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    Am seidenen Faden  10123  2 Kommentare Im Würgegriff der Finanzinvestoren - Stürzt die Eurozone erneut ins Chaos?

    So klein und doch so mächtig - Eine weitgehend unbekannte Ratingagentur könnte die Eurozone zurück ins Chaos stürzen. Besonders pikant: Diese wird von Finanzinvestoren kontrolliert, die ein gewisses Eigeninteresse verfolgen. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.

    Portugal ist zurück im Scheinwerferlicht der Eurozone. Nach dem Sturz der konservativen Regierung drängt ein Linksbündnis aus Sozialisten und Kommunisten an die Macht. Erinnerungen an Syriza und das monatelange Griechenland-Chaos werden wach.

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    Viele fürchten eine Rückkehr der Eurokrise, dieses Mal mit Portugal als Brandherd. Ob diese tatsächlich zurückkommt, hängt nicht zuletzt von vier Buchstaben ab: DBRS. Dahinter verbirgt sich eine weitgehend unbekannte Ratingagentur. Doch der Eindruck täuscht. In Wahrheit entscheidet die kanadische Firma womöglich über das Schicksal der gesamten Eurozone.

    Linke Machtübernahme oder Neuwahlen?

    In Lissabon geht es derzeit drunter und drüber. Am Dienstag wurde die langjährige Regierung unter dem konservativen Ministerpräsidenten Pedro Passos Coelho per Misstrauensvotum gestürzt (Mehr dazu hier). Zuvor hatte sie bereits die Mehrheit bei den Parlamentswahlen verloren. Nach dem Sturz greift nun die Opposition aus Sozialisten und Kommunisten nach der Macht. Aber ob Staatspräsident Aníbal Cavaco Silva ihnen tatsächlich den Regierungsauftrag erteilen wird, ist ungewiss. Alternativ könnte er auch Neuwahlen ausrufen, die allerdings erst im kommenden Jahr stattfinden könnten. „Der Präsident hat also die Wahl zwischen Pest und Cholera“, kommentiert „Spiegel Online“ das portugiesische Regierungschaos.

    Wenn Investoren etwas nicht mögen, dann ist es Unsicherheit. Kein Wunder also, dass einige angesichts der Lage in Portugal bereits die Rückkehr der Eurokrise heraufbeschwören. Zumal das Linksbündnis bereits angekündigt hat, mit der eisernen Sparpolitik des Landes brechen zu wollen. Stattdessen soll der Mindestlohn angehoben, eine Reichensteuer eingeführt sowie Renten- und Lohnkürzungen zurückgenommen werden, berichtet die „F.A.Z“.

    Womöglich wird die Entscheidung über die Zukunft Portugals bzw. der gesamten Eurozone ohnehin an ganz anderer Stelle gefällt. Nämlich im 6.000 km entfernten Toronto, wie die „Welt“ bemerkt.

    Klein, aber mächtig – die Ratingagentur DBRS

    Standard & Poor`s, Moody`s, Fitch – das sind die drei großen Ratingagenturen, die mit ihren Bewertungen die Märkte entscheidend beeinflussen können. Was aber kaum jemand weiß: Daneben gibt es noch die Dominion Bond Rating Service (DBRS). Die kanadische Ratingagentur mag zwar nicht annähernd so bekannt sein wie ihre US-amerikanischen Pendants. In Sachen Einfluss hat sie dennoch ein gehöriges Wörtchen mitzureden. Und genau das wirft Fragen auf.

    Denn die DBRS ist alles andere als unbefangen. Hinter der Ratingagentur verbirgt sich ein Finanzkonsortium unter der Führung der Carlyle Group. Die US-amerikanische Private-Equity-Gesellschaft, ein Schwergewicht in der Branche der Vermögensverwalter, übernahm DBRS 2015 gemeinsam mit weiteren Investoren. Nichtsdestotrotz werden die DBRS-Ratings von der Europäischen Zentralbank (EZB) seit 2007 offiziell anerkannt. Das bedeutet, dass die EZB sowohl die Bewertungen von S&P, Fitch und Moody`s als auch die von DBRS bei ihren Anleihekäufen berücksichtigen muss. Dabei gilt: Das jeweils beste Rating wird zur Beurteilung eines Papiers herangezogen.

    DBRS-Rating ist das Zünglein an der Waage

    Im Fall Portugal ist die Bewertung der drei großen eindeutig - Sie alle stufen das Land auf Ramschniveau ein. Lediglich die DBRS hält Portugal auf einer Bonitätsstufe über Ramsch. Das wiederum erlaubt der EZB bislang, portugiesische Anleihen aufzukaufen bzw. diese als Sicherheiten zu akzeptieren. Sollte die DBRS das Land aber herabstufen, wären der EZB theoretisch die Hände gebunden. Dann dürfte sie weder Anleihen aufkaufen, noch dürften Banken portugiesische Staatspapiere als Sicherheiten einreichen. Portugal wäre also auf dem Finanzmarkt auf sich alleine gestellt. Keine leichte Aufgabe, wenn man bedenkt, dass mit der Herabstufung auch die Risikozuschläge nach oben schnellen dürften.

    Das Schicksal Portugals liegt damit in den Händen einer weitgehend unbekannten Ratingagentur, die von Finanzinvestoren kontrolliert wird. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt. Diese entscheidet turnusmäßig am Freitag, ob sie Portugal auf Ramschniveau herabstuft oder nicht. Nicht nur Portugal, sondern die gesamte Eurozone zittert dieser Entscheidung entgegen.

    Lesen Sie zu diesem Thema auch: Ziemlich beste Freunde – So nah stehen sich EZB und Finanzindustrie wirklich





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