ANALYSE
Exane rät bei Autotiteln zu genauem Hinsehen - VW unter Favoriten
PARIS (dpa-AFX) - Die französische Investmentbank Exane BNP Paribas rät bei den zuletzt stark gelaufenen europäischen Autoaktien zur Vorsicht. Er bewerte die Aussichten der Branche auch 2015 positiv, schrieb Analyst Stuart Pearson in einer Studie vom Dienstag. Doch da der Sektor seit Jahresbeginn schon um 15 Prozent zugelegt habe, seien eine Atempause und Gewinnmitnahmen wahrscheinlich, mahnte der Experte. Entsprechend sollten die Anleger bei der Auswahl der Aktien selektiv vorgehen.
Während Wechselkurseffekte schnell eingepreist worden seien, könnten die langfristigen Auswirkungen der gelockerten EZB-Geldpolitik, die niedrigen Ölpreise und rückläufige Produktionskosten zu signifikant steigenden Gewinnschätzungen führen, erklärte Pearson weiter. Er sieht die meisten Branchentitel noch deutlich unter ihren langfristigen Durchschnittswerten und hob seine Prognosen für das Ergebnis je Aktie (EPS) im laufenden Jahr um durchschnittlich 9 Prozent an.
Die Autohersteller und -zulieferer mit einem starken Geschäft in den Industrieländern sollten dem Experten zufolge am stärksten von den genannten Trends profitieren. Zu seinen bevorzugten Unternehmen zählt neben Peugeot der Volkswagen-Konzern (VW), dessen Vorzugsaktien er mit einem von 220 auf 235 Euro angehobenen Kursziel auf "Outperform" beließ (aktueller Kurs: 202,35 Euro) .
VW werde wohl solide Zahlen für das Schlussquartal 2014 liefern und in China die Erwartungen übertroffen haben, hieß es. Zwar dürften die Wolfsburger wie üblich eine vorsichtige und große Zielspanne vorgeben. Nachdem die Resultate 2013 am oberen Ende gelegen hätten, sollten die Anleger ihnen das aber nachsehen.
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Auch dem Konkurrenten Daimler traut Pearson eine positive Überraschung zu. Allerdings erscheine das Aufwärtspotenzial für 2015 bei dem Stuttgarter Premium-Hersteller zunehmend begrenzt. Starke Zahlen zum abgelaufenen Quartal sollten die Anleger daher für Gewinnmitnahmen nutzen. Pearson hob das Kursziel für die Aktie von 80 auf 86 Euro an (Kurs: 79,17 Euro), stufte sie aber von "Outperform" auf "Neutral" ab. 2015 dürfte sich die Aktie im Gleichklang mit der Branche entwickeln.
BMW sieht der Experte als klaren Profiteur des schwachen Euro, was die Aktie aber bereits stärker als die Papiere von Wettbewerbern eingepreist habe. Es sei nun - ähnlich wie bei Daimler - eher mit Gewinnmitnahmen zu rechnen. Denn der Produktzyklus bei den Münchenern verliere im Vergleich zur Konkurrenz an Schwung, was sich seiner Ansicht nach auch bei den Gewinnen bemerkbar machen sollte. Bei einem von 93 auf 99 Euro angehobenen Ziel blieb die Anlageempfehlung "Underperform" (Kurs: 103,45 Euro).
Beim Zulieferer und Reifenhersteller Continental lassen die Gewinnerwartungen Pearson zufolge nur wenig Spielraum für einen weiteren Kursanstieg. Zudem hätten sich niedrigere Treibstoffpreise in der Vergangenheit nicht in mehr Fahrkilometern niedergeschlagen, weshalb er die Reifenhersteller weiter vorsichtig sehe. Die Beurteilung liegt bei "Underperform" und das Ziel bei 190 Euro (Kurs: 199,75 Euro).
Mit der Einstufung "Outperform" rechnet Exane BNP Paribas damit, dass sich die Aktie in den kommenden zwölf Monaten besser als der Sektor entwickeln wird. Die Einstufung "Neutral" indiziert eine Entwicklung im Gleichklang mit dem Sektor, "Underperform" eine schlechtere Entwicklung./gl/das
Analysierendes Institut Exane BNP Paribas.