Der anstehende Crash an den Rentenmärkten
Einigen meiner Leser bin ich suspekt, weil ich morgens immer die „Welt“ lese. Vielleicht haben sie damit ja durchaus Recht, überlege ich mir jetzt, denn manchmal wird mir das heute selber etwas
suspekt. Was der Anleger hier über sich ergehen lassen muss, ist manchmal nämlich schlichtweg zu viel.
Der Rentenmarkt hat in den letzten Jahren eine phänomenale Hausse hingelegt. Ich habe dabei hauptsächlich mit der 5,5%igen Bundesanleihe mitgespielt, die jeweils etwa 7 bis 8 % (steuerfreien) Kursgewinn pro Jahr gebracht hat – zuzüglich dem Coupon also etwa 12 % p.a. – und damit mehr, als man durchschnittlich mit Aktien pro Jahr erwirtschaften kann. Was noch beachtlicher wird, wenn man bedenkt, dass der Dax im letzten Jahr 44 % seines Wertes verloren hat.
Doch wie so oft, finden Bewegungen an der Börse gerade in dem Moment ihr Ende, wenn die Masse beginnt, diese neuen Trends zu verinnerlichen. Will sagen: Die Aufwärtsbewegung am Bondmarkt dauert jetzt insgesamt bereits weit über 20 Jahre und die aktuelle Rallye beinahe zwei Jahre. Es müsste daher schon mit dem Teufel zugehen, wenn hier noch viel Raum nach oben sein sollte. Deutschland müsste dann tatsächlich japanische Verhältnisse aufweisen, was jedoch äußerst unwahrscheinlich ist. Wir sind zwar ebenso wie Japan eine Konsensgesellschaft, jedoch keine so verlogene wie die in Japan. Daher: Wer heute noch die Anleger unkritisch in die Rentenmärkte treibt, gehört mit dem Rohrstock geprügelt.
Aus diesem Grunde war ich auch maßlos erstaunt, am Samstag in der „Welt“ den Lobgesang einer (offensichtlich etwas verwirrten) Rentenfonds-Managerin der „Union-Investment“ zu lesen. Leseprobe: „Wer die Risiken scheut, sich zu früh von den Anleihen verabschiedet und stattdessen lieber auf Festgelder setzt, verzichtet auf üppige Renditen.“ So redet, wer nur noch seine Rentenfonds verkaufen will und den Verstand dafür bewusst ausblendet. Mich erinnert das alles an die Zeit, als die „Welt“ im Frühjahr 2000 Goldman Sachs ein Forum bot, die Aktie von Softbank trotz des explizit erwähnten KGVs von über 1.900 in den Himmel zu loben.
Ich habe damals eine Glosse darüber geschrieben und erwähnt, dass ein KGV von über 1.900 auf einen Zeithorizont anspielt, der von Christi Geburt bis heute reicht. (Nachzulesen in „1000 Prozent Gewinn“ auf Seite 224 ff. unter dem Titel „In the year 2525“.) Ich wiederhole daher an dieser Stelle meine Kritik: Liebe Wirtschaftsredaktion der „Welt“, macht weiter so. Wir kaufen eure Zeitung trotzdem.
Bernd Niquet
berndniquet@t-online.de
Der Rentenmarkt hat in den letzten Jahren eine phänomenale Hausse hingelegt. Ich habe dabei hauptsächlich mit der 5,5%igen Bundesanleihe mitgespielt, die jeweils etwa 7 bis 8 % (steuerfreien) Kursgewinn pro Jahr gebracht hat – zuzüglich dem Coupon also etwa 12 % p.a. – und damit mehr, als man durchschnittlich mit Aktien pro Jahr erwirtschaften kann. Was noch beachtlicher wird, wenn man bedenkt, dass der Dax im letzten Jahr 44 % seines Wertes verloren hat.
Doch wie so oft, finden Bewegungen an der Börse gerade in dem Moment ihr Ende, wenn die Masse beginnt, diese neuen Trends zu verinnerlichen. Will sagen: Die Aufwärtsbewegung am Bondmarkt dauert jetzt insgesamt bereits weit über 20 Jahre und die aktuelle Rallye beinahe zwei Jahre. Es müsste daher schon mit dem Teufel zugehen, wenn hier noch viel Raum nach oben sein sollte. Deutschland müsste dann tatsächlich japanische Verhältnisse aufweisen, was jedoch äußerst unwahrscheinlich ist. Wir sind zwar ebenso wie Japan eine Konsensgesellschaft, jedoch keine so verlogene wie die in Japan. Daher: Wer heute noch die Anleger unkritisch in die Rentenmärkte treibt, gehört mit dem Rohrstock geprügelt.
Aus diesem Grunde war ich auch maßlos erstaunt, am Samstag in der „Welt“ den Lobgesang einer (offensichtlich etwas verwirrten) Rentenfonds-Managerin der „Union-Investment“ zu lesen. Leseprobe: „Wer die Risiken scheut, sich zu früh von den Anleihen verabschiedet und stattdessen lieber auf Festgelder setzt, verzichtet auf üppige Renditen.“ So redet, wer nur noch seine Rentenfonds verkaufen will und den Verstand dafür bewusst ausblendet. Mich erinnert das alles an die Zeit, als die „Welt“ im Frühjahr 2000 Goldman Sachs ein Forum bot, die Aktie von Softbank trotz des explizit erwähnten KGVs von über 1.900 in den Himmel zu loben.
Ich habe damals eine Glosse darüber geschrieben und erwähnt, dass ein KGV von über 1.900 auf einen Zeithorizont anspielt, der von Christi Geburt bis heute reicht. (Nachzulesen in „1000 Prozent Gewinn“ auf Seite 224 ff. unter dem Titel „In the year 2525“.) Ich wiederhole daher an dieser Stelle meine Kritik: Liebe Wirtschaftsredaktion der „Welt“, macht weiter so. Wir kaufen eure Zeitung trotzdem.
Bernd Niquet
berndniquet@t-online.de