checkAd

     1596  0 Kommentare Ist Globalisierung noch Vision oder schon Schimpfwort?

    Die 20 weltwirtschaftlich Reichen und Schönen - die bedeutendsten Industrie- und Schwellenländer - haben sich kürzlich im chinesischen Hangzhou zu ihrem G20-Gipfel getroffen. Dieser Club repräsentiert 80 Prozent des globalen Bruttoinlandsprodukts und ist sozusagen die Champions League der Weltkonjunktur.
    Seit dem Fall des Eisernen Vorhangs ist der Welthandel explodiert und erreichte 2007 seinen Gipfel. Vor allem dank der Schwellenländer wuchs die Weltkonjunktur wie Spargel im Frühling, der Exportnationen wie Deutschland sehr mundete. Damals fand auch noch die letzte deutsche Kuckucksuhr irgendwo in der Welt einen Abnehmer. Mit seinem hervorragenden Industrie-Know How war Deutschland der klare Globalisierungsgewinner und lange Zeit Export-Weltmeister. Deutschland ließ in Asien und China die Drehbänke laufen, ja Deutschland industrialisierte die Schwellenländer.
    Unterstützt wurde die Globalisierung vom damaligen weltfinanzwirtschaftlichen Zeitgeist. In die BRIC-Staaten zu investieren war angesagt und machte aufgrund der guten Renditen auch richtig gute Anlegerlaune. Die Kapitalzuflucht nährte die Kapitalzuflucht und schaffte Schlaraffenland ähnliche Investitionsbedingungen. So wuchs die Weltkonjunktur 2007 um fast 5,7 Prozent. Globalisierung war damals so populär wie Popcorn und Cola im Kino.

    Die Immobilienkrise beendete vorerst die Happy Hour der Globalisierung

    Dann aber wirkte das Platzen der Immobilienblase 2008 auf die Globalisierungs-Euphorie wie die frühzeitige Rückkehr der Eltern auf eine heimliche Hausparty von Jugendlichen. 2009 geriet die Weltwirtschaft sogar in die Rezession. Immerhin schworen sich damals die großen Wirtschaftsnationen gegenseitig, nicht wie in den 30er-Jahren globale Handelskriege anzuzetteln, die die weltkonjunkturelle Deflation noch verstärkt hätten.

    Tatsächlich kam es 2010 zu einem ordentlichen Wiederaufbäumen der Weltwirtschaft. Doch das hatte eher starke Ähnlichkeit mit einer angeschlagenen Beziehung nach der Paar-Therapie. Erst rauft man sich zusammen und verfällt dann doch wieder in die alten Fehlverhaltensmuster. Seitdem flacht sich die Weltwirtschaft ab und wird in diesem Jahr mit etwa 2,9 Prozent so schwach wachsen wie noch nie im neuen Jahrtausend.

     


    Natürlich, selbst Schwellenländer können nicht jedes Jahr zweistellig wachsen, ohne Konjunkturblasen zu verursachen, die irgendwann mit allen schrecklichen Konsequenzen platzen. Ihr struktureller Umbau zu Konsum und Dienstleistungen ist insofern gesund, da nachhaltiges Wachstum gefördert wird. Nachhaltig heißt jedoch gleichzeitig weniger hohe Nachfrage zuungunsten der Weltwirtschaft.  
    Seite 1 von 4




    Robert Halver
    0 Follower
    Autor folgen
    Mehr anzeigen

    Robert Halver verfügt über langjährige Erfahrung als Kapitalmarkt- und Börsenkommentator und ist durch regelmäßige Medienauftritte bei Fernsehsendern und Radiostationen, auf Fachveranstaltungen und Anlegermessen sowie Fachpublikationen und als Kolumnist einem breiten Anlegerpublikum bekannt. Seine Markenzeichen, die unterhaltsame, bildhafte Sprache, kommen bei keinem seiner Auftritte zu kurz.

    Lesen Sie das Buch von Robert Halver*
    *Werbelink

     

    Mehr anzeigen
    Verfasst von Robert Halver
    Ist Globalisierung noch Vision oder schon Schimpfwort? Die 20 weltwirtschaftlich Reichen und Schönen - die bedeutendsten Industrie- und Schwellenländer - haben sich kürzlich im chinesischen Hangzhou zu ihrem G20-Gipfel getroffen. Dieser Club repräsentiert 80 Prozent des globalen …