ANALYSE - Greenspan-Botschaft
Stellt Euch auf einen moderaten Aufschwung ein
US-Notenbankchef Alan Greenspan sieht die US-Wirtschaft vor dem Ende der seit fast einem Jahr andauernden Rezession. Zugleich dämpfte er aber die Hoffnung auf eine starke V-förmige Erholung, ein
Muster, das sich nach wie größter Beliebheit an Wall Street erfreut. Die Erholung werde voraussichtlich moderat ausfallen, sagte er in seiner halbjährlichen Rede vor dem Finanzausschuss des
US-Repräsentantenhauses.
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Der Aktienmarkt zeigt sich zunächst erfreut über die Aussicht auf weiterhin niedrige Zinsen. Im weiteren Handelsverlauf überwog dann aber die Sorge, eine schwache Aufwärtsentwicklung werde die
Erholung von Absatz und Gewinn der Unternehmen in die Länge ziehen. Während der Dow Jones noch mit einem kleinen Plus in den Feierabend ging, verlor der technologielastige Nasdaq 0,9 Prozent und
hielt sich gerade noch an der technisch wichtigen Zone zwischen 1.745 und 1.755 fest. Der US-Rentenmarkt reagierte sofort auf Greenspans Einschätzung, es bestehe kaum Inflationsgefahr: Die Rendite
zehnjähriger Staatspapiere gab deutlich nach.
Greenspan zeigte sich zwar zuversichtlich über die Belebung der Wirtschaftsaktivitäten, warnte aber zugleich: „Es besteht ein erhebliches Risiko, dass die wirtschaftliche Entwicklung unterdurchschnittlich bleibt." Wichtiges Anzeichen für die bevorstehende Wende sind für den Chef der Federal Reserve die niedrigen Lagerbestände. Das zwinge die Unternehmen in den nächsten Monaten, ihre Produktion hochzufahren.
Auch der gestern veröffentlichte Auftragseingang für langlebige Gebrauchsgüter im Januar bestätigt Greenspans Haltung. Die Zunahme von 2,6 Prozent gegenüber dem Dezember war deutlich stärker ausgefallen als von Analysten erwartet.
Die Risiken liegen nun laut Greenspan genau dort, woher zuvor die hauptsächliche relative Stabilität der US-Wirtschaft kam. Die Privathaushalte hatten auch während der Flaute überraschend viel Geld für Gebrauchsgüter und Wohneigentum ausgegeben. „Der Raum für einen starken Schub durch die Ausgaben privater Haushalte dürfte enger sein als in früheren Aufschwungphasen", sagte er.
Hinzu kommt, dass die in den vergangenen beiden Jahren wegen der zurückliegenden Baisse an den Aktienmärkten stark geschrumpften privaten Vermögenseinnahmen die Ausgaben noch einige Zeit dämpfen. Daher wandert Greenspan auf schmalem Grat. Er muß für Optimismus an den Aktienmärkten sorgen, darf aber die Risken eines Konjunktur-Rückschlags nicht verschweigen.
Die Sorge um den privaten Konsum wird dadurch bestätigt, dass der Verkauf neuer Häuser im Januar um mehr als 100.000 auf 823.000 eingebrochen ist. Einige Tage zuvor war das Verbrauchervertrauen überraschend stark gesunken, was die Märkte ebenfalls negativ werteten, obwohl die Reaktion als überzogen gelten kann 261313.
Greenspan stellte den US-Abgeordneten auch die Halbjahresprognose des Offenmarktausschusses vor. Demnach soll das Wirtschaftswachstum im zweiten Quartal um 2,5 bis 3 Prozent gegenüber dem Vorjahr wachsen. Die am sogenannten Deflator des privaten Verbrauchs gemessene Inflation werde dann bei 1,5 Prozent liegen, die Arbeitslosigkeit soll auf mehr als sechs Prozent steigen. Das deckt sich mit bereits früher von Beobachtern geäußerten Erwartungen.
Nach Ansicht des mächtigsten Notenbankers der Welt hängt das Schicksal der Weltwirtschaft am Verlauf der US-Konjunktur: „Eine Erholung der Produktion im Ausland dürfte der Erholung in den USA nicht vorauseilen, sondern nachlaufen." Damit sprach er aus, was viele Beobachter denken. Und diese Überzeugung schlägt sich im nach wie vor starken Dollar nieder.
Die Zinsen sind nach elf Senkungsschritten historisch niedrig. Das ist für die Finanzierungsbedingungen der Unternehmen gut und stützt in der relativen Bewertung auch die Aktienmärkte auf dem aktuellen Niveau. Ob die US-Wirtschaft dieses günstige Niveau tatsächlich auch nachhaltig nutzt, um zu investieren, muß sich noch zeigen. In den Jahren des Börsenbooms waren allerorts massive Überkapazität geschaffen worden, die die Investitionsneigung der Unternehmenslenker zurzeit sicher nicht überschäumen lässt.
