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    ROUNDUP  584  0 Kommentare Bilfinger spaltet sich auf - Kraftwerksgeschäft soll weg - Kursrutsch

    MANNHEIM (dpa-AFX) - Der Bau- und Dienstleistungskonzern Bilfinger zieht nach einer beispiellosen Serie von Gewinnwarnungen und dem ersten Verlust seit 1998 die Reißleine und spaltet sich auf. Völlig überraschend kündigte der erst seit Anfang des Monats amtierende neue Konzernchef Per Utnegaard den Verkauf des verlustreichen Kraftwerksgeschäfts (Power) an. Dieses steht mit 11 000 von insgesamt gut 69 000 Mitarbeitern 2014 für rund ein Fünftel der Konzernleistung. Mit der gleichzeitig ausgegebenen sechsten Gewinnwarnung innerhalb nur eines Jahres verschreckte der Konzern die Anleger. Die Aktie sackte auf ein Sechs-Jahres-Tief.

    Wegen hoher Wertberichtigungen im Kraftwerksgeschäft rechnet der Konzern im ersten Halbjahr mit einem deutlichen Verlust. Der MDax-Konzern will sich künftig auf das Geschäft mit Industrie und Immobiliendienstleistungen konzentrieren. Wie genau die neue Struktur und die Aufstellung aussehen wird, blieb aber auch am Donnerstag bei einer eilends einberufenen Telefonkonferenz offen. Der Verkauf der Kraftwerkssparte soll innerhalb etwa eines Jahres abgeschlossen werden. Mitte Oktober will Utnegaard die neue Strategie verkünden. Grundsätzlich gelte dabei die Devise, weniger Bürokratie und einen stärkeren Fokus auf das Geldverdienen.

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    AKTIE SACKT AUF SECHS-JAHRES-TIEF

    In den vergangenen Jahren hatte Bilfinger sein Servicegeschäft durch Zukäufe gestärkt und das stark schwankende und weniger einträgliche Baugeschäft zum Großteil abgestoßen. Doch die Rechnung ging offenbar nicht auf. Das Kraftwerksgeschäft entpuppte sich nach der Energiewende in Deutschland als Dauer-Sorgenkind. Hohe Wertberichtigungen sind bis heute die Folge.

    An der Börse sorgten die neuen Hiobsbotschaften für ein Beben: Die Aktien sackten am Donnerstag um rund 15 Prozent ab und rutschten auf ein Sechs-Jahres-Tief bei 31,51 Euro. Bereits im Vorjahr hatte sich der Kurs halbiert. Innerhalb von rund zwölf Monaten sind die Papiere trotz einer Zwischenerholung inzwischen um mehr als 60 Prozent eingebrochen. Händler und Analysten zeigten sich von der neuerlichen Gewinnwarnung und den Verkaufsplänen negativ überrascht. Die Experten sind zudem skeptisch, ob dem Konzern so die Kehrtwende gelingt.

    BODEN WOHL NOCH IN WEITER FERNE

    Der anhaltende Druck auf das Geschäft des Konzerns und das Desaster in der Power-Sparte zeigten, dass ein Boden offenbar noch in weiter Ferne sei, sagte ein Händler. Es gebe zudem keine Indikation für einen möglichen Preis der zum Verkauf gestellten Sparte, ergänzte ein anderer. DZ-Bank-Analyst Jasko Terzic zeigte sich vom schnellen Verkauf und den hohen Abschreibungen überrascht. Die Dividende hält er für gefährdet. Aus Sicht von UBS-Analyst Gregor Kuglitsch steht der Konzern auch nach einem Verkauf des "Hauptproblems" weiter vor signifikanten Herausforderungen. So leide etwa das Industriegeschäft in einzelnen Einheiten weiter unter den Folgen des niedrigen Ölpreises.

    Die Probleme bei Industriedienstleistungen seien aber nicht mit den Schwierigkeiten im Kraftwerksgeschäft vergleichbar, beschwichtigte Utnegaard. Während die Energiewende in Deutschland das Kraftwerksgeschäft in weiten Teilen Europas praktisch lahm legte, stehe das Öl- und Gasgeschäft wegen des Schiefergas-Booms und des Billigöls in den USA wohl nur zeitweise unter Druck. Das Industriedienstleistungsgeschäft sei zudem breiter aufgestellt und berge viel geringere Projektrisiken. Ohne eine Internationalisierung hätte das Kraftwerksgeschäft nicht weiterentwickelt werden können. Ein möglicher Käufer könne dies besser als Bilfinger. Der Verkauf sei deshalb ein "logischer Schritt".

    ERSTE GEWINNWARNUNGEN BRACHEN KOCH DAS GENICK

    Im vergangenen Jahr hatte Bilfinger nach einer Serie von Gewinnwarnungen erstmals seit 1998 einen Verlust ausgewiesen. Dahinter steckten die Dauerflaute im europäischen Kraftwerksbau, die Zurückhaltung vieler Industriekunden bei Investitionen, Umbaukosten und millionenschwere Wertberichtigungen im Energiegeschäft. Auch im ersten Quartal konnte der Konzern nicht wirklich Tritt fassen. Erst Mitte April musste der Konzern seine Mitte März bestätigte Jahresprognose zurücknehmen.

    Den ehemaligen hessischen Ministerpräsident Roland Koch hatte die erste Gewinnwarnungsserie im vergangenen August den Job als Vorstandschef gekostet und auch Übergangschef Herbert Bodner, der aus dem Aufsichtsrat zurück an die Konzernspitze wechselte, konnte das Ruder bis zuletzt offenbar nicht herumreißen. Der erst seit wenigen Wochen amtierende neue Konzernchef Utnegaard handelte nun sofort und zog die Notbremse.

    WEITERE ÜBERRASCHUNGEN NICHT AUSGESCHLOSSEN

    "Mit dem klaren Fokus auf die Geschäftsfelder Industrial und Building and Facility stärken wir unsere Positionierung als führender internationaler Engineering- und Servicekonzern", begründete Utnegaard die Aufspaltung. Alle Geschäftsbereiche will er nun zudem einer "detaillierten strategischen Überprüfung" unterziehen. Die Ergebnisse sollen im Herbst vorliegen. "Wir wollen Bilfinger fit für die Zukunft machen", sagte Utnegaard.

    Im ersten Halbjahr rechnet der Konzern wegen hoher Abschreibungen auf Geschäfts- und Firmenwerte aber mit einem "deutlich negativen Konzernergebnis". Den Halbjahresbericht wollen die Mannheimer wie geplant am 12. August vorlegen, dann soll es auch einen Ausblick auf das Gesamtjahr geben. Im Verlauf des Jahres dürften Einmalaufwendungen zur Senkung der Fixkosten anfallen, kündigte Utnegaard aber schon jetzt an. Weitere negative Überraschungen sind also wohl nicht ausgeschlossen./jha/fri/stk




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