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     1182  0 Kommentare Das unterschätzte Finanzmarktrisiko: Der Zerfall Europas

    Seit 1990 hat sich Europa immer mehr integriert. Mittlerweile haben 19 Staaten sogar eine gemeinsame Währung. Dem Ziel einer europäischen Stabilitäts- und Wertegemeinschaft schien man immer näher zu kommen. Europa entwickelte sich zum Block, der sich gegenüber den geopolitischen Machtzentren USA, China oder den Emerging Markets insgesamt gut aufgestellt hatte. Selbst Amerika schien zumindest damals Respekt vor dem neuen „geeinten“ Europa zu haben.


    Die Stabilitätsunion ist zu einem Etikettenschwindel geworden

    Eine schöne Vision! Und heute? Auf der Verpackung der Eurozone steht zwar noch Stabilitätsunion drauf, es ist aber längst Schuldenunion drin: Das Verbot zwischenstaatlicher Finanzhilfen wurde ebenso aufgegeben wie das Verbot der Staatsfinanzierung durch die EZB. Aber die politische Klasse meinte wohl, dass die Aufgabe der finanz- und geldpolitischen Stabilität „alternativlos“ sei, um die Stabilität der Eurozone an sich zu retten. Und gemäß diesem Stabilitätsgeiste hat Griechenland seit März 2010 nicht nur einmal Hilfe empfangen - wie zunächst versprochen - sondern mittlerweile bereits dreimal. Man muss kein Prophet sein, um zu wissen, dass Hilfspakete vier ff. auch noch kommen. Überhaupt, warum sollte die EZB nicht auch noch griechische Staatspapiere aufkaufen? Wenn man alles Euro-Stabilitätsgeschirr zerschlagen hat, braucht man doch vor der letzten Tasse nicht Halt zu machen. Immerhin würde man mit diesem zinsdrückenden, haushaltsentlastenden Trick einen unter normalen Umständen dringend notwendigen griechischen Schuldenschnitt unnötig machen. Wer will Griechenland da aus der Eurozone entlassen und im Extremfall die Existenzfrage der Eurozone stellen? Zum Schluss können die Euro-Politiker auch noch behaupten, dass die Eurozone wieder an Stabilität gewinnt. Für jeden kommt einmal die Stunde der Wahrheit und dann heißt es lügen, lügen, lügen.

    Mit dieser an einem Hit der Hardrock-Band Dire Straits, nämlich „Money for nothing“,  orientierten Geldpolitik wird auch zukünftig jede Finanz-, Schulden- oder Bankenkrise platt wie eine Flunder gekloppt. Damit steckt die EZB in einem fürchterlichen Dilemma: Wird sie geldpolitisch restriktiv, fördert sie eine neue Euro-Staatsschuldenkrise über steigende Anleiherenditen. Hält sie dagegen an ihren großzügigen Anleiheaufkäufen fest oder forciert sie sogar noch, fördert sie damit den Reform-Schlendrian, da nationale Finanzpolitiker keine Risikoaufschläge bei Anleihen zu befürchten haben.

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    Robert Halver
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    Robert Halver verfügt über langjährige Erfahrung als Kapitalmarkt- und Börsenkommentator und ist durch regelmäßige Medienauftritte bei Fernsehsendern und Radiostationen, auf Fachveranstaltungen und Anlegermessen sowie Fachpublikationen und als Kolumnist einem breiten Anlegerpublikum bekannt. Seine Markenzeichen, die unterhaltsame, bildhafte Sprache, kommen bei keinem seiner Auftritte zu kurz.

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    Verfasst von Robert Halver
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