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    Smart Investor Weekly 43/2008  1497  0 Kommentare Die Welt des Josef A. – Von Fettnäpfchen zu Fettnäpfchen

    Wer will sich überhaupt retten lassen?
    Seit gestern ist das 480 Mrd. schwere Rettungspaket des Bundes bereit zum Abruf. Allerdings stellt sich die Frage, wer von den privaten Banken sich überhaupt aus der Deckung traut, um die staatlichen Hilfen in Anspruch zu nehmen. Nicht auszuschließen, dass die Regierung im Eiltempo etwas auf den Weg gebracht hat, was sich letztlich als Ladenhüter erweist. In diesem Fall erscheint es fraglich, ob der Rettungsschirm überhaupt seine erhoffte Wirkung entfalten kann. Deutsche Bank-Chef Josef Ackermann sprach bereits davon, dass er sich schämen würde, wenn sein Institut auf das Rettungsprogramm zurückgreifen müsste. Damit erweist der Bank-Manager seiner gesamten Branche einen Bärendienst. Schließlich würde die Inanspruchnahme nach diesen Äußerungen erst recht als Eingeständnis eigener Schwäche interpretiert werden. Die Folgen für den Aktienkurs wären absehbar negativ. Ackermann versucht mit diesen kalkulierten Äußerungen der Deutschen Bank einen Wettbewerbsvorteil zu verschaffen, was grundsätzlich legitim, aber in der jetzigen Situation aus volkswirtschaftlicher Sicht in höchstem Maße verantwortungslos ist. Als wäre Ackermanns freiwilliger und öffentlichkeitswirksamer Verzicht auf einen Teil seines Bonus nicht schon peinlich genug gewesen, muss sich der streitbare Banker nun in einer viel wichtigeren Angelegenheit mangelndes Fingerspitzengefühl vorwerfen lassen. Über seine Aussagen im Mai, als er den „Anfang vom Ende der Krise“ ausrief, möchte man ebenfalls lieber den Mantel des Schweigens hüllen.

    Konstruktionsfehler im Detail
    Aber nicht nur Ackermann muss sich Kritik gefallen lassen. So verständlich es ist, dass die Bundesregierung die Inanspruchnahme des Hilfspakets an strenge Bedingungen knüpfte, so kontraproduktiv könnten sich diese Restriktionen im Nachhinein erweisen. Vor allem die – von Ausnahmen abgesehen – symbolträchtige Beschränkung der Managergehälter auf 500.000 EUR im Jahr könnte zum Stolperstein werden. Man muss sich nur in die Denkweise eines Bankvorstands hineinversetzen. Verzichtet dieser auf einen Großteil seines Gehalts nur weil die deutsche Öffentlichkeit das von ihm in der jetzigen Situation erwartet? Wohl kaum. Da wird er lieber den Rest seiner schwindenden Liquidität zu objektiv unattraktiven Konditionen bei der Zentralbank horten, als diese anderen Banken und Kreditnehmern zur Verfügung zu stellen. Ob so kurzfristig der Ausweg aus der Kreditklemme gelingt, darf zumindest leise bezweifelt werden. Nur der, dem die Pistole bereits so dicht auf der Brust sitzt, dass der Fortbestand der Bank akut gefährdet ist, wird sich unter diesen Umständen als bedürftig outen.
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    Verfasst von 2Ralf Flierl
    Smart Investor Weekly 43/2008 Die Welt des Josef A. – Von Fettnäpfchen zu Fettnäpfchen Wer will sich überhaupt retten lassen? Seit gestern ist das 480 Mrd. schwere Rettungspaket des Bundes bereit zum Abruf. Allerdings stellt sich die Frage, wer von den privaten Banken sich überhaupt aus der Deckung traut, um die staatlichen Hilfen …

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