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    Preiskontrollen  5315  0 Kommentare Ist Chinas Kohle-Boom zu Ende?

    Kohle ist in China weiterhin der wichtigste Energieträger. Obwohl das Reich der Mitte die alternativen Energien stark fördert, wird noch rund 70 Prozent des chinesischen Stroms in Kohlekraftwerken produziert. Und der Bedarf an solchen Kraftwerken steigt weiterhin massiv; allein von Januar bis Mai hat sich Chinas Stromverbrauch um 24 Prozent erhöht. Angesichts des enormen Wirtschaftswachstums wird sich dieser Trend fortsetzen. 2009 hat das Land schon 40 Prozent der weltweit (!) geförderten Kohle verbraucht – mit steigender Tendenz. Dementsprechend zogen die Kohlepreise dieses Jahr spürbar an.

    Peking ergreift zurzeit verschiedene Maßnahmen gegen die Inflationsentwicklung, und im Zuge dessen ging die Regierung jetzt auch gegen die heimischen Kohleförderer vor. Die Minenbetreiber dürfen vorerst keine kurzfristigen Lieferkontrakte zu höheren Preisen mehr abschließen, sondern müssen sich an das Preisniveau halten, das sie zuvor in ihren einjährigen Lieferverträgen vereinbart haben. De facto entspricht dies einer erheblichen – von oben verordneten – Preissenkung, denn die kurzfristigen Lieferpreise waren zuletzt deutlich gestiegen. Damit sind die inflationären Gefahren von Seiten der Energiepreise zunächst eingedämmt. Die Aktien der chinesischen Kohleminen-Betreiber brachen allerdings in den vergangenen Tagen deutlich ein.

    Chinas Kommandowirtschaft mit ihren zahlreichen Eingriffen in das Marktgeschehen hat sich bisher durchaus bewährt. Vor allem die Finanzkrise wurde dadurch mit fast schon schlafwandlerischer Sicherheit gemeistert. Im Fall der Kohlepreise dürfte der Schuss aber nach hinten losgehen. Schon jetzt können die heimischen Kohleproduzenten den Bedarf des Landes bei weitem nicht mehr decken. Hinzu kommt, dass Peking mehrere tausend kleinere Minen wegen Sicherheitsmängel schließen ließ. Dies war auch bitter nötig. Erst vergangene Woche hat eine Explosion in einem illegalen Schacht wieder Dutzende Menschenleben gefordert.

    Die Folgen einer solchen Preisregulierung kann man sehr gut in Indien besichtigen, wo die dortige Regierung bereits im März eine Sondersteuer auf die Kohleförderung verhängt hat. Dort haben die Minenbetreiber inzwischen ihre Investitionen deutlich zurückgefahren, und auch der Abbau stagniert. Dies hat dazu geführt, dass fast 40 Prozent der dortigen Kraftwerke kaum noch über ausreichende Vorräte verfügen. In 16 der 81 Anlagen reicht die vor Ort gelagerte Kohle nur noch für vier Tage. Schon kurzfristige Lieferunterbrechungen können in einer solchen Situation zu einem Zusammenbruch der Stromversorgung führen. 

    Was bedeutet dies alles für die Aktien aus dem chinesischen Kohlesektor? Wir rechnen damit, dass kurzfristig weiter fallende Kurse wohl nicht auszuschließen sind. Auf mittlere Sicht wird dieser Sektor dadurch aber nur noch interessanter, denn die Preiskontrollen können auf Dauer nicht durchgehalten werden. Bis dahin sind vor allem die Titel der Kohleriesen außerhalb Chinas (z.B. aus Indonesien und Thailand) zu favorisieren. Daneben sind vorerst auch die chinesischen Versorger klare Profiteure der Entwicklung, denn diese sollten in den kommenden Monaten ihre Margen sichtlich steigern können. 

    Im Themenbereich Kohleförderung in China werden sich in den kommenden Monaten einige interessante Trading-Möglichkeiten ergeben. Und wieder einmal gilt, dass selbst negative Entwicklungen an der Börse häufig auch ihr Gutes haben können. 

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    Gerhard Heinrich
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    Gerhard Heinrich ist freier Finanzredakteur. Er schreibt unter anderem für den Börsenbrief EMERGING MARKETS TRADER (www.emerging-markets-trader.de).
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    Verfasst von 2Gerhard Heinrich
    Preiskontrollen Ist Chinas Kohle-Boom zu Ende? Kohle ist in China weiterhin der wichtigste Energieträger. Obwohl das Reich der Mitte die alternativen Energien stark fördert, wird noch rund 70 Prozent des chinesischen Stroms in Kohlekraftwerken produziert. Und der Bedarf an solchen Kraftwerken …