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    Kalte Dusche  3249  0 Kommentare Nach FOMC: Liquidität und Wachstum im Fokus - Seite 4

    Der Welthandel hat sich im Quartalsvergleich im ersten und zweiten Vierteljahr 2015 rückläufig entwickelt (im Chart nicht dargestellt – siehe auch hier). Das gab es seit der Finanzkrise 2008/2009 nicht mehr. Das Wachstum des Welthandels ist im allgemeinen etwas stärker als das Wachstum des globalen BIP. In den 1990er Jahren entwickelte sich der Welthandel besonders rasant, als die “Globalisierung” durchschlug.

    Seit der Finanzkrise aber entwickelt sich der Welthandel kaum noch stärker als das Welt-BIP. Ursachen sind die Wachstumsschwäche in Europa und jetzt auch in China, sowie etwa das Aufkommen des Frackings v.a. in den USA. Eine längere Phase einer schleppenden Wirtschaftsentwicklung in den industrialisierten Ländern (auch die USA können an die Wachstumsraten vor der Finanzkrise und auch vor der Jahrtausenwende nicht anknüfen) drückt das Welthandelsvolumen und die Nachfrage nach Rohstoffen. Das erschwert es den Ländern mit geringen Einkommen, die in der Regel die hauptsächlichen Rohstofflieferanten sind, reicher zu werden. Das wiederum tangiert die Absatzchancen der industrialisierten Ländern und wirkt auf die Entwicklung des Welt-BIP zurück. In dieser Situation muss man auch die Bemühungen zu Freihandelsabkommen sehen, die darauf abzielen, Handelsbeschränkungen einzureißen und den multinationalen (US-)Unternehmen den Weg in die Weltwirtschaft weiter zu ebnen.

    Die niedrigen Rohstoffpreise sind einerseits dem festen Dollar geschuldet, der CRB-Rohstoff-Index liegt aktuell knapp unter seinem Tief aus 2009. Andererseits wirkt sich hier das abflachende Wachstum der Weltwirtschaft und insbesondere das in China aus. Welchen Anteil das Land am weltweiten Rohstoffverbrauch hat, zeigt der folgende Chart:

    Rohstoffe sind seit den 1990er Jahren selbst zu Finanzmarktassets geworden. Die Geldflut der Zentralbanken hat Überproduktion und Lagerhaltung von Rohstoffen in großem Stil begünstigt. Lange Zeit wurden Rohstoffe zu immer weiter sinkenden Preisen abgenommen und eingelagert. Erst wenn sich Angebot und tatsächlicher Verbrauch angeglichen haben, dürfte ein Boden bei den Rohstoffpreisen erreicht sein. Hierfür gibt es bisher nur einige wenig belastbare Anzeichen.

    Abschließend zu China zwei weitere Charts, die mehr oder weniger für sich selbst sprechen:

    Die chinesische Industrieproduktion ist seit Jahren konsistent rückläufig.

    Die private Verschuldung in Relation zum BIP geht genau in die andere Richtung, sie hat sich seit 2009 fast verdoppelt und liegt nun auf einem Niveau, wo historisch in anderen Volkswirtschaften eine schwere Wirtschaftskrise ausbrach (Chartquelle).

    Beide Zeitreihen zusammen weisen auf eine sehr zugespitzte Situation hin. Mag sein, dass die Allmacht der chinesischen Führungsclique die faulen Kredite des Bankensystems (weiter) unter den Teppich kehren und den offenen Ausbruch einer Krise vermeiden kann. Wenn das möglich sein sollte, dann dürfte das gerade in einer Situation, in der die Weltwirtschaft alles andere als überschäumt, nicht ohne heftige Bremsspuren im eigenen Land abgehen.

    Die Fed hat ganz offiziell von Wachstumsschäche und von den Schwellenländern, insbesondere von China ausgehenden Belastungen gesprochen: Für die Finanzmärkte wird es jetzt ein Ritt auf der Rasierklinge. Was kommt zuerst? Der geordnete Abverkauf von in der Aktienrallye seit 2009 angehäuften Bestände zu möglichst hohen Kursen oder der Notverkauf in Panik, ausgelöst etwa durch ein „Kreditereignis“. Möglicherweise kommt zuerst ein Test der jüngsten Tiefs oder zumindest der Untergrenzen der aktuellen Handelsspannen (beim S&P 500 1910, bzw. 1870 als Reaktionstief).


    Quelle: http://www.timepatternanalysis.de/Blog/2015/09/19/nach-fomc-liquiditat ...

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    Klaus Singer
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    Kalte Dusche Nach FOMC: Liquidität und Wachstum im Fokus - Seite 4 Die Fed hat die Leitzinsen unverändert gelassen und das mit dem schwachen globalen Wirtschaftswachstum, der Volatilität an den Finanzmärkten und der niedrigen Inflation begründet. Ausdrücklich wird auch auf China Bezug genommen. Zugleich hat …