EZB-Insiderinformationen
Exklusivität für Hedgefonds und Banken - Journalisten müssen künftig draußen bleiben?
Bei einer geheimen Veranstaltung mit wichtigen Hedgefonds- und Banken-Vertretern erhalten diese aus dem Munde von EZB-Direktor Benoît Cœuré Vorab-Informationen zum laufenden Anleihekaufprogramm der Europäische Zentralbank (EZB). Eine zeitgleiche Information über Pressekanäle oder die Homepage der EZB erfolgt nicht (mehr dazu hier).
Damit gelangten die Anwesenden an exklusive kapitalmarktrelevante Insiderinformationen, die ihnen einen klaren Wettbewerbsvorteil verschafften. Mit der Information, dass die EZB im Mai und Juni verstärkt Anleihen aufkaufen will, konnten sie sich lange bevor der Dax stieg und der Euro zum US-Dollar fiel, entsprechen positionieren und saftige Gewinne einstreichen.
Nun untersucht die EZB ihre Kommunikationspanne. „Wir untersuchen unsere Praxis und das, was diese Woche passiert ist, eifrig und werden, wenn wir es für nötig erachten, weitere Schritte unternehmen“, zitiert die „WirtschaftsWoche" einen Sprecher der EZB. Die Zentralbank hatte eine wichtige Rede von EZB-Direktor Curé mit den kapitalmarktrelevanten Informationen einen halben Tag zu spät veröffentlicht.
Nach Information des Nachrichten-Magazins „Der Spiegel“ wurde ein Schritt bereits getan: Die Vorabinformationen wurden abgeschafft. Aber Halt! Nicht für Hedgefonds-Manager oder Banker, die ja die Vorabinformation eifrig ausgenutzt haben. Nein! Für Journalisten. Die Presse bleibt anscheinend künftig draußen. Transparenz, Öffentlichkeit und Gleichbehandlung sieht anders aus.
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Übrigens: An dem Treffen von EZB-Direktor Curé mit den Vertretern der Finanzwelt nahmen gar keine Journalisten teil, schriebt der „Spiegel“. Zudem, und das weiß jeder Journalist, sollten zeitliche Sperrfristen zur Veröffentlichung von Presseinformationen tunlichst eingehalten werden. Sonst ist man ganz schnell draußen. Für Hedgefonds- und Banken-Vertretern gelten da ganz andere Regeln…