checkAd

    Unglücksrabe oder Fehlbesetzung  4166  2 Kommentare Tonbandgate bei Varoufakis - Kostet ihn dieser diplomatische Affront endgültig den Posten?

    Yanis Varoufakis schafft es auf unnachahmliche Art und Weise, in jedes, ja wirklich in jedes sich bietende Fettnäpfchen zu treten. Doch jetzt hat sich der griechische Finanzminister einen diplomatischen Affront mit möglicherweise schwerwiegenden Folgen geleistet.

    Es gibt ihn... den netten, den sympathischen Varoufakis. Die „New York Times“ widmete dem griechischen Finanzminister ein Porträt, ein durchaus wohlwollendes sogar. Darin wird das Dilemma aufgezeigt, in dem sich Varoufakis befindet. Wie soll er, der angetreten ist, das System zu verändern, nun ausgerechnet mit diesem System kooperieren oder sich diesem gar unterordnen?

    Und da… kurz bevor tatsächlich so etwas Mitgefühl aufkommen könnte, blitzt plötzlich wieder dieser ganz andere Varoufakis auf. Jener, der sagt, die Europäer glaubten, eine kleine koloniale Außenstelle der Eurozone wie Griechenland hätte kein Recht auf eine eigene Meinung zu seinen eigenen Angelegenheiten und zur Eurozone. Es ist der gleiche Varoufakis, der auch in der Vergangenheit immer wieder durch rhetorisches Harakiri aufgefallen ist (siehe: Rhetorisches Harakiri von Spielsucht bis Waterboarding – Und der Plan von Varoufakis?).

    Die dunkle Seite des Yanis Varoufakis

    Und dann gibt es noch den überzeugten Varoufakis. Jener, der über den Dingen und vor allem über den Regeln zu schweben scheint. Diplomatie? Definitiv überbewertet. Sei es beim Mittelfingergate oder wie zuletzt, als er Wolfgang Schäuble vorwarf, statt sachlichen Argumenten zähle für Schäuble nur die politische Macht (wallstreet:online berichtete). Es ist immer das gleiche Muster: Der griechische Finanzminister sagt und macht, was er will – und fühlt sich im Zweifel stets missverstanden.

    So soll es auch beim Treffen der Euro-Finanzminister in Riga gewesen sein. Dort war den Euro-Kollegen endgültig der Geduldsfaden gerissen, sie bezeichneten Varoufakis als „Spieler“, „Amateur“ und „Zeitverschwender“. Daraufhin kam es erstmals zu Rücktrittsspekulationen, auch weil Varoufakis kurz darauf als Chefunterhändler abgesetzt wurde. Doch Varoufakis wäre nicht Varoufakis ohne eine passende Reaktion. Auf Twitter zitierte er den ehemaligen US-Präsidenten Roosevelt mit den Worten: „Sie sind vereint in ihrem Hass auf mich; und mir ist ihr Hass willkommen.“ (siehe: Alle gegen Varoufakis – Steht der griechische Finanzminister vor dem Aus?)

    Diplomatisches Fiasko – Varoufakis schneidet Gespräche mit

    Und Varoufakis wäre auch nicht Varoufakis, wenn er sich im Nachhinein nicht wieder einmal missverstanden fühlen würde. Gegenüber der „New York Times“ sagte er jetzt, der Twitter-Beitrag sei nicht an die Euro-Partner, sondern vielmehr an die Journalisten adressiert gewesen. „Die Medien haben sich in eine Ekstase aus Verschleierungen und Lügen begeben, für die sie, da bin ich mir sicher, nicht alleine verantwortlich sind“, so Varoufakis. Vielmehr scheine es, als habe es Leaks von innen gegeben, die fernab der Realität seien und nichts mit dem zu tun hätten, was tatsächlich passiert sei. „All diese Berichte, dass ich geschmäht wurde, dass ich beschimpft wurde, dass ich ein Zeitverschwender genannt wurde und all das. Lassen Sie mich sagen, dass ich das mit jeder Faser meines Körpers dementiere.“ Und dann lässt Varoufakis die eigentliche Bombe platzen. Er habe Aufzeichnungen des Treffens in Riga, die er aber aufgrund von Verschwiegenheitsklauseln nicht veröffentlichen könne.

    Damit steht fest: Der griechische Finanzminister hat die Gespräche mit seinen Amtskollegen offenbar mitgeschnitten. Ein beispielloser diplomatischer Affront. Dass dürfte inzwischen auch Varoufakis gedämmert sein. So bemühte er sich laut „Spiegel Online“ am Mittwochabend in einer Erklärung zu versichern, sein Respekt für die Vertraulichkeit seiner Gespräche mit seinen Partnern, mit den Institutionen, sei beispielhaft und er glaube, dass das von jedem anerkannt und verstanden werde. Aber das Entscheidende an dieser Erklärung ist nicht das, was drinsteht, sondern das, was nicht drinsteht, nämlich ein Dementi.

    Sollte Varoufakis tatsächlich vertrauliche Gespräche aufgezeichnet haben, es wäre ein diplomatisches Fiasko sondergleichen. Und Varoufakis dürfte seine Glaubwürdigkeit bei den Euro-Partnern wohl endgültig verspielt haben. Der Schweizer Ökonom Thomas Straubhaar riet Varoufakis zuletzt, er solle zum „Odysseus der Gegenwart“ werden. Ein tragischer Held ist Varoufakis schon jetzt alle mal. 





    wallstreetONLINE Redaktion
    0 Follower
    Autor folgen
    Mehr anzeigen

    Melden Sie sich HIER für den Newsletter der wallstreetONLINE Redaktion an - alle Top-Themen der Börsenwoche im Überblick! Verpassen Sie kein wichtiges Anleger-Thema!


    Für Beiträge auf diesem journalistischen Channel ist die Chefredaktion der wallstreetONLINE Redaktion verantwortlich.

    Die Fachjournalisten der wallstreetONLINE Redaktion berichten hier mit ihren Kolleginnen und Kollegen aus den Partnerredaktionen exklusiv, fundiert, ausgewogen sowie unabhängig für den Anleger.


    Die Zentralredaktion recherchiert intensiv, um Anlegern der Kategorie Selbstentscheider relevante Informationen für ihre Anlageentscheidungen liefern zu können.


    Mehr anzeigen

    Unglücksrabe oder Fehlbesetzung Tonbandgate bei Varoufakis - Kostet ihn dieser diplomatische Affront endgültig den Posten? Yanis Varoufakis schafft es auf unnachahmliche Art und Weise, in jedes sich bietende Fettnäpfchen zu treten. Doch jetzt hat sich der griechische Finanzminister einen diplomatischen Affront mit möglicherweise schwerwiegenden Folgen geleistet.

    Disclaimer