Exportüberschuss
Ex Fed-Chef Bernanke greift Deutschland an - Exportüberschuss größer als in China
Immer wieder kritisieren Ökonomen von jenseits des Atlantiks Staaten mit Exportüberschüssen. Jüngstes Beispiel: Ben Bernanke, bis vor gut einem Jahr Chef der US-Notenbank Federal Reserve (Fed). Er sagt: Selbst China habe in der Vergangenheit dazu gelernt – Deutschland hingegen nicht.
Der ehemalige Fed-Chef beginnt seinen Blogeintrag mit einem kurzen Rückblick. Als er noch im Amt war, sei vor allem China bei wichtigen Treffen für seine Exportüberschüsse kritisiert worden. Doch in den letzten Jahren habe sich das Bild geändert. Während Chinas Exportüberschuss sein Maximum um 2007 erreicht habe, sei der deutsche Überschuss weiter gestiegen.
Diese Entwicklungen seien derart gegensätzlich, dass Deutschland China überholt habe – zumindest, wenn man den Exportüberschuss relativ zum Bruttoinlandsprodukt sieht. Viele angelsächsische Ökonomen finden einen großen Exportüberschuss vor allem deshalb problematisch, weil er die Wirtschaft des Landes in eine Abhängigkeit von den Exporten führe.
Bernanke sieht zwei hauptsächliche Gründe für die starken deutschen Exportüberschüsse. Zum Einen die Schwäche des Euro. Binnen eines Jahres hat der Euro gegenüber dem US-Dollar immens verloren (siehe Chart). Dieser schwache Euro, so Bernanke, sei ein nicht gewürdigter Nutzen für Deutschland. Denn der Ökonom ist sich sicher, dass eine eigene deutsche Währung deutlich stärker wäre – und so die Kostenvorteile für Exporte reduzieren würde.
Euro - US-Dollar im 1-Jahres-Chart:
Zum Anderen – und hier liegt Bernankes Kritikpunkt – sei der hohe Exportüberschuss auch eine Folge der politischen Programme. Diese würden die Ausgaben im Inland – zum Beispiel für Importe – unterdrücken und so einen Teil zu dem Überschuss in der Handelsbilanz beitragen, behauptet der Ökonom.
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Doch Bernanke belässt es nicht bei Kritik, er formuliert auch zentrale Forderungen an Deutschland, welche freilich auch hierzulande bereits diskutiert wurden: Mehr Investitionen in öffentliche Infrastruktur, höhere Löhne sowie Reformen zur Förderung von inländischen Ausgaben.