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Alles wird gut – oder?
Winterzeit ist Kuschelzeit. Das denken sich wohl auch derzeit nicht nur die Politiker, sondern auch die Wirtschaftsauguren. Horst Seehofer ist plötzlich der beste Freund von Sigmar Gabriel und
selbst Bundesbankpräsident Jens Weidmann scheint die Adventszeit die Angriffslust genommen zu haben. „Die deutsche Volkswirtschaft befindet sich in einem guten Zustand. Die Arbeitslosenquote ist
niedrig, die Beschäftigung steigt weiter, und der Lohnanstieg normalisiert sich“, sagte Bundesbankpräsident Weidmann bei der Vorlage der neuen Halbjahresprognose der Notenbank. Sein Institut hob
daher die Prognose für das Wirtschaftswachstum 2014 von 1,5 auf 1,7 Prozent an. 2015 soll es sogar bei zwei Prozent liegen.
Moment mal. War da nicht was? Ach ja, der Mindestlohn. Er vernichtet nach Ansicht der Wirtschaftsweisen nicht nur Jobs – es gehen nach ihren Berechnungen sogar mehr als 100 000 verloren. Selbst
Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) hält ihn eher für eine Katastrophe. Kai-Uwe Müller, Arbeitsmarkt-Experte beim Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW), schätzt die
Arbeitsplatzverluste auf 100 000 bis zu
einer halben Million ein. Erstaunlich diese Ansicht vom DIW, das bislang eher dem linken Lager zuzurechnen war. Es wäre zwar schön, wenn die Einführung der Lohnuntergrenze keine negativen
Auswirkungen hätte. Allein mir fehlt der Glaube.
Daher könnten sich die schönen Prognosen auch in Wohlgefallen auflösen. Auch 2013 wurde das Wachstum ständig nach unten angepasst. Auch die aktuellen Bilanztricks der Banken aus Spanien und Italien
vor dem EZB-Bilanztest werfen kein
gutes Licht auf die Lage in Europa.
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Ein schönes Adventswochenende wünscht Ihnen Jörn Kränicke, Chefredakteur