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    Finanzmärkte  1413  0 Kommentare Chinas Wirtschaft drosselt Tempo – Notenbank mit richtigem Kurswechsel

    Nicht gut, aber auch nicht so schlecht wie befürchtet, könnte man das heute Morgen veröffentlichte chinesische Wachstum im zweiten Quartal von 7,5 Prozent bezeichnen. Man könnte aber auch sagen, diese Rate liegt weit über denen, die uns in diesen Tagen zum Beispiel aus den USA, Europa, Japan oder auch Großbritannien erreichen.

     

    Zu diesem Kreis der großen Industrienationen darf sich das viel größere Reich der Mitte aber nicht zählen. Es ist (immer noch) ein Schwellenland, was bitteschön mit noch sehr viel stärkerem Wachstum als diesen auf den ersten Blick schon beeindruckenden 7,5 Prozent glänzen sollte. China ist außerdem dazu verpflichtet, mit seinem wirtschaftlichen Expansionskurs die oben genannten Regionen aus der Rezession zu holen oder zumindest zusätzlichen Schwung zu verleihen. Und nicht zuletzt lastet auf den Schultern Chinas die Verantwortung für die weltweiten Finanzmärkte. Denn kommt es dann doch am Ende zu einer harten Landung – als solche würde wohl ein deutliches Unterschreiten der jetzigen 7,5 Prozent betrachtet – rechnen nicht wenige Marktteilnehmer auch mit einem Crash an den Aktienbörsen.   

    Sicherlich ist es auch die gewollte Demonstration von Stärke des mit dem Status einer Volksrepublik ausgestatteten und von Kommunisten regierten Chinas, wenn solche Wirtschaftsdaten in ihrem Sinne errechnet und kommuniziert werden. Aber sollten wir ob der oben beschriebenen Verantwortung nicht auch froh sein, dass es vielleicht an ein wenig Realismus und Genauigkeit mangelt, was die Veröffentlichung von Export-, Kredit- und Geldmengen- sowie eben diesen Wachstumszahlen angeht? Nicht ohne Grund beeilte sich die kommunistische Führung, ihren Finanzminister schnell wieder einzufangen, als dieser in der vergangenen Woche von einem Wachstum eher bei sieben oder sogar 6,5 Prozent sprach. Eine für mich nicht unrealistische Prognose, schaut man sich die aktuellen Entwicklungen im Interbankenmarkt an. Nach noch zu Beginn der Berichterstattung unzensierten Meldungen liehen sich zwischenzeitlich Chinas Banken untereinander so gut wie kein Geld mehr. Und wenn, dann war von Zinssätzen zwischen 12 und gar 28 Prozent die Rede. Chinas Zentralbank beendet jetzt langsam aber sicher ihre jahrelang gängige Praxis, diesen Geldkreislauf immer wieder mit frischem Geld anzuheizen. Die Lage hat sich scheinbar etwas beruhigt, dennoch ist dies in meinen Augen der Anfang einer notwendigen und gesunden Korrektur des ultralockeren geldpolitischen Kurses der chinesischen Notenbank.

    Chinas Notenbank tut gut daran, mal den Stecker zu ziehen

    Diese Entwicklung kommt uns nicht ohne Grund sehr bekannt vor. Chinas Notenbanker haben einfach gesagt das gleiche Problem wie ihre Kollegen in den USA, der Eurozone, aber gerade auch Japan, die ihr geldpolitisch einmaliges Experiment erst im Frühjahr gestartet haben. Versorgt eine Zentralbank den Wirtschaftskreislauf zunehmend mit billigem Geld, sinkt die Risikoschwelle für mit diesem Geld getätigte Investitionen immer weiter, weil es ja morgen schon mehr davon gibt. In der Folge entstehen Blasen auf den verschiedensten Märkten, die berühmtesten Gebilde finden sich aktuell wohl auf den weltweiten Anleihemärkten. Aus diesen entweicht aktuell etwas Luft, die Renditen am langen Ende ziehen vielerorts wieder an. Genau diese Luft muss auch China jetzt aus dem immer heißer werdenden Kessel entweichen lassen, um den großen Knall irgendwann zu verhindern. Die Verschuldungsquote ist seit der Finanzkrise vor fünf Jahren auch in China von 100 Prozent auf mehr als 200 Prozent angestiegen, bezieht man den Finanzsektor mit ein. Dies allein wäre mit Blick auf die anderen Industrienationen jetzt noch kein wirklicher Grund zur Sorge, aber in China kommt noch ein weiteres Problem verschärfend hinzu. Neben den vier staatlichen Banken ist in den vergangenen Jahren ein Netz aus  nicht regulierten Schattenbanken entstanden, von dem man nicht genau weiß, wie viel Geld für welche Projekte und Anlagen hier genau verliehen wurde. Die Schätzungen reichen von noch einmal 20 bis hinzu 60 Prozent der Wirtschaftsleistung Chinas. Da tut die Notenbank gut daran, jetzt einmal den Stecker zu ziehen. Würde sie alles so weiter laufen lassen, riskierte sie auf lange Sicht einen Crash mit unabsehbaren Folgen für alle Beteiligten.

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    Torsten Gellert
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    Torsten Gellert ist seit Januar 2015 Head of Germany/Austria bei CMC Markets. Schon von 2007 bis 2009 war er mitverantwortlich für die Geschäfte im deutschsprachigen Raum und etablierte in dieser Zeit CMC Markets als größten Anbieter von CFDs und Forex in Deutschland. Der studierte Diplom-Mathematiker startete seine berufliche Karriere 1997 bei der Allianz Versicherung. Nach zehn Jahren in der Versicherungsbranche wechselte er 2007 zu CMC Markets Deutschland in die Geschäftsleitung. 2010 zog es ihn in seine Heimatstadt zurück und er baute das Deutschland-Geschäft des internationalen Brokers FXCM auf.
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    Verfasst von 2Torsten Gellert
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