Wendepunkt voraus?
Apple, Google, Netflix – Monat der Wahrheit
Während beim DAX klare Trendbewegungen vorerst kaum zu erwarten sind, stehen die amerikanischen Börsen vor einer großen Richtungsentscheidung. Der S&P 500 schloss zu Beginn der vergangenen Woche auf dem höchsten Stand seit Anfang November. Rund ein Prozent darüber bei 2134 Punkten liegt das Rekordhoch aus 2015. Keine Klarheit über den Zeitpunkt der nächsten Zinsanhebung brachte die Rede von US-Notenbankchefin Janet Yellen. Die Wetten der Händler liefern hingegen ein deutliches Bild: Nur vier Prozent rechnen noch mit einer Anhebung im Juni, 27 Prozent mit einem Zinsschritt Ende Juli.
Sollte der S&P 500 die Barriere überwinden, wären viele Akteure unter Zugzwang und müssten ihre Aktienquote kräftig ausbauen. Zuletzt ist zwar der Anteil der optimistischen Investoren kräftig auf 30 Prozent gestiegen. Dennoch liegt die Quote der Bullen weiterhin klar unter dem langfristigen Durchschnitt von 39 Prozent, während das neutrale Lager gut gefüllt bleibt. Für einen Ausbruch auf der Oberseite spricht die verbesserte Marktbreite. Immer mehr Sektoren wie die Banken/Broker, Gesundheitswerte und zyklischen Konsumtitel wechselten in den vergangenen Wochen in die Gewinnzone. Durch die breite Aufwärtsbewegung in nahezu allen Branchen steht der Anstieg des S&P 500 aktuell auf einem guten Fundament. Besonders die Versorger und Energietitel legten seit Jahresbeginn kräftig zu.
Wendepunkt voraus?
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Positiv ist auch die jüngste Erholung im Technologiesegment zu sehen. Die gute Stimmung bei den Schwergewichten Facebook, Amazon, Netflix und Google – bekannt auch als FANG-Index – ließ den Nasdaq 100 wieder in Reichweite des 2015er-Hochs steigen. Zu nachhaltigen Aufwärtsbewegungen an den US-Märkten kam es in der Vergangenheit meist nur dann, wenn sich die Technologieaktien besser entwickelten als der Gesamtmarkt. Überwindet der S&P 500 seine Bestmarke, sollte dies auch zwingend durch den Nasdaq 100 mit ebenfalls frischen Bestmarken bestätigt werden. Andernfalls ist das Risiko eines Fehlausbruchs als sehr hoch anzusiedeln. Allerdings hat die jüngste Aufwärtsbewegung auch negative Folgen: Inzwischen notieren knapp 85 Prozent der Aktien im S&P 500 über ihrem mittelfristigen 100-Tage-Durchschnitt. Ähnlich hohe Quoten bildeten sich in der Vergangenheit häufig an oberen Wendepunkten.