Immobilienfonds
Regierung verschiebt Chance-Risiko-Profil der OIF
Mit den Offenen Immobilien Fonds (OIF)-Neuregelungen beschneidet die gerade verabschiedete Reform der Regierung deren Chance-Risiko-Profil. So zeigt sich u.a. in der Verlängerung der Kündigungsfristen auf ein Jahr, der geringeren Fremdfinanzierungsmöglichkeiten und dem Verzicht auf Rückgabeabschläge ein struktureller Eingriff mit direkten Auswirkungen für Investoren. Eine Folge: Das Risiko steigt durch höhere Volatilität.
Prof. Steffen Sebastian, Forschungsprofessor am Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung in Mannheim, kommentiert: „Der deutsche offene Immobilienfonds, wie ihn institutionelle Anleger bislang
kannten, ist damit tot.“ Prof. Sebastian sieht den deutschen Markt insbesondere durch die neue einjährige Kündigungsfrist auf dem Weg zur Schweizer Lösung, denn dort erfolgt bereits diese
Handhabung der Fristen. Er ist überzeugt: „Diese Produkte sind im Grunde halboffene Fonds, die im Wesentlichen an der Börse gehandelt werden. In Deutschland wird die Bedeutung des Zweitmarktes
damit zunehmen. Die Vertriebsstrategie muss sich entsprechend darauf einstellen.“ Mit dem dadurch veränderten Chance-Risiko-Profil nähern sich offene Immobilienfonds dem Charakter von REITs
an.
Was bleibt
Aber auch in Zukunft bleiben Parameter unverändert: Vor dem Hintergrund wachsender Staatsverschuldung, milliardenschwerer Rettungspakete und latenter Inflationsangst suchen Anleger nach
Möglichkeiten, entsprechend dieser Rahmenbedingungen zu investieren. Sachwerte wie z.B. Immobilien bieten Inflationsschutz und sind wieder zunehmend gefragt. Laut der Studie „Sachwerte bei
institutionellen Investoren“ der Steinbeis-Hochschule im Auftrag der Commerz Real AG liegt der Anteil der Sachwerte am Gesamtportfolio institutioneller Investoren gegenwärtig bei etwa 19 %. Geplant
sei bei den befragten Teilnehmern künftig eine Ausweitung der Sachwertquote auf fast 24 %. Insgesamt sind am deutschen Markt derzeit etwa 561 Milliarden Euro in Sachwerten gebunden. Bis 2012 steigt
dieses Volumen nach Einschätzung der Umfrageteilnehmer auf mehr als 700 Milliarden Euro. Das entspricht einer Steigerung des Anteils der Sachwerte in den institutionellen Portfolios um mehr als ein
Viertel. Trotzdem sind Investoren gut zwei Jahre nach Ausbruch der Krise besonders aufgrund der bis vor kurzem inhaltlich nicht absehbaren Reform der OIF durch die Regierung noch immer
verunsichert. Nur langsam kehrt ihr Vertrauen in die Märkte zurück, die Grundlage dafür ist gut. Immobilien werden als Asset mit den Herausforderungen der Zukunft einen nachhaltig stabilen
Megatrend darstellen. Stetig steigende Bevölkerungszahlen sorgen für einen wachsenden Bedarf an Wohnraum und gewerblich genutzten Flächen. So erwartet u.a. die BNP Paribas Real Estate für 2011 an
den wichtigsten deutschen Bürostandorten einen weiteren Anstieg der Vermietungsleistung um bis zu 10 % (Quelle: www.reits-in-deutschland.de). Insgesamt zeigen die Immobilienmärkte weltweit
deutliche Erholungstendenzen. Die nutzen vor allem die Anbieter gewinnbringend, die bereits zur Krisenzeit stabil aufgestellt waren.