekly 35/2008 Alles blickt nach Amerika – ein Fehler! Die USA beherrschen die Schlagzeilen… Mit guten Nachrichten wird man in diesen Tagen als Anleger wahrlich nicht verwöhnt. Abgesehen von den vorgelegten Bilanzen, die im Großen und Ganzen die Erwartungen des Marktes erfüllen konnten und eines …