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    Smart Investor Weekly 5/2013  995  0 Kommentare Absolute und relative Kursbewegungen - Seite 2



    Zu den Märkten
    Ein zwiespältiges Bild liefert derzeit der amerikanische S&P500-Index. Die mit den Paniktiefs im März 2009 begonnene Aufwärtsbewegung flachte sich über die letzten Jahre immer weiter ab (oberer Teil der Abbildung). Während der Markt immer weniger nach unten wollte (oder durfte), wollte er auch nicht mehr richtig nach oben. Seit Ende 2011 bildet sich eine sogenannte Keilformation heraus. In einem solchen Aufwärtskeil steigen die Bewegungstiefs schneller an, als die Bewegungshochs, weshalb die untere Begrenzungslinie einen steileren Anstiegswinkel aufweist. Wenn man genau hinsieht, gab es bis Herbst 2012 sogar einen engeren Keil, der nach unten durchbrochen wurde. Wir waren damals – nicht nur deshalb – skeptisch für Aktien gestimmt. Die Erklärungen der Notenbank-Chefs Bernanke und Draghi fingen die kritische Situation seinerzeit aber wieder ein.

    Wie entstehen derartige Keilformationen eigentlich? Wir bieten an dieser Stelle eine etwas unkonventionelle Erklärung an: Die vorherrschende Aufwärtsbewegung führt zu einer grundsätzlichen Bereitschaft Kursrückgänge zum Einstieg in den Markt zu nutzen. Dies gilt besonders dann, wenn ein Trend so abrupt startete, wie der von 2009 und damit viele potenzielle Käufer auf der Seitenlinie blieben. Deren Handlungsdruck ist groß und wird nach jedem neuen Hoch größer. Immer weniger Spielraum räumen diese Käufer den gegenläufigen Korrekturbewegungen ein. Aus Angst das nächste Hoch zu verpassen, greifen sie eher früher, als später zu. Dies führt zur relativen Steilheit der unteren Begrenzungslinie. Doch die Enttäuschung nimmt zu, denn neue Bewegungshochs werden immer mühsamer erzielt. Diese werden von den Alt-Aktionären sogar verstärkt zu Verkäufen genutzt, was den relativ flacheren Verlauf der oberen Begrenzungslinie erklärt. Kommt es zum Durchbruch unter die untere Begrenzungslinie, kann sich die Enttäuschung kräftig entladen – insbesondere bei den späten Käufern, die relativ teuer eingestiegen sind. Entsteht bei einem solchen Abverkauf Panik, können tatsächlich nur noch die Notenbanken helfen.



    Betrachten wir den unteren Teil des ersten Charts sehen wir die relative Entwicklung des S&P500 gegen den Goldpreis. Trotz der grundsätzlich bedrohlichen Keilformation ist dies aus dem Blickwinkel der US-Aktien aber ein positiver Aspekt, denn die relative Abschwächung der Aktien gegen Gold scheint ein vorläufiges(?) Ende gefunden zu haben. Dies wäre kompatibel mit der zumindest medialen Entwarnung von der Schuldenfront. Allerdings schwimmt auch in dieser Suppe ein Haar: Die relative Aufwärtsbewegung des S&P500 gegen Gold verlief bislang nicht eben dynamisch, obwohl der S&P500 als Performanceindex produktiver Unternehmen einen erheblichen Wettbewerbsvorteil gegenüber dem still ruhenden Gold hat.
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    Verfasst von 2Ralf Flierl
    Smart Investor Weekly 5/2013 Absolute und relative Kursbewegungen - Seite 2 Oder: Warum Märkte abwechslungsreicher sind als Politik

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