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    10.000 Euro-Ökonom zieht Bilanz  4540  1 Kommentar Quantitative Easing der Fed hat versagt!

    Kaum zu glauben, aber wahr. Die Zeiten der geldpolitischen Lockerung (Quantitative Easing) sollen in den USA erst einmal vorbei sein. Das hat die amerikanische Notenbank Federal Reserve (Fed) beschlossen.

    Seit dem Ausbruch der Finanzkrise hatte sie insgesamt drei QE-Programme aufgelegt, zuletzt hatte sie im Herbst 2012 damit begonnen, Papiere im Wert von 85 Milliarden US-Dollar zu kaufen. Doch mit dem Gelddrucken soll nun Schluss sein. Zeit, Bilanz zu ziehen: War die Politik mit der Notenpresse erfolgreich?

    Nein, meint Daniel Stelter, ehemaliger Partner bei Boston Consulting und Gründer des makroökonomischen Forums „Beyond the obvious“, in seinem Beitrag für das "manager-magazin". Seiner Meinung nach habe die Fed ihre Ziele klar verfehlt, die Bilanz falle „leider beunruhigend“ aus.

    Aber der Reihe nach: Mithilfe ihres Quantitative Easing-Programms wollte die Fed vor allem eins, die schwächelnde US-Wirtschaft wiederbeleben und so nebenbei auch die Arbeitslosigkeit senken. Das versuchte sie zu erreichen, indem sie durch den Ankauf von Staatsanleihen und hypothekenbesicherte Anleihen im großen Stil

    a) die Überschuldung senkt

    b) den Konsum anregt

    c) die Inflation anheizt.

    Bleibt die Frage: Hat das funktioniert?

    Thema Schulden

    Die Fed kaufte faule Kredite auf in der Hoffnung, die Gläubiger dadurch zu animieren, selbst neue Schulden zu machen. Damit sollte die Überschuldung gesenkt werden. Überschuldung durch neue Schulden beseitigen, das mag zunächst paradox klingen, dennoch ist eine solche Umverteilung von Gläubigern zu Schuldnern laut Stelter in einer Situation der Überschuldung „höchst willkommen“. Und tatsächlich hat die Fed in diesem Fall ihre Wirkung nicht verfehlt. Niedrigere Zinsen hätten den Immobilienmarkt stabilisiert und die Amerikaner hätten wieder brav angefangen, mehr Schulden zu machen. Auf diese Weise wurde der Konsum angekurbelt und letztlich auch die Wirtschaft. Also halten wir fest: Problem gelöst. Nicht ganz, findet Stelter. Er hält den gestiegenen Konsum lediglich für ein „Strohfeuer“. Angesichts der nach wie vor hohen Schuldenlast könne eine Lösung des Schuldenproblems nicht in weiteren Schulden liegen.

    Thema Konsum

    Eine andere Idee der Fed bestand darin, die Preise von Vermögenswerten zu steigern. Diese Idee basiert auf dem altbekannten Trickle-down- Prinzip, wonach Wohlstand von oben nach unten durchsickert. Sprich, wenn sich die Reichen durch die gestiegenen Vermögenswerter noch reicher fühlen, würden sie aus diesem Gefühl heraus auch mehr konsumieren, was wiederum die Wirtschaft ankurbeln und so zum Wohlstand für alle führen würde. Das klingt in der Theorie gut, allerdings hält Stelter fest: „Es hat funktioniert, aber nicht gewirkt“. Heißt: die Reichen sind in der Tat reicher geworden, allerdings ist der erhoffte Trickle-Down-Effekt, wie so oft, ausgeblieben. Stattdessen herrsche eine „als zunehmend ungerecht empfundene Vermögensverteilung“, zu der es ohne die langjährige Politik des billigen Geldes gar nicht gekommen wäre. Die Schere zwischen Reich und Arm hat sich gar vergrößert.

    Thema Inflation

    Das Thema Inflation ist bei Notenbankern hoch im Kurs. Eine Erhöhung der Inflationsrate gilt als Königsweg, um die Wirtschaft wieder in Schwung zu bringen. Daran glaubt die Europäische Zentralbank (EZB) ebenso wie die US-Notenbank. Allerdings hat es die Fed trotz einer massiven Bilanzausweitung nicht geschafft, die Inflation zu erhöhen. Im Gegenteil, die Inflationsrate ist in den USA seit Jahren rückläufig. „Hier kann man nur feststellen, dass die Fed ihr Ziel eindeutig verfehlt hat“, konstatiert Stelter.

    Fazit: Fed hat ihre Ziele verfehlt

    Für Daniel Stelter ist klar, das Quantitative Easing der US-Notenbank hat versagt. Seiner Meinung nach hilft das Gelddrucken nicht bei Überschuldung und zwar aus einem einfachen Grund: Die Notenbanken hätten mit ihrer Geldpolitik nur sehr begrenzten Einfluss auf die Geldmenge und vor allem die Kreditvergabe. Dabei sei gerade letztere eine Hauptvoraussetzung für Inflation: „Ohne dies (wachsende Kredite) ist Inflation nicht möglich. Wenn nun aber alle sparen, also versuchen bestehende Schulden abzutragen, ist Deflation das Thema, nicht Inflation.“ Die Notenbanken könnten die Kreditvergabe aber nur über den Zins und die Vorgabe von Mindestreserven steuern, die Banken dazu zwingen können sie jedoch nicht. Aber gerade weil die Banken das Geld nicht in Form von Krediten weitergeben, sondern die zusätzliche Liquidität laut Stelter dazu nutzen, ihre Bilanzen zu verbessern bzw. an den Finanzmärkten fleißig weiter zu spekulieren, käme das Geld der Fed nicht in der Realwirtschaft an.

    In einem früheren Artikel, der bei wallstreet:online für Furore sorgte, forderte Stelter, die Notenbanken sollten, anstatt immer mehr frisches Geld in den Finanzsektor zu pumpen, das Geld besser den Bürgern direkt überweisen (Lesen Sie hierzu: Ökonomen fordern: Überweist jedem EU-Bürger 10.000 Euro).

    Stelter zufolge könne die Geldpolitik eine wirkliche Heilung der Wirtschaft nicht leisten, sie wirke nur „wie Aspirin bei Krebs.“ Eine wirkliche Behandlung könne nur darin liegen, die Schuldenberge abzutragen. „Doch hier ist die Politik gefordert und sie hat versagt.“ 





    wallstreetONLINE Redaktion
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    10.000 Euro-Ökonom zieht Bilanz Quantitative Easing der Fed hat versagt! Kaum zu glauben, aber wahr. Die Zeiten der geldpolitischen Lockerung (Quantitative Easing) sollen in den USA erst einmal vorbei sein. Zeit, Bilanz zu ziehen: War die Politik mit der Notenpresse erfolgreich? Der 10.000 Euro-Ökonom Daniel Stelter meint: Nein!

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