Mischfonds
Die Gretchenfrage: Gier oder Hirn?! - Seite 2
Gier oder Hirn?
Aber davon abgesehen: Die Warnsignale wurden in den letzten Wochen immer stärker. Der strategische Bias fast aller Aktienmärkte befand sich in einem Abwärtstrend, wenn er auch in Deutschland und Europa am schwächsten ausgeprägt war. Auch Zahlen zur Konjunktur in den USA und natürlich aus China gaben Anlass zur Sorge. Dennoch entwickelten sich viele Fondslieblinge schlechter als ihre Vergleichsindizes oder Kategorien. Aber bei derart volatilen Märkten sollte sich die Kritik an der kurzfristigen Under-Performance in Grenzen halten. Fonds sind für einen längerfristigen Anlagehorizont gedacht, nicht für den kurzfristigen Trade. Anleger sollten sich deshalb die selbstkritische Frage stellen, was bei ihnen die Oberhand hat: das Hirn die Gier, oder die Gier den gesunden Menschenverstand?
Und dann immer wieder dieser Blick auf die Benchmark und die Kategorie. Klar, will man als Fondsmanager besser sein als der Markt, oder auch als der Wettbewerber abschneiden. Das erfordert schon der sportliche Ehrgeiz und die Sorge um das einem anvertraute Geld seiner Anleger. Wir haben uns deshalb auch Prämisse gemacht, zunächst den langfristigen Erhalt des Kapitals sicherzustellen und dann eine ordentliche Wertentwicklung zu generieren. Und von uns einmal losgelöst: da können viele Mischfonds eine langfristig gute Bilanz vorweisen.
Ohne Benchmark
Trotzdem: Wir haben uns von jeglicher Art von Benchmark gelöst. Wir nehmen uns die Freiheit, das Portfolio unserer Mandate wie dem Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen und dem PRIMA- Globale Werte sehr flexibel zu gestalten. Deshalb fühlen wir uns mit dem Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen in der Morningstar-Kategorie „Mischfonds EUR flexibel“ gut aufgehoben. Wobei wir die Betonung auf „flexibel“ legen, vor allem was unsere Aktienquote betrifft. Bei einer durchschnittlichen Rendite von über 11 Prozent per anno seit Auflage (2008) fühlen wir uns in unserer Anlagestrategie durchaus bestätigt.
Dabei verfahren wir nach relativ einfachen Grundprinzipien: einer flexiblen Aktien-Cash-Quote und einer sehr sorgfältigen Einzeltitelauswahl nach Value-Kriterien. So favorisieren wir derzeit die Aktie der Washtec AG, die ein Aktienrückkaufprogramm gestartet hat. Auch die Aktie des österreichischen Telekommunikations- und Verkehrstelematik-Konzerns Kapsch findet sich seit einiger Zeit in unserem Portfolio.
Glück gehört dazu
Aber man muss natürlich auch Glück haben. Das erreichte uns Ende August, als es an den Börsen turbulent nach unten ging. Genau in dieser Zeit machte Mitsubishi Electric ein Übernahmeangebot für DeLclima, was die Aktie ein Kursplus von über 80 Prozent bescherte. Glück gehört halt auch dazu.
Als Fazit bleibt: Wir sind weiterhin skeptisch, was die weitere konjunkturelle Entwicklung anbelangt. Der Sentix-Konjunkturindex von Anfang letzter Woche tendierte rund um den Globus ins Negative. Wir behalten daher unsere Cash-Position bei und kaufen bei neuen Gelegenheiten schöne, eigentümergeführte Titel gezielt zu, wenn sich neue Chancen auftun. Aktuell ist dies Gerry Weber, wo wahrscheinlich außer der Familie Weber und uns keiner mehr Aktien des Unternehmens haben möchte. „Gerry Weber nach schwachen Zahlen völlig außer Mode“ lautete eine Schlagzeile. Mal schauen, wann sich der (Mode-)Trend zu unseren Gunsten wendet.