Und genau das erklärt die aktuelle relative Schwäche der US-Technologieaktien. „Was Technologieaktien angeht, ist es momentan sehr schwierig, bullisch zu sein. Es gibt zwar einige Chip-Werte, die attraktive Trends aufweisen, aber die meisten Aktien sehen charttechnisch schlecht aus, “ sagt z.B. Ken Tower von CyberTrader.
Licht am Ende Tunnels – das ist das Fazit nach den Konjunkturdaten der vergangenen Wochen und nach der Rede von Alan Greenspan. Einen Anlass für einen massiven Einstieg in die Aktienmärkte in den USA und anderswo gibt es aber noch nicht.
260209;Aktienmärkte contra Konjunkturaussichten
255450;Gute US-Konjunkturzahlen - schwache Kurse
Greenspan zeigte sich zwar zuversichtlich über die Belebung der Wirtschaftsaktivitäten, warnte aber zugleich: „Es besteht ein erhebliches Risiko, dass die wirtschaftliche Entwicklung unterdurchschnittlich bleibt." Wichtiges Anzeichen für die bevorstehende Wende sind für den Chef der Federal Reserve die niedrigen Lagerbestände. Das zwinge die Unternehmen in den nächsten Monaten, ihre Produktion hochzufahren.
Auch der gestern veröffentlichte Auftragseingang für langlebige Gebrauchsgüter im Januar bestätigt Greenspans Haltung. Die Zunahme von 2,6 Prozent gegenüber dem Dezember war deutlich stärker ausgefallen als von Analysten erwartet.
Die Risiken liegen nun laut Greenspan genau dort, woher zuvor die hauptsächliche relative Stabilität der US-Wirtschaft kam. Die Privathaushalte hatten auch während der Flaute überraschend viel Geld für Gebrauchsgüter und Wohneigentum ausgegeben. „Der Raum für einen starken Schub durch die Ausgaben privater Haushalte dürfte enger sein als in früheren Aufschwungphasen", sagte er.
Hinzu kommt, dass die in den vergangenen beiden Jahren wegen der zurückliegenden Baisse an den Aktienmärkten stark geschrumpften privaten Vermögenseinnahmen die Ausgaben noch einige Zeit dämpfen. Daher wandert Greenspan auf schmalem Grat. Er muß für Optimismus an den Aktienmärkten sorgen, darf aber die Risken eines Konjunktur-Rückschlags nicht verschweigen.
Die Sorge um den privaten Konsum wird dadurch bestätigt, dass der Verkauf neuer Häuser im Januar um mehr als 100.000 auf 823.000 eingebrochen ist. Einige Tage zuvor war das Verbrauchervertrauen überraschend stark gesunken, was die Märkte ebenfalls negativ werteten, obwohl die Reaktion als überzogen gelten kann 261313.
Greenspan stellte den US-Abgeordneten auch die Halbjahresprognose des Offenmarktausschusses vor. Demnach soll das Wirtschaftswachstum im zweiten Quartal um 2,5 bis 3 Prozent gegenüber dem Vorjahr wachsen. Die am sogenannten Deflator des privaten Verbrauchs gemessene Inflation werde dann bei 1,5 Prozent liegen, die Arbeitslosigkeit soll auf mehr als sechs Prozent steigen. Das deckt sich mit bereits früher von Beobachtern geäußerten Erwartungen.
Nach Ansicht des mächtigsten Notenbankers der Welt hängt das Schicksal der Weltwirtschaft am Verlauf der US-Konjunktur: „Eine Erholung der Produktion im Ausland dürfte der Erholung in den USA nicht vorauseilen, sondern nachlaufen." Damit sprach er aus, was viele Beobachter denken. Und diese Überzeugung schlägt sich im nach wie vor starken Dollar nieder.
Die Zinsen sind nach elf Senkungsschritten historisch niedrig. Das ist für die Finanzierungsbedingungen der Unternehmen gut und stützt in der relativen Bewertung auch die Aktienmärkte auf dem aktuellen Niveau. Ob die US-Wirtschaft dieses günstige Niveau tatsächlich auch nachhaltig nutzt, um zu investieren, muß sich noch zeigen. In den Jahren des Börsenbooms waren allerorts massive Überkapazität geschaffen worden, die die Investitionsneigung der Unternehmenslenker zurzeit sicher nicht überschäumen lässt.
Und genau das erklärt die aktuelle relative Schwäche der US-Technologieaktien. „Was Technologieaktien angeht, ist es momentan sehr schwierig, bullisch zu sein. Es gibt zwar einige Chip-Werte, die attraktive Trends aufweisen, aber die meisten Aktien sehen charttechnisch schlecht aus, “ sagt z.B. Ken Tower von CyberTrader.
Licht am Ende Tunnels – das ist das Fazit nach den Konjunkturdaten der vergangenen Wochen und nach der Rede von Alan Greenspan. Einen Anlass für einen massiven Einstieg in die Aktienmärkte in den USA und anderswo gibt es aber noch nicht.
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255450;Gute US-Konjunkturzahlen - schwache Kurse
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