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     2083  0 Kommentare Eurokrise – bald neues Aufflammen? - Seite 2

    Die politischen Instanzen der Eurozone, die Regierungen und die EZB, dürften demnächst von den „Märkten“ getestet werden. Folgende Gründe sprechen dafür:

    (1) Je länger sich die Realwirtschaft schwach zeigt, je stärker erhöht sich der finanzielle Druck auf die europäischen öffentlichen Finanzen. Auch stärkere Länder wie Deutschland dürfte das treffen, zumal auf diese ein steigender Anteil an Verpflichtungen aus den Bailouts zukommt.

    (2) Die Probleme im europäischen Bankensektor halten an. Er dürfte auf rund einer Billion Euro an faulen Krediten sitzen. Hinzu kommt eine schwache Kapitalausstattung. So sind Zombi-Banken entstanden, die unfähig und unwillig sind, Kredite an die Realwirtschaft zu vergeben. Das begrenzt das Wachstumspotenzial zusätzlich.

    Die ausstehenden Kredite in der Eurozone sind im Juli um 1,9% gesunken, das ist der 15. Monat in Folge mit sinkenden Werten. In Spanien ist die Kreditvergabe auf Jahressicht um 10% zurückgegangen, in Portugal um 5,5%.

    (3) Die relative Stabilität der zurückliegenden Zeit hat die Regierungen eingelullt und ihnen ein trügerisches Sicherheitsgefühl gegeben. Strukturelle Reformen kommen so nur langsam voran, auch weil sie unpopulär sind und so die Wiederwahl von Politikern gefährden.

    (4) Viertens dürften politische Spannungen innerhalb der einzelnen Länder der Eurozone wie auch zwischen ihnen demnächst wieder zunehmen. Vor der deutschen Bundestagswahl herrscht noch eine Art Burgfrieden, während dessen die Problemländer sich mit Ansprüchen an die weitere Vergemeinschaftung von Schulden zurückhalten. Die Diskussion über ein weiteres Hilfspaket für Griechenland, bzw. über einen Schuldenschnitt wirft entsprechende Schatten voraus. Nach Ende des „Waffenstillstands“ dürften die Problemländer Ansprüche stellen, die auf Verlängerung von Kreditfälligeiten, zusätzliche finanzielle Hilfe oder Abschreibung von bestehenden Schulden hinauslaufen.

    Die Zinsen für Staatsschulden der schwächeren Euro-Länder haben zu steigen begonnen. Der Bankensektor von Spanien, Frankreich und Italien hält aktuell die geringsten Bestände an Staatsanleihen in den zurückliegenden 12 Monaten, auch Pensionsfonds halten sich hier nun zurück. Auch die Erwartung der Reduktion der QE-Maßnahmen der Fed spielt dabei eine Rolle.

    Der Chart zeigt den Kursverlauf der am höchsten rentierlichen Staatsanleihen in der Eurozone, steigende ETF-Kurse repäsentieren sinkende Anleihekurse (steigende Renditen). Deutlich ist ein übergeordnetes Muster im Verlauf seit 2008 zu erkennen. Der ETF-Preis hat Anfang Mai ein Tief ausgebildet.

    (Unter Verwendung von Material von Satyajit Das)

    Zweifelhaft, ob es wie im Sommer 2012 reichen wird, dass die EZB bei einem erneuten Aufflammen der Eurokrise wiederholt, sie werde alles tun, um den Euro zu retten. So lange es kein starkes Wachstum gibt (was unwahrscheinlich ist), dürften sich die europäischen Schuldenprobleme als in diesem Ausmaß nicht durchhaltbar erweisen.

    Erwähnte Charts, weiterführende Verweise und Quellenangaben können hier eingesehen werden: http://www.timepatternanalysis.de/Blog/2013/08/29/eurokrise-bald-neues ...

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    Klaus Singer
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    Eurokrise – bald neues Aufflammen? - Seite 2 Seit dem Sommer 2012 wird die europäische Finanzkrise vertagt, die Symptome der zugrundeliegenden Ursachen werden seitdem unterdrückt. Das geschah durch eine Kombination von Sparprogrammen, Abschreibungen, das Vorhaben einer Bankenunion, die …