Egbert Prior
Akquisitionsfieber treibt Intercell
Der Impfstoffhersteller aus Wien (WKN A0D8HW) verfolgt eine vielversprechende Strategie. Obwohl der Biotechspezialist etliche Anwendungsgebiete erforscht, legte das Management für die Jahre 2007 und
2008 schwarze Zahlen vor. „Wir werden versuchen, unseren Liquiditätsbestand von 154 Millionen Euro zu halten“, betonte Vorstandschef Gerd Zettlmeissl auf einer Investorenkonferenz in New York.
Intercell hat sich auf Impfstoffe gegen gefährliche Infektionskrankheiten spezialisiert. Auf dem Markt befindet sich bereits ein Produkt gegen die Japanische Enzephalitis. Jedes Jahr erkranken 30.000
bis 50.000 Menschen an der Tropenkrankheit. 15.000 sterben. Das Marktpotential umfaßt 250 Millionen Euro. Ein zweiter Hoffnungsträger, ein Impfstoff gegen Reisedurchfall, befindet sich in der
Entwicklungsphase II. Das Marktpotential über 500 Millionen Euro: Adressiert werden 55 Millionen Menschen aus den Industrienationen, die jährlich in Entwicklungsländer reisen. Mittels eines
innovativen Pflasters soll die Anti-Diarrhöe-Impfung erfolgen. Auf
Hochtouren laufen bereits die Vorbereitungen für die Phase III: Rund 1.800 Europäer, die nach Mexiko oder Guatemala reisen, will Zettlmeissl in der Studie beobachten. In einer anderen Studie
erforscht er gemeinsam mit Merck & Co eine Impfung gegen Krankenhausinfektionen. Am Grundkapital ist Novartis mit 15 Prozent beteiligt. Der Kurs befindet sich im Höhenflug. Akt. 28 Euro.
Börsenwert: 1,3 Milliarden. Im vergangenen Jahr summierten sich Umsatz und Überschuß auf 51 bzw. 17 Millionen Euro. Über den Sektor rollt eine beispiellose Übernahmewelle hinweg - mitunter getrieben
durch die Angst vor der Schweinegrippe. So kauft der US-Pharmariese Abbott Laboratories für 4,5 Milliarden Euro die Impfstoffsparte der belgischen Solvay. Johnson & Johnson legt 302 Millionen
Euro für einen 18-Prozent-Anteil an der niederländischen Crucell auf den Tresen. Und Merck & Co. sichert sich Grippeimpfstoffrechte der australischen CSL. Pfizer schnappt sich den
Impfstoffgiganten Wyeth für 68 Milliarden Dollar. Wegen des Akquisitionsfiebers ist Intercell einen Schuß wert.