Rupie auf Talfahrt
Die Crash–Angst geht um
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Indien gilt seit Jahren als eines der wirtschaftlich am schnellsten wachsenden Länder. Die Börse in Bombay boomte und der Sensex Index kletterte zwischenzeitlich auf
über 20.000 Punkte. Ein hauptsächlicher Kurstreiber waren auch die sogenannten weltweiten Carrytrades. Bei Carrytrades nimmt ein Spekulant einen Kredit in einer Währung mit niedrigen Zinsen auf und
investiert dieses Geld in eine Währung mit hohen Zinsen. Durch die lasche Zinspolitik der US-Notenbank Federal Reserve (Fed) und der Europäischen Zentralbank (EZB) wurden Carrytrades in den
letzten Jahren wieder stark angeheizt. Viel Geld wurde dadurch auch in Indien investiert.
Indische Rupie auf Talfahrt
Die Angst vor einem Ende der laschen Geldpolitik der Fed und steigenden Renditen am US-amerikanischen Aktienmarkt, haben nun ein kleines Finanzbeben in Indien ausgelöst. Die indische Rupie ist
heute auf ein neues Rekordtief von 0,0158 zum US-Dollar gefallen und der indische Aktienmarkt um gut zwei Prozent eingebrochen. Händler machten panikartige Verkäufe von Carrytradern für den
erneuten Kursverlust der indischen Währung verantwortlich, die bereits in der vergangenen Woche unter die Räder gekommen ist.
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Maßnahmen der Regierung laufen ins Leere
Mit verschiedenen Maßnahmen hat die indische Regierung versucht, die Talfahrt der Rupie zu stoppen. So wurde die Einfuhr von Goldmünzen nach Indien verboten und letzten Mittwoch
Kapitalverkehrskontrollen eingeführt. Seit dem dürfen Inder nur noch maximal 56.000 Euro pro Jahr ins Ausland überweisen. Doch bislang laufen die Rettungsversuche ins Leere gelaufen. Das Gegenteil
ist sogar der Fall: Die Abwärtsspirale wurde verstärkte.
Schwellenländer von Auslandskapital abhängig
Wie alle Schwellenländer ist Indien besonders von ausländischem Kapital abhängig. Da ist es nicht verwunderlich, das neben der indischen Rupie auch der brasilianische Real in diesem Jahr die bisher
größten Verluste erleiden musste. Es scheint massiv ausländisches Kapital aus den Schwellenländern abzufließen. Nicht verwunderlich, dass in Indien derzeit die Crash-Angst umgeht. Denn seit Mai
2013 hat die indische Rupie bereits 12 Prozent ihres Wertes gegen den US-Dollar verloren.
Inverse Zinskurve zeigt drohendes Ungemach
Auch die Wirtschaftsaussichten in Indien sind längst nicht mehr so rosig wie vor ein paar Jahren. Anfang des Jahres wurde für das Land noch mit einem Wirtschaftswachstum von 6,5 Prozent gerechnet.
Jetzt wurden die Prognosen auf fünf Prozent reduziert. Bei Bondrenditen von derzeit rund 9,25 Prozent für 10-Jahresanleihen kann dies für eine aufstrebende Volkswirtschaft tödlich sein. Dies wird
auch durch eine aktuelle inverse Zinsstrukturkurve in Indien signalisiert. Eine inverse Zinskurve verweist meistens darauf, dass eine Volkswirtschaft unter enormen Stress steht. Bei
inversen Zinsstrukturen sind die Renditen für 2– jährige Anleihen beispielsweise höher als die Renditen für 10-Jährige Anleihen. In Indien rentieren 2–jährige Anleihen
derzeit bei rund 9,85 %. Die Renditen für 5-Jährige Bonds liegen heute bei 9,71 % und für 10–jährige Anleihen bei 9,25 %. So eine massive inverse Zinsstruktur ist kein gutes Zeichen für
eine Volkswirtschaft.
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