BEHAVIORAL FINANCE
Zuviel Deutschland im Depot - Seite 2
Abbildung 2: Home Bias in Deutschland lässt nach. Quelle: Cognitrend[2]
Es wäre alles kein Problem mit der Konzentration auf deutsche Aktien, wenn man damit tatsächlich besser abschneiden würde als mit einer Verteilung auf internationale Titel. Nur um einmal eine Idee zu geben, worauf man verzichtet, wenn man ausländische Aktien außen vor lässt: Seit Anfang 2001 hat der DAX eine annualisierte[3] Performance von minus 0,79 Prozent abgeliefert – zum Vergleich: Der MSCI World Index[4] hat sich im selben Zeitraum annualisiert um 2,06 Prozent befestigen können und das bei deutlich geringerer Volatilität.
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Keine Sorge: Niemand verlangt, die Neigung, zu viele heimische Aktien ins Depot zu nehmen, gänzlich abzulegen. Es wäre schließlich viel zu teuer, ein kleines oder mittleres Vermögen auf die ganze Welt zu verteilen. Auch die Informationsbeschaffung und -bewertung wird kostspieliger und zeitaufwendiger, sobald man die Grenzen des eigenen Landes oder des eigenen Kontinents verlässt. Tröstlich: Streng genommen muss diese Kurve (Abb. 2) sich nicht einmal bis zur Null-Linie abschwächen, denn die Diversifikation kommt oft durch die Hintertür. Selbst wenn man nur deutsche Aktien besäße, würde man dennoch ausländische Erträge erzielen. Schließlich generieren die 30 größten deutschen Aktiengesellschaften 75 Prozent ihres Umsatzes im Ausland.[5] Doch wie eben schon gezeigt: Trotz seiner Internationalität hinkt der DAX dem MSCI World hinterher. Zumal die Eurozone der Hauptabnehmer deutscher Exportprodukte ist. Auch abzüglich dieser indirekten internationalen Streuung wäre die Home Bias lange noch nicht ausgemerzt. Wie man es auch dreht und wendet, wir täten gut daran, einmal über den deutschen und europäischen Tellerrand hinauszuschauen, um so ein gesünderes Verhältnis zwischen dem Wohlfühlfaktor Heimat und der reinen Performance unseres Depots zu schaffen.