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    Terminkalender zeigen  2433  0 Kommentare Ziemlich beste Freunde - So nah stehen sich EZB und Finanzindustrie wirklich

    Wann wird Nähe zum Problem? Etwa, wenn sich EZB-Mitglieder unmittelbar vor wichtigen Entscheidungen mit hochrangigen Finanzakteuren treffen? Genau das scheint nämlich gängige Praxis zu sein.

    Ein Markt besteht naturgemäß aus verschiedenen Akteuren. Die einen agieren, die anderen kontrollieren. Klar, dass dabei auch ein gewisser Austausch zwischen beiden stattfinden muss. Doch wo verläuft die Grenze zwischen Austausch und Einflussnahme? Und wie nah dürfen sich Marktteilnehmer und Marktkontrolleure tatsächlich sein? Ein Bericht der „Financial Times“ wirft genau diese Fragen auf.

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    Demnach sollen sich Mitglieder des EZB-Direktoriums im Vorfeld wichtiger Entscheidungen mit hochrangigen Vertretern der Finanzbranche getroffen haben. Das zeigten die Terminkalender der EZB-Spitzenkräfte, die der „FT“ exklusiv vorliegen. So geschehen beispielsweise im September 2014, als die EZB überraschend den Leitzins auf 0,05 Prozent senkte. Einen Tag vor der EZB-Sitzung trafen sich laut „FT“ die beiden Direktoriumsmitglieder Benoît Cœuré und Yves Mersch mit Mitarbeitern der UBS. Noch am Morgen vor der Sitzung soll Cœuré darüber hinaus auch mit Vertretern von BNP Paribas zusammengekommen sein.

    Muss das sein? EZB sagt ja!

    Offenbar ist der EZB-Direktor ein besonders gern gesehener Gast in der Finanzbranche. Das mag vor allem der Tatsache geschuldet sein, dass er für die Umsetzung der Geldpolitik verantwortlich ist und daher ein engeres Verhältnis zu den Marktteilnehmern muss. Trotzdem wirft es Fragen auf, wenn Cœuré einen so wichtigen Akteur wie BlackRock trifft und das einen Tag, bevor die EZB im März dieses Jahres die Details ihrer Staatsanleihekäufe bekannt gibt (siehe hier).

    Im Sommer dieses Jahres kamen schließlich EZB-Vizepräsident Vítor Constâncio und Chefökonom Peter Praet mit Algebris, einem Hedgefonds, zusammen. Zu diesem Zeitpunkt befand sich die Griechenlandkrise auf ihrem Höhepunkt. Das Schicksal der griechischen Banken lag in den Händen der EZB, beinahe täglich beriet sich das Direktorium über die weiteren Schritte (wallstreet:online berichtete). Keine der genannten Personen oder Unternehmen wollte sich zu dem Bericht äußern. Die EZB selbst verweist lediglich auf ihre geldpolitischen Aufgaben, aus denen sich die Notwendigkeit eines Austauschs mit Marktteilnehmern zwangsläufig ergebe. Das Weitergeben von marktrelevanten Informationen sei dabei allerdings strikt verboten. Darüber hinaus schreiben EZB-Regularien den Mitgliedern eine allgemeine „Ruheperiode“ vor. Diese besagt, dass sie sich in der Woche vor wichtigen Entscheidungen nicht öffentlich äußern dürfen.

    Cœuré schon einmal in Insiderskandal verwickelt

    Auch die „Financial Times“ betont, die Treffen allein lieferten keine Anhaltspunkte, dass tatsächlich marktrelevante Informationen weitergeben oder sonstige EZB-Regularien missachtet wurden. Ein bitterer Beigeschmack bleibt dennoch. Zumal es tatsächlich schon vorgekommen ist, dass Insiderinformationen weitergegeben wurden. Im Mittelpunkt dieser Affäre: EZB-Direktor Benoît Cœuré.

    Hedgefondsmanager erhalten exklusive EZB-Informationen, während die übrigen Marktteilnehmer ahnungslos schlafen. Dieser Skandal sorgte im Mai dieses Jahres für Aufregung. Cœuré plauderte bei einer Konferenz mit wichtigen Finanzakteuren aus dem Nähkästchen der Europäischen Zentralbank (EZB). Dabei gab er unter anderem auch brisante Details zum Anleiheprogramm der EZB bekannt, die alle anderen Marktteilnehmer erst am nächsten Tag bei der offiziellen Pressekonferenz erfuhren. Die Hedgefonds hatten dadurch einen entscheidenden Informationssprung, den sie natürlich für sich zu nutzen wussten (siehe: Raubtierfütterung – EZB wirft Hedgefonds Insiderinformationen zum Fraß vor). Die EZB entschuldigte sich im Nachhinein für die „peinliche Kommunikationspanne“, wie sie es nannte. Als Reaktion darauf schaffte sie die Vorabinformationen … Nein, nicht für Hedgefonds … sondern für Journalisten ab (Mehr dazu hier: Exklusivität für Hedgefonds und Banken – Journalisten müssen künftig draußen bleiben?).



